Mühsame Aufstellung

Eine Woche vor dem Punktspiel gegen Schwarzenbek hatte ich von den Stammspielern 7,5 zusammen. Ich war ganz entspannt, aber am Dienstag hatte ich nur noch 6 Spieler. Unsere Spielerliste umfasst insgesamt 21, ich begann die Ersatzleute abzufragen und bekam dabei nur Absagen. Ich kürze das ganze ab, vielen Dank an Ede, Nicole, Werner und Philipp, dass wir heute mit 8 Leuten antreten konnten.

Unser Vereinsheim war mit LSV I belegt, wir mussten also mit 4 Mannschaften diesmal in die Mensa des Johanneums ausweichen. Herrliche Atmosphäre morgens um 9 am Rande der Lübecker Altstadt, leichter Morgendunst bei Minusgraden, nur einige Schachspieler huschen eilig durch die Straßen. Zum Aufbauen waren genügend helfende Hände vor Ort, irgendwann war auch LSV V vollzählig. Schwarzenbek begann den Kampf zunächst mit 6 Spielern, Brett 2 erschien eine Viertelstunde später, mein Gegner an Brett 5 hatte Probleme mit der Bahn und war eine halbe Stunde nach Spielbeginn am Brett.

Er stellte sich mit Weiß etwas krumm auf, machte dazu früh noch einen Zug, der seine eigene Stellung ziemlich schwächte. Ich spürte es sofort an seiner Körperhaltung, nachdem er den Zug gemacht hatte. Wollte er mich nur täuschen oder war es tatsächlich ein schwacher Zug? Es war ein schwächender Zug, kurz darauf hatte ich das Gefühl, eine Stellung aus einer Taktikaufgabe vor mir zu haben. Forciert gewann ich eine Qualität, Weiß hatte daraufhin keine Lust mehr, weiter zu spielen. Um 12:00 Uhr führten wir 1:0.

Mher Sahakyan hatte an Brett 1 gegen Heiko Kitschke einen Bauern weniger, das Turmendspiel konnte er nicht halten, Ausgleich zum 1:1.

Gegen 13:00 Uhr gewann Horst Mentlein an Brett 2 seine Partie gegen Thomas Bollow und Werner Erfkamp an Brett 8, der von Anfang an besser stand, vollendete ebenfalls. Wir lagen 3:1 vorn. Philipp an Brett 7 hatte einen vielversprechenden Materialvorteil (2 Bauern), Afik an Brett 6 stand aber bereits auf Verlust. Die Bretter 3 und 4 sahen remislich bis undurchschaubar aus, allerdings ging es auf die erste Zeitkontrolle zu.

Kurz vor 14:00 Uhr warf Philipps Gegner ein paar Nebelkerzen, verkomplizierte die Stellung und bot remis an, da Philipps Zeit knapp geworden war. Dieser spielte allerdings weiter und das Thema hatte sich dann mit einer eingestellten Figur erledigt, wir lagen 4:1 vorne.

Matthias Fenski und Rüdiger Kempin (Brett 3) spielten eine eher positionelle Partie, aber die Zeitnotphase hatte Dramatik zu bieten. Ich habe es lange nicht gesehen, dass jemand (hier Rüdiger) seine Zeit bis auf 1 (in Worten eine) Sekunde ablaufen ließ bis er einen Zug machte. Ob die Stellung im Gleichgewicht war, kann ich nicht beurteilen, Matthias sprach von einem Remisangebot in besserer Stellung. Das war der Sieghalbpunkt.

Axel hatte lange eine ausgeglichene Stellung, es drehte sich vor allem um das Zentrum und den Damenflügel. In beginnender Zeitnot zettelte er Streit am Königsflügel an und begann, dort Drohungen aufzustellen und Linien zu öffnen. Seht selbst.

Akif hatte sich lange verteidigt, mit nur einem Läufer (und Turm) gegen eine Dame (und Turm), dafür aber verbundene Freibauern. Aller Widerstand war aber vergeblich, unser Sieg stand aber bereits fest. Somit ist seine Niederlage zu verkraften.

Es war wichtig, dass wir heute zu acht antreten konnten. Es war auch wichtig, dass wir gegen Schwarzenbek direkt punkten konnten. Unser Ziel ist schließlich, den Abstieg zu vermeiden. Wenn ich mir allerdings die Tabelle nach diesem Spieltag ansehe, traue ich meinen Augen kaum. Alles ist möglich.

Schön fand ich, dass vier LSV-Mannschaften zusammen an einem Ort gespielt haben. Ich habe Leute getroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Ich glaube, allen war klar, dass der Spielort etwas improvisiert war. Der Hinweis auf die Toiletten wurde humorvoll als Schnitzeljagd verkauft, für nur sitzende Schachspieler müssen wir noch etwas an der Wärmeversorgung arbeiten. Abgesehen davon hat die Mensa des Johanneums echt Flair.