Die Chance zur Revanche…irgendwo im Nirgendwo
Graue Nebelschwaden umgeben das Auto unserer Mannschaft, obwohl Nachmittag ist, erscheint der Wald um uns herum gespenstig dunkel und leer, ein abgestürztes Ortschaftsschild weißt uns den Weg, einzelne, verfallene Häuser lassen auf eine Zivilisation schließen, Max Dörp beginnt paranoid zu werden und erkennt sogar eine halbwegs moderne Brücke als Lebenszeichen…Kulisse eines schlechten Hollywood Filmes? Keines Wegs, ich beschreibe die Anreise unserer Mannschaft, bestehend aus Anton Kroschel, Philipp Stülcken, dem bereits erwähnten Max Dörp und mir, Lukas Nagy, zuzüglich unseres Fahrers, Trainers, Coaches und erstaunlich guter Autors von Horrorszenarien, Dr. Bernhard Weber, zum Jugend-Mannschaftspokal 2016 in Wilstermarsch.
Insgesamt gastierten drei Lübecker Mannschaften am Samstag, den 25.11.16, in Wilstermarsch, auch ein Team aus Harksheide fand seinen Weg nach Wilster, doch auch Neumünster und Bad Schwartau ließen es sich nicht nehmen, jeweils eine Jugendmannschaft in das K.O.-System Turnier zu schicken. Wilstermarsch selbst stellte ein Team. Es wurden Langzeitpartien gespielt, jede Mannschaft bestand aus vier Spielern, die in den folgenden Runde, vorausgesetzt man kommt weiter, beliebig vereinsintern wechseln dürfen. Ausgewertet wurden die Duelle nach Berliner Wertung. Dem aufmerksamen Leser müsste nach diesem Absatz etwas auffallen. Richtig! Wilstermarsch als Austragungsort zu wählen, ist absolut sinnlos, wenn man die Mannschaften betrachtet. Aber die Anfahrt, die uns demotiviert, muss er noch gebaut werden, 1 Stunde und 40 Minuten Fahrzeit waren zu überstehen.
Wir traten als LSV 1 an. Der LSV 2 bekam spielfrei (schönen Gruß an den Fahrer an dieser Stelle) und der LSV 3, bestehend aus Vitus Nassat, Joa-Max Bornholdt, Paul Saage und Niklas Senechal, saß dem Gastgeber, Wilstermarsch, gegenüber. Und wir? Wer sich an meinen Bericht von vorheriger Woche erinnert (für diejenigen die es versäumt haben, ist es hier nachzulesen) weisß dass Schwartau bereits vergangenen Sonntag unser Gegner in der Herren Bezirksliga war. Und heute bot sich Schwartau die Chance zum Re-Match, unsere direkten Nachbarn waren nämlich erneut unsere Gegner. In der Liga konnten wir Schwartau 5-3 besiegen, aber würde es erneut gelingen?
Aber zuerst einmal etwas zum restlichen Turnier, Harksheide, bestehend aus Kopylov, Oganessian, Köhler und Janke, hatte keinerlei Probleme gegen Neumünster, sie gewannen rasch mit 4-0 und waren somit eine Runde weiter. Lübeck 3 ging mit einer beruhigenden Führung ins Rennen, nachdem Paul und Niklas souverän die Punkte an den hinteren beiden Brettern sicherten. Doch Dank der Berliner Wertung blieb die Begegnung spannend, und zu allem Überfluss hatte Joa auch noch eine Qualität weniger. Doch nachdem Vitus gewann, stand fest, dass wir uns als nächste Mannschaft vom Organisator selbst verabschieden müssten. Der sicher Mannschaftssieg war für Joa jedoch weder Grund aufzugeben, noch sich auf ein Remis zu einigen, er spielte weiter und sein Kampfgeist wurde belohnt. Joa verwandelte seine verlorene Stellung in eine gewonnene uns erzielte somit das lupenreine 4-0 Endresultat.
Was blieb übrig? Unsere Begegnung gegen den SV Bad Schwartau. Es begann vorteilhaft für uns, Anton vollstreckte, an Brett eins, mit seiner Benoni-Verteidigung schnell und präzise, sein Angriff schlug durch und Jaro Pöschmann, sein Gegner, gab frühzeitig, mit Qualität und Bauer weniger, auf. Was er selbst davon dachte? Hier ein Bild aus seiner, von ihm erstellten, Snapchat Story:
Auch wenn Anton nun viel Freizeit hatte, war sein Sieg an Brett eins natürlich gut für uns. Wie sich in den nächsten Stunden zeigte, war er auch wichtig. Denn Philipp spielte ein wenig zu passiv gegen seinen rund 400 Punkte schwächeren Gegner an Brett 4, erst fühlte er sich, nach eigenen Angaben, überlegen, doch im Turmendspiel schenkte er schließlich Tarraschs Aussage Glauben und man einigte sich auf Remis. Schade, vielleicht sollte er in Zukunft in Partien, die er von der Zahl her gewinnen müsste, ein wenig offener und aggressiver spielen, denn manchmal klappt es nun mal nicht, wenn man solide spielt und auf die Fehler seines nominell schwächeren Kontrahenten hofft. So weit so gut, ärgerlich ist das Resultat nur für Philipp, uns brachte es einen Schritt näher an’s Ziel, ein Remis würde an meinem Brett drei nun reichen. Davon wollte ich aber von Anfang an nicht wissen. „How to beat the Dutch?“ Seht selbst:
Lukas Nagy gegen Frido Sallandt
1.d4 f5 2.c4 Sf6 3.Sc3 g6 4.Sf3 d6 5.Lg5 Lg7 6.Dd2 Sbd7 7.Lh6 0-0 8.Lxg7 Kxg7 9.Sg5 Sb6 10.e3 h6 11.Sf3 Sbd7 12.h4 c5 13.d5 Se4 14.Sxe4 fxe 15.Dc3+ Kg8 16.Sd2 Sf6 17.Le2 De8 18.0-0-0 Lg4 19.f3 exf 20.gxf Ld7 21.Tdg1 Kh7?? 22.Ld3 Tg8 23.h5 Lf5 24.e4 Ld7 25.e5 1-0
Foto Anton Kroschel
Der Jugendwart Dr. Bernhard Weber betitelte die Partie anschließend als „straight forward.“
Apropos Bernhard, dieser beschäftigte in der Zwischenzeit den spielfreien LSV 2 mit einer Simultanveranstalltung. Jakob Weinell, Jalel Silini, Kolja Maas und Alexandra Mundt hießen die Herausforderer unseres Fahrers. Bernhardt gewann drei Partien, nur gegen die Simultan-Bezwingerin von GM Niclas Huschenbeth scheiterte Bernhardt. Alexandra zeigt ein ums andere Mal ihre kühlen Kopf in Simultanspielen. Erst der Gromeister, jetzt der Jugendwart. Vielleicht hat Magnus Carlsen nach seinem WCC Match Zeit für ein Simultan, so langsam geraten wir in Personalmangel, bezüglich Simultanspieler für Alexandra. Aber ich schweife ab:
Wir standen unterdessen, nach meinem Sieg, als Gewinner fest, doch Max kämpfte noch in einer deutlich schlechteren Stellung gegen den Ex-Lübecker Alwin-Elias Schwerdt. Max stellte seine Endspielkenntnisse unter Beweis und hielt die Stellung im Remis. Wir verließen die Begegnung also ohne Verluste und gewannen erneut gegen Schwartau, diesmal deutlich mit 3-1. Somit stehen alle Lübecker Teams, plus TuRa Harksheide, im Halbfinale. Die nächste Runde soll planmäßig am 04. Februar 2017 stattfinden, die Paarungen sind noch nicht bekannt, es steht nur fest, dass zu mindestens zwei Lübecker Mannschaften den Einzug ins Finale unter sich ausmachen werden.
Bis dahin wünsche ich, von meiner Seite aus, schon einmal eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr.