Die Saison 2018/19 steht nun kurz vor dem Abschluss, soweit in einigen Ligen und Klassen die Entscheidungen nicht ohnehin früher gefallen sind.
Am vergangenen Spieltag am 24. März wurden, soweit es um Meisterschaft, Auf-oder Abstieg ging, die Weichen gestellt. Da der Berichterstatter selber an diesem Sonntag nicht am Brett saß, hatte er Gelegenheit, einige Heimspiele von Anfang bis Ende zu beobachten.
Im LSV-Klubheim traf in der 2. Bundesliga Nord LSV I auf den SK Norderstedt I. Diese Begegnung war für beide Mannschaften ohne große Bedeutung geworden. Wenn noch am Tag zuvor die Hoffnung bestand, man könne sich, ein günstiger Verlauf bei den anderen Spielstätten unterstellt, sich doch noch aus eigener Kraft aus der Misere zu ziehen, war mit dem Sieg von SV Glückauf Rüdersdorf gegen König Tegel die Sache erledigt. 5 Deutsche, 2 Kroaten und 1 Spanier wurden von 8 Polen besiegt. Kein einziger Spieler in der Rüdersdorfer Mannschaft mit einem deutschen Pass. Da macht man sich doch so seine Gedanken…
Bei 6 Punkteteilungen und den Siegen von Dirk Lampe (gegen Thomas Kahlert) und Michael Ehrke (gegen Frank Hagenstein) gab es zumindest aus Lübecker Sicht ein einigermaßen versöhnliches Ende. Als bester Absteiger könnte man hoffen, ob es einen freiwilligen Abzug aus dieser Liga gibt, doch hierfür gibt es keine Anzeichen. Rückzüge nach Saisonende sind auch eher eine Spezialität der 1. Liga.
Etwas Positives für unseren Sonntagsgegen gab es dann aber doch noch. Daniel Kopylov hat seine erste IM-Norm erreicht. Herzlichen Glückwunsch!
Der SK Norderstedt und der Lübecker SV gehen also, Hand in Hand sozusagen, in die Nordstaffel der Oberliga Nord zurück und werden einen neuen Versuch starten. Immerhin, die Norderstedter Truppe hatte schon zweimal Gelegenheit (2012/13 und 2017/18) sich in der höchsten Deutschen Spielklasse zu bewähren. Der LSV übrigens auch, aber das ist schon ein bisschen her.
Wenden wir und der Landesliga zu. LSV II verlor in der vorletzten Runde bei Doppelbauer Kiel klar mit 2:5. Angesichts des ziemlich sehr wahrscheinlichen Abstiegs der Ersten auch kein Beinbruch. Der Titel Landesmeister ist aber immerhin noch erreichbar. Ein 8:0 im Schlussspiel gegen Agon Neumünster und zugleich ein zahlenmäßig entsprechender Erfolg des momentan Drittplatzierten SV Bad Schwartau und alles ist in Butter. Ein durchaus realistisches Szenario wie ich finde. Wer anderer Meinung ist, ist halt ein Schwarzseher, Beckmesser und Stimmungskiller. Für LSV III könnte der Endspurt (4 Punkte aus den Spielen gegen die SF Bad Segeberg und SK Norderstedt II) allerdings etwas zu spät gekommen sein. Wichtige Punkte wurden insbesondere gegen SC Elmshorn, Bargteheider SV und wohl auch SV Bad Schwartau liegen gelassen. Das kann sich am 12. Mai möglicherweise rächen. Andererseits, ein wenig hat man es im Spiel beim Eckernförder SC in der Hand. Letztlich werden wohl die Brettpunkte über Wohl und Wehe entscheiden. Besser wäre noch die Lage, wenn in der Oberliga der TSV Preetz die Klasse hält. Dann gibt es nur einen Absteiger. Allerdings wäre ein Erfolg bei den großmeistergespickten und aufstiegslüsternen Jungs der „Sieben Seen und Wäldern“ fast ein Wunder.
Dergleichen Problemen hatte sich LSV IV in der Verbandsliga B nicht zu stellen. Bereits frühzeitig hatte MF Frank M. Wirries, im Gegensatz mit unseren britischen Nachbarn, mit seinem Team das „remain“ gesichert und man orientierte sich eher am vorderen Tabellenbereich. Von dem Kampf gegen SK Norderstedt II liegt ja auch bereits ein Bericht vor. Seinen bereits zweiten Einsatz in dieser Liga bekam das Jungtalent Joa Max Bornholdt. Nach einem Remis in Runde 4 gegen Gunnar Burmester (Möllner SV) gelang ihm nun ein sehr ansehnlicher Sieg gegen den Schwarzenbeker Mukesh Rai. Schön anzusehen, wie es Joa gelang, seine Steine (und hier insbesondere die Springer) harmonisch einzusetzen. Der Materialgewinn ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Wenn ich nicht irre, verfügte Joa zum Schluss Dame und Turm mehr. Sein Gegner jedenfalls, löste das scheinbar unlösbare Problem seiner Stellung durch Zeitüberschreitung. Diese Partie hätte ich auch gerne in dem Bericht von Frank verwendet, doch Joa hatte Bedenken. „Vielleicht nach der LJEM“ war seine etwas hintergründige Antwort.
Während auf Verbands- und überregionaler Ebene das sportliche Ergebnis eher gemischt ist, darf unser Verein auf dem Fundament der Mannschaftswettbewerbe, und damit meine ich den Schachbezirk Ost, auf eine ausgesprochen erfolgreiche Saison zurückblicken. Hier werden mindestens 3 der ausgelobten Meisterschaften in der Sophienstraße gefeiert werden.
Der Zufall der Auslosung wollte es, dass in der Bezirksliga A Ost der Lübecker SV V als Tabellenführer auf den Zweiten, SK Kaltenkirchen, trifft, der als einziger Konkurrent um die Meisterschaft und damit verbunden das Aufstiegsrecht in die Verbandsliga verblieben ist. Eigentlich eine perfekte Dramaturgie. Doch seit dem vorletzten Spieltag ist die Aufstiegsdramatik zerplatzt wie eine Seifenblase. Unsere Schachfreunde aus dem Hamburger Randgebiet können zwar punktmäßig mit uns gleichziehen, doch der Brettpunktvorsprung von 51 zu 41,5 ist uneinholbar.
Das 7:1 vom 24. März gegen SK Norderstedt III machte vorzeitig alles klar. Die Norderstedter Truppe hatte an diesem Sonntag offenbar erheblich Personalprobleme zu bewältigen und erschien nur mit 4 Spielern und 1 Spielerin. Mit einem 0:3 im Gepäck ist es schwer, optimistisch zu sein. Es wurden sicher auch schon mal solche Konstellationen umgedreht, doch eher selten. Am Ende stand eben das 7:1, welches LSV V vorzeitig das Aufstiegsrecht bescherte. An Brett 1 wurde lange, sehr lange, gefightet. Hier saßen sich Anke Freter und Thomas Rosin gegenüber. Die Schachtische im Raum waren schon lange abgeräumt. Der materielle Vorteil von Thomas war zwar offenkundig, aber es bedurfte noch reichlich Findigkeit und Kreativität, um den Dauerschachnachstellungen zu entgehen.
Bei einem 7:1 geht natürlich 1 Punkt an den Gegner und diesen überließ Uli Mittelbacher dem Norderstedter Karl-Heinz Lange. Eine Springergabel, die Ulis König und Dame zugleich ins Visier nahm, beendete die Partie abrupt. Keine Tragik, denn zu diesem Zeitpunkt war der Wettkampf bereits entschieden. Trotzdem irgendwie ärgerlich, zumal Uli diese Attacke kurz zuvor noch erkannt hatte. Nun, das ist manchem schon passiert und selbst die ganz großen Player der Schachgeschichte waren dagegen nicht gefeit. Das vielleicht bekannteste Beispiel zu diesem Genre dürfte die Partie zwischen Tigran Petrosjan und David Bronstein aus dem Jahr 1956 sein.
Der spätere Weltmeister (1963-1969) steht klar besser, z.B. 36. Dc7. Obwohl keine Zeitnot oder Nervosität im Spiel war, kam 36. Sg5?? und nach der nahe liegenden Antwort 36….Sxd6 war die Partie beendet. Ein anderes Beispiel zum Thema „blunder“ lieferte ein weiter World-Champion (1975-1985): Anatoly Karpov. Beim Melody Amber (ein Einladungsturnier des Niederländer Joop van Oosterom) traf 1998 der Russe mit Weiß auf den Briten Matthew Sadler. In der folgenden Position spielte Anatoly Txf7?? und Sadler nahm dankend den Punkt mit exd3.
Zur Rechtfertigung des Weltmeisters sei aber gesagt, dass es sich hierbei um eine Blindpartie handelte.
In der gleichen Liga war auch LSV VI vertreten. Nach einem etwas verhaltenen Start (2:4 P.) legte das Team eine Siegesserie von 5 Siegen in Folge hin, was vor dem abschließenden Heimspiel gegen den Ahrenburger TSV Rang 4 bedeutete. Theoretisch ist noch ein Treppchenplatz drin. SK Norderstedt III als Mitbewerber dürfte aber mit dem Möllner SV II das etwas günstigere Restprogramm haben.
Und es gibt noch eine Bezirksliga namens B. Die dort vertretenen 8 Mannschaften spielen als 6er-Teams an den jeweiligen Wochenspieltagen. Hier liegen LSV VII und TSV Kücknitz mit je 11 Mannschaftspunkten gleichauf. Am kommenden Freitag, d. 29. März wird im LSV-Klubheim die endgültige Entscheidung fallen. Ein Aufstiegsrecht ist allerdings damit nicht verbunden. Dieses kann nur über die A-Liga erreicht werden. Allerdings hätte der Sieger die Option, in der kommenden Saison in dieser Liga mitzuspielen. Dann freilich muss aus dem 6er ein 8er werden.
Die Bezirksklasse A Ost ist unterhalb der Bezirksliga angesiedelt. Am Ende gab es hier einen LSV-Doppelsieg. LSV VIII vor LSV IX. Dabei gehörten beide Mannschaften durchaus nicht zum Favoritenkreis. Hier boten sich eher Mannschaften wie TuRa Harksheide II und vor allem der Lauenburger SV an. Jedenfalls, wenn man die jeweiligen Ratings zum Maßstab nimmt. Derartige Einschätzungen werden schnell relativiert, wenn man die tatsächlichen Aufstellungen zugrunde legt. Bei TuRa II beispielsweise gab es über die Saison hinweg einen Schwarm von ungefähr 25 Spielern in einer DWZ-Mixtur von etwa 1650 bis deutlich unter 1000. Das Schlüsselspiel in dieser Klasse war der Auswärtserfolg unserer „Achten“ Anfang in Lauenburg. Die von MF Michael Weiss angeführte „Neunte“ (sie formierte sich ganz überwiegend aus jugendlichen Nachwuchskräften) schließlich, tat es der „Sechsten“ aus der Bezirksliga A Ost nach. Nach 2 Niederlagen gegen LSV VIII und dem Lauenburger SV folgte ein Siegeslauf, der schließlich bei der Vizemeisterschaft (2 Brettpunkte gaben den Ausschlag) endete.
Die Kreisklasse A Ost ging mit 8 Mannschaften als „Vierer-Teams“ in den Wettbewerb. Dabei mit LSV X und LSV XI auch Kräfte unseres Vereins. Und damit kommen wir zum letzten Champion dieses Berichts. Mit einem halben (!) Brettpunkt Vorsprung wurde mit dem letzten Spieltag der VfL Geesthacht auf Rang 2 verwiesen. Ausschlaggebend hier das 2:2 von LSV XI gegen die zweite Mannschaft aus dem Herzogtum an der Elbe. Das reichte dann auch noch für einen schönen 4. Rang.
Nicht alle Ziele konnten erreicht werden und nicht alle Wünsche erfüllten sich. Doch „all in all“ darf man nicht unzufrieden sein. Der Dank geht an dieser Stelle auch an alle Mannschaftsführer und namentlich auch an die LSV-Jugend. Etwa 30 kamen von der 2. Bundesliga bis zur Kreisklasse in den sog. „Herrenligen“ zum Einsatz! Dank auch an diverse Eltern, die unterstützend als Fahrer einsprangen.