Ich bin die Nummer 1!

Och nö! Eine Absage nach der anderen und schwupps sitze ich gegen Travemünde erstmals am Spitzenbrett der Bezirksliga B Ost. Haarige Sache, denn ich fühle ganz genau, dass alle den vollen Punkt von mir erwarten. Andererseits, trauen mir meine Mitspieler das überhaupt zu. Ich weiß nicht so recht. Jedenfalls entschließt sich Ede, selbst bei uns mitzuspielen, um Sicherheit und Stabilität ins Team zu bringen. Und es ist auch ein Zugzwang. Darf man Mister LSV enttäuschen? Och nö.

Jürgen Erich spielt nie mit gegen seinen alten Verein. Frank Jankowiak ist im Winterturnier engagiert. „Wir müssen ja nicht immer alle Punkte holen“, heißt es vor der Begegnung. Insgesamt sieht es dann aber doch recht schnell ziemlich gut aus für uns. Ich denke beinahe, dass ich ein schnelles Remis machen könnte, aber das Angebot rutscht mir doch nicht raus. Zumal ich den Eindruck habe: Jörg Gerstel will spielen.

An Brett 6 springt Philipp Stülcken seinen Gegner ziemlich an. Ich rechne mit einer Kurzpartie und dort steht dann auch wirklich das erste Ergebnis fest. Remis nach etwa 30 Zügen. In der Zwischenzeit steht Ede auf Gewinn, sein Gegner rechnet noch, kann aber in der Folge nichts mehr ausrichten. Es steht früh 1,5:0:5. Unser Neuzugang Manfred Brändle hat sich bald eine vorteilhafte Stellung aufs Brett gesetzt. Ich bin zuversichtlich. Auch Torsten Gerke ist ein meinen Augen im Vorteil, auch wenn er lange nach der besten Fortsetzung suchen muss. Wenn es sie gibt – Torsten hat sie nicht gefunden. Am Schluss wird er Unentschieden spielen und den 4:2-Sieg unterschreiben. Nach zwei Runden sind wir Tabellenführer.

Manfred gewinnt dann auch das Doppelturmendspiel recht sicher. Etwas überraschend verliert Michael ein eigentlich besser stehendes Turmendspiel. Genaues habe ich da gar nicht mitbekommen – das war eine unerwartete Null. Es bleiben damit nur noch ich und Torsten. Das sollten zu dem Zeitpunkt zwei sichere Remis sein. Jedenfalls, wenn ich diesmal eins anbiete, wird Jörg Gerstel es wohl annehmen. Aber jetzt warte ich lieber ab, ob es zum Unentschieden noch verderbe. Das passiert dann aber nicht mehr. Zu meiner Partie gibt es ein paar kleine Anmerkungen. 12)… Sfd5 hab ich von Carlsen gelernt – ich entferne die Springer vom Königsflügel (s. 8. WM-Runde) Nach 14)… f6 fingerten wir nach der Partie kurz an 15) Th3 herum. Vielleicht kann Weiß den Springer wirklich opfern, Schwarz kann schnell fehlgreifen. Es folgen feinsinnige Manöver und Deckungszüge von mir. Etwa 18)… Lb5. Das soll seinen mir unangenehmen Angreifer binden. Ich nehme dabei einem Doppelbauer in Kauf, um über die A-Linie eindringen zu können. 20)… Kh8 hab ich von Karjakin gelernt, der macht auch gerne viele Königszüge. Ich spiele auch recht schnell. Wie Anand. Im 34. Zug kann Weiß nicht verhindern, dass ein Turmpaar getauscht wird – soll ich das tun? Und: Wer zeigt mir vom 35. Zug an, wie man es richtig macht? Auch eine Nummer 1 braucht einmal Hilfe.

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