Hier nun also der verspätete Bericht über den Auftritt der Zweiten in Schwartau. Ich brauchte Zeit, um mein katastrophales Spiel zu verarbeiten. Wir also gegen Schwartau. Lokalderby, alte Rivalen und dann noch acht entschiedene Partien. Also Drama, Spektakel, ein Kampf auf Biegen und Brechen? Irgendwie nichts von alledem. Dafür war der Kampf als Ganzes und jede einzelne Partie für sich zu einseitig gewesen.

Frederik Svane brachte uns früh in Führung. Er war zwar der jüngste im Spielsaal, aber was er mit seinem Gegner Andreas Masio veranstaltete war alles andere als jugendfrei und erinnerte doch stark an die großen Klassiker des amerikanischen Splatterfilms.

Alsbald folgte das 2:0 an Brett acht durch Jens Eisheh gegen Patrick Saß. Jens hatte sich mit seinem „ Kumpel“ Sergei Tiviakov intensiv auf seinen Gegner vorbereitet, musste aber schon sehr früh selbstständig denken. Patrick spielte schon arg unkonventionell, was ihm letztlich dann auch die Partie kostete. Wenn mann es nicht besser wüsste, hätte man glatt vermuten können, dass er die von Jens gewählte doch recht gängige Zugreinfolge vorher noch nie in seinem Leben gesehen hatte. „ Also das was du da gespielt hast, habe ich vorher noch nie in meinem Leben gesehen“, war das erste, was Jens nach der Partie von seinem Gegenüber zu hören bekam. Ach so. Na dann.

Am Brett von Tigran Poghosyan kam der Gastgeber durch Thomas Schmid nochmal heran. Tigran hatte ziemlich enigmatisch seine Dame ganz alleine in Richtung des gegnerischen Königsflügels gezogen. Aus welchen Gründen entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht hatte er Angst, dass seiner Königin langweilig werden könnte, vielleicht wollte er aber auch einfach mal Buh machen. Doch ein Kerl von der Küste lässt sich von einem einsamen Mädel das hart am Wind segelt natürlich nicht in´s Bockshorn jagen. Und so drang Thomas am Damenflügel ein und richtete dort irreparablen Schaden an.

Doch Ecki Reuß stellte schon bald die Zweipunkteführung wieder her.Sein Gegner Christoph Simon hatte sich Stonewallmässig aufgebaut und wie dort nicht unüblich einen mächtigen Springer auf e4 installiert. Doch Ecki spielte geschickt um den Stolz der schwarzen Stellung herum, vertrieb dann den Springer von seinem Idealfeld, übernahm die Initiative und heimste schließlich gewinnbringend Material ein. Eine typische Eckipartie voll sprödem Charme und schlichter Schönheit. Auch am Spitzenbrett behielten wir die Oberhand. Stefan Patzer hatte beschlossen, gegen das ewige Londoner System von Michael Ehrke so aktiv wie möglich zu spielen. Doch im Schach ist es wie in so vielen Dingen des Lebens; so aktiv wie möglich heißt noch lange nicht so gut wie möglich. Und so verlor Stefan nach einem kurzen taktischen Handgemenge eine Figur. Er erhielt hierfür zwar drei Bauern, die zudem noch potenzielle Freibauern waren, die aber doch noch sehr weit hinten standen und so eine sichere Beute für Michaels Mehrmaterial waren.

Den Sieg sicherte dann Wolf Reimer in seiner Partie gegen Oliver Schwarz. Wolf hatte als Schwarzer schnell das Heft in die Hand genommen und begann einige Angriffspläne zu schmieden. Es bleibt eine der Mysterien diese Kampfes warum Oliver in ehrfürchtigem Staunen tatenlos Wolfs Treiben zusah, bis es Zeit war die Uhr anzuhalten.

Ausgerechnet an meinem Brett konnte Thomas Tönniges Ergebniskosmetik für Schwartau betreiben. Ich kannte mich in der Eröffnung nicht besonders gut aus, erreichte aber zumindest eine Stellung für die der launige Spruch „ Beide Seiten stehen schlecht.“, seine Berechtigung hatte. Hätte ich nun einfach nichts gemacht, wäre es wohl auch meinem Gegner schwer gefallen Fortschritte zu machen. Bedauerlicherweise ist ausgerechnet das Schachbrett der Ort, an dem es mir so unendlich schwer fällt nichts zu machen. Ansonsten habe ich damit eigentlich kein Problem. So öffnete ich die Stellung und verschaffte so Thomas logische Pläne und Züge. Daran mangelte es mir, nicht zuletzt auch wegen fehlender Inspiration. Ich bekam nie wirklich Zugriff auf die Partie. Das abschließende Matt war zwar nicht schön dafür aber brutal. Das hat ja auch was für sich. Den Schlusspunkt setzte Bernard Weber in einer feinen Positionspartie gegen Friedrich Müller. Bernard hatte von Anfang an alles im Griff und gewann im Mittelspiel zwei Figuren gegen den Turm. Damit war die Sache aber noch nicht vorbei, denn Friedrich stand sehr aktiv. Doch unser Jugendwart opferte geschickt einen Bauern, um sich so ein Traumfeld für seinen Springer zu sichern, wonach eine Bauernumwandlung nicht mehr sinnvoll zu verhindern war. Insgeasmt eine sehr starke Leistung unser Mannschaft. Was mich betrifft, so habe ich mir vorgenommen meine Inspiration in den wichtigen, engen Kämpfen wiederzufinden. Sollte mir das nicht gelingen bleibt mir die tröstliche Gewissheit, dass meinem welken Schachflleisch   dann noch der logische Ausweg bleibt. Bezirksliga!