Lisa Sickmann ist Deutsche Meisterin 2020 (Altergruppe U10w)!

Kleines Tagebuch aus der Ferne von Olaf Sickmann (Vater

 

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Ja, Lisa hat es geschafft und ist Deutsche Meisterin geworden. In den letzten Tagen haben meine Frau Anja und ich viele Glückwünsche entgegengenommen und immer mal wieder kam die Frage von dem einen oder anderen auf: Wie hat sie das geschafft? Die Hauptantwort darauf lautet: Weil sie es wollte! Und natürlich haben wir in den vergangenen drei Jahren viel Unterstützung gehabt – schachlich, finanziell und moralisch. Man kann daher gar nicht genau sagen, dieser oder jener Punkt war ausschlaggebend, sondern das hat sich einfach alles natürlich dahin entwickelt. Wir möchten uns an dieser Stelle namentlich bei allen folgenden Personen, Vereinen, Stiftungen etc. für alles bedanken, was sie für uns in den letzten Jahren getan haben – in welcher Form auch immer (sorry, falls wir jemanden vergessen haben sollten): Marcel Klemmer, Michael Weiss, Natasa Strizak, Wolfgang Krüger, Marco Frohberg, Christoph Stäblein, Wolfgang Pajeken, Anna-Blume Giede, Martin Kololli, Peter Solar, Minh Dat Tran, Melanie Tran, Hanna Tran, Ida Rosin, Lübecker SV, Segeberger SF, Martin Reinke, Familie Thomas Nitsche, Familie Werner Sickmann, Dina Dove, Justus Sommer, Reinhard Depping, Nicole Hellenbroich, Kerstin Bosselmann, Horst-BuschSportlerstiftung, Heiko Spaan, Deniz Petridis, Tom und Tanja Dordevic, Eberhard Schabel, Michael Haukohl Stiftung, Schachjugend Schleswig-Holstein, Schachverband Schleswig-Holstein, Mike Schlüter, Joa Max Bornholdt, Ralf Christ, Alexandra Mundt, Britta Leib, Bernd Vökler, Thilo Koop, Eckhard Stomprowski und viele, viele mehr.

Da wir nicht mit nach Willingen gefahren sind, gibt es hier ein kleines Tagebuch aus der Ferne über die Ereignisse bei der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft 2020. Viel Spaß beim Lesen!

Tag 1 (26.10.2020): Endlich ist er da. Der Tag der Abreise zur Deutschen Meisterschaft in Willingen. Um 9.25 Uhr müssen wir pünktlich am Bahnhof in Bad Oldesloe sein. Von dort wird Lisa zusammen mit der Schleswig-Holsteinischen Delegation alleine weiterreisen. Vorher bringen wir schnell noch ihren jüngeren Bruder Harry zur Schule in Bad Segeberg. Ich kaufe mir einen doppelten Espresso an der Tankstelle und los geht’s. Ohne Probleme übergebe ich sie in die richtigen Hände und ungewohnt pünktlich (Lob an die Deutsche Bahn!) erreicht die Delegation gegen 15 Uhr den Bahnhof in Willingen im Sauerland (Hessen). Als erstes geht's für alle zum verpflichtenden Corona-Schnelltest ins Sauerland Stern Hotel. Alle sind negativ getestet und Lisa teilt sich nun mit zwei anderen Mädchen, die sie gut kennt, ein Zimmer und alle leben sich ein bisschen ein. Die erste Partie findet erst am nächsten Tag um 15.30 Uhr statt. Bis dahin heißt es Ausruhen, Vorbereiten und die nicht mitgefahrenen Eltern über alles Wichtige zu informieren. Lisa ist gut zufrieden, hat die letzten Wochen sehr gut trainiert und ist auch körperlich fit.

Tag 2 (27.10.2020): Vor lauter Aufregung ist Lisa ein paar Mal in der Nacht aufgewacht und hat insgesamt eher mittelmäßig geschlafen. Beim Schach ist es aber nun mal so, dass man hellwach und hochkonzentriert am Brett sitzen muss, denn ein kleiner Fehler kann zum sofortigen Verlust der Partie führen und genau das möchte sie natürlich vermeiden und geht mit ein paar Leuten in die nahegelegene Sommerrodelbahn, um sich wachrütteln zu lassen und danach gibt’s noch ein bisschen Badminton. Dann ist Mittagessen und danach noch ein wenig Ausruhen, bevor die erste Partie losgeht. Lisa ist auf Setzlistenplatz Eins gesetzt und kann ihre Gegnerin in kurzer Zeit überspielen und besiegen. Allerdings ist in ihrer Altersgruppe (U10w) die Fehleranfälligkeit noch sehr hoch und es gewinnt nicht immer die beste Spielerin, sondern häufig auch die mit der besten Tagesform. Aber alles hat gut geklappt und später wird sie noch von ihrem Trainer auf die nächste Partie am nächsten Tag vorbereitet. Gespielt wird übrigens mit Maske und auch im Hotel (die Turnierhalle gehört ebenfalls zum Hotel) herrscht in allen öffentlichen Bereichen Maskenpflicht.

Tag 3 (28.10.2020): Heute steht ein hartes Programm an. Um 8.30 Uhr die erste Partie und um 15.30 Uhr die zweite Partie. Die Bedenkzeiten pro Spieler und pro Partie sind 75 Minuten für 40 Züge plus 30 Sekunden extra pro Zug plus 30 Minuten extra, wenn man 40 Züge in 75 Minuten geschafft hat und die Partie noch nicht vorbei ist. Die erste Gegnerin heute Morgen war Lisas guten Zügen nicht gewachsen und musste nach einer Stunde die Segel streichen. Zwei von sieben Partien sind nun geschafft und gewonnen. Die Gegnerinnen werden natürlich von Runde zu Runde schwieriger und Lisa versucht zur Vorbereitung eine gute Balance aus Ausruhen und leichter sportlicher Betätigung zu finden, was ihr wirklich (laut eigener Aussage) sehr gut gelingt. Es ist ja schon ihre mittlerweile dritte Deutsche Meisterschaft, an der der sie teilnimmt, und vor zwei Jahren war sie sogar zur Kinderweltmeisterschaft in Spanien. Für ihr junges Alter ist sie also schon eine relativ erfahrene Turnierspielerin. Diese Erfahrung macht sich auch in der Nachmittagspartie bemerkbar, die sie ebenfalls sicher und solide gewinnen konnte.

Tag 4 (29.10.2020) Je mehr man gewinnt, umso stärker werden die Gegner und umso angespannter ist die Situation vor der Partie. Aber zum Glück geht es dem Gegner ja genau so. Heute Morgen machte Lisas Gegnerin schon sehr früh einen Fehler und konnte dann Lisas Druck irgendwann nicht mehr standhalten und hat nach einer Stunde aufgegeben. Die nächste Partie ist erst wieder morgen Früh und geht gegen die einzige Gegnerin, die auch bisher alles gewonnen hat. Eine richtungsweisende Partie also. Heute heißt es daher Ausruhen, ein bisschen Sport und sehr viel Studium der gegnerischen Partien, um bestens vorbereitet zu sein.

Tag 5 (30.10.2020) Heute steht um 7.00 Uhr Partievorbereitung mit dem Trainerteam auf dem Programm. Gestern Nachmittag konnte sie sich noch in einer Simultanveranstaltung mit einem Schachgroßmeister auf richtig starke Züge einstellen. Fast wäre ihr sogar eine kleine Sensation gelungen: Im Turmendspiel mit 2 (!!!) Mehrbauern hat Lisa aber leider eine Taktik übersehen und der Großmeister konnte seinen Kopf noch aus der Schlinge ziehen. Na ja, gutes Training! Vor der heutigen Partie war sie sehr aufgeregt und hat etwas ganz Neues in der Eröffnung ausprobiert, um die Gegnerin zu verwirren. Um es kurz zu sagen: Es war die richtige Entscheidung! Auch in dieser Partie stand es lange Zeit relativ ausgeglichen, bis die Gegnerin einen Fehler gemacht hat und Lisa konnte die Partie gewinnen. Jetzt wieder Ausruhen, Mittagessen und Partievorbereitung für die Nachmittagspartie. Man kann alle Partien übrigens live im Internet verfolgen, was ich auch zur Genüge tue und was mir auch manchmal zuviel der Spannung ist. Auch die Nachmittagspartie konnte Lisa mit einem feinem taktischen Trick für sich entscheiden und steht nun mit sechs gewonnenen Partien an der Spitze der Tabelle. Rein rechnerisch könnte sogar eine Niederlage in der letzten Runde morgen früh noch zur Deutschen Meisterschaft reichen. Ein Remis reicht auf jeden Fall aus und Lisa wäre am Ziel ihrer Träume und wir sind so unglaublich stolz auf unsere Tochter.

Tag 6 (31.10.2010) Der Tag der Entscheidung ist gekommen und ich bin froh, dass Lisa nicht mitbekommt, wie aufgeregt ich bin. Meine Nerven sind so angespannt, dass ich erstmal eine kleine Fahrradfahrt unternehme und mir danach die Partie live im Internet anschaue. Meine Frau und ich haben ihr morgens nochmal kurz per WhatsApp alles Gute gewünscht und jetzt heißt es Daumen drücken. Nach einer Stunde Spielzeit sieht die Stellung etwas schlechter für Lisa aus und die LiveKommentatoren sehen das ähnlich. Aber dann passiert genau das, was Lisa in diesem Turnier schon häufig ausgezeichnet hat. Sie hat eine Idee gefunden, die u.a. eine Figur opfert, um einen schönen Mattangriff starten zu können. Und ja, wenige Züge später steht die neue Deutsche Meisterin 2020 in der Altersgruppe U10w fest: LISA SICKMANN!

Fazit: Mit 7 Siegen aus 7 Partien gewinnt Lisa souverän ihren ersten deutschen Meistertitel und ist überglücklich am Ziel ihrer Träume angelangt. Wir als Eltern sind einfach nur stolz auf unser „kleines“ Mädchen und sind abends „live im Internet“ bei der Siegerehrung dabei. In den nächsten Tagen werden wir alle gemeinsam alles verarbeiten und dann in Ruhe überlegen, wie wir weitermachen wollen mit dem Thema „Leistungssport“. Aber wenn mich jemand fragt, was man denn machen muss, um so einen Titel zu gewinnen, kann ich vor allem eins sagen: Ohne Fleiß kein Preis

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(Photos DSJ, SJSH)