Sonntag Morgen, 6:16 Uhr. Der Wecker klingelt. Die Schlummertaste ist eine feine Sache. 6:25 Uhr - der Wecker klingelt erneut. Es hilft nichts. Aufstehen, der Jugendbundesligawettkampf im Delmenhorst steht an. Knapp 200 km liegen noch vor uns bis zum Wettkampf gegen einen Abstiegskandidaten. Eine Pflichtaufgabe, die aber auch erst mal erledigt werden muss. Und die sich dann als anspruchsvoller als erwartet zeigen sollte.
Viertel vor Acht geht es los am Vereinsheim. Ede und ich fahren. Das Team besteht aus Martin und Kevin Kololli, Tigran Poghosyan und Fin Tiedemann vom Stamm. Als Ersatz ist Max Dörp dabei. Am Rasthof Buddikate steigt noch Vitus Nassat als zweiter Ersatz zu. Die A1 bereitet keine Probleme und so sind wir 9:40 Uhr am Spielort.
Delmenhorst spielt auch mit 4 Stamm- und 2 Ersatzspielern. Es geht pünktlich los. Wir lassen die Jungs spielen. Die MFs von beiden Teams und Ede nehmen erst mal ein zweites Frühstück in einer nahe gelegenen Bäckerei ein. Als wir zurück sind hat sich noch nichts Entscheidendes getan. Das scheint kein einfacher Wettkampf zu werden. Das erste Ergebnis nach gut zwei Stunden dann auch ein Remis an Brett 4 bei Fin. Mit Schwarz hatte er etwas Druck auszuhalten, konnte aber stets das Gleichgewicht wahren.
Doch dann die erste Entscheidung zu unseren Gunsten. Tigran bringt uns mit 1,5:0.5 in Führung. Mit einer exzellenten Leistung, bei der er sowohl präzise Berechnung als auch eine erstaunliche Abgeklärtheit zeigte:
Es folgt das Remis an Brett 5 bei Max. Die Partie hat wohl nie die Remisbreite überschritten. Aber Max benötigt viel Zeit und so probiert sein 300 DWZ schwererer Gegner das bis im Endspiel wirklich nichts mehr drin ist. Dann kommt Aufregung in den Wettkampf. Die Delmenhorster Kiebitze tanzen auf dem Flur und wittern schon ein überraschendes 3:3 gegen uns. Was ist passiert? An Brett 6 haben sich Vitus und sein Gegner sehr viel Zeit für die ersten zwanzig Züge genommen. Ein Zeitvorteil von knapp 10 Minuten aber für Vitus. Da bringt Vitus ein atemraubendes, weil zweifelhaftes Läuferopfer. Wie er mir nach der Partie sagte, sah er sonst nichts Aktives mehr, wollte seinen Gegner bei wenig Zeit aber vor Probleme stellen. Vitus bekommt dafür nun auch eine Reihe von Schwindelchancen und verblüfft seinen Gegner im Nachfolgenden mit überraschenden Zügen. Diese und der Delmenhorster Erwartungsdruck scheinen Vitus' Gegner zu lähmen und er überschreitet bereits im 34. Zug die Zeit. Damit 3:1 für uns.
Das Remis für den Mannschaftssieg bringt dann Martin am Spitzenbrett ein. Hier kompensieren sich die größere Figurenaktivität bei Martin und ein Mehrbauer bei seinem Gegner. Den Schlusspunkt setzt dann Kevin an Brett 2 mit einer ganz starken Partie. Aus dem Mittelspiel bringt er aktivere Figuren und vereinzelte Bauern bei seinem Gegner ins Endspiel ein. Dort gelingt es ihm einen gedeckten Freibauern zu bilden. Der wird jedoch zunächst sicher durch einen gegnerischen Läufer blockiert. Es folgt eine lange Zeit des Zermürbens des Gegners durch Angriffe auf die schwachen Bauern. Und schließlich ist die Lücke da. Ein Turm kann eindringen und die Blockade des Freibauern beseitigen. Nach Umwandlung in eine Dame enden dann die Partie mit Kevins Sieg und der Wettkampf mit 4,5:1,5-Erfolg für uns.
Insgesamt war das wieder eine starke Leistung des ganzen Teams. Diese war nötig, da sich der Delmenhorster SK doch als hartnäckiger Gegner erwies. Das gibt auch Zuversicht für die Ende des Monats stattfindende DVM U20. Ins Neue Jahr gehen wir nun als Tabellenzweiter, zwei Mannschaftspunkte hinter Doppelbauer Kiel auf Platz 1 und einen Brettpunkt vor dem Hamburger SK.