„Können wir umkehren, ich haben meinen Punkt vergessen?!“
Ganz so dramatisch, wie es die Überschrift vermuten lässt, verlief der vergangene Sonntag dann aber doch nicht. Die erste Jugendmannschaft aus Lübeck fuhr nach Uelzen um sich dem Bundesligaduell gegen die Kontrahenten aus Niedersachsen zu stellen. Gestärkt durch ihren Sieg am ersten Spieltag gegen Hagen war uns klar, dass der Post SV Uelzen nicht nur spielen will.
Ich stand bereits in Erwartung auf eine ruhige Verbandsligasaison, doch nach Ausfall von Tigran und Frederick konnte ich mir das Angebot, der Bundesliga zu zeigen, dass mit uns Landes/Verbandsligaspielern nicht zu spaßen ist, nicht entgehen lassen. Letztes Jahr hatte ich einen Bundesligaeinsatz gegen Bremen. Zu mindestens die Autofahrt startete, wie es Hinfahrten zu Jugendligaspielen nun mal tun. Mit schweigen. Und erfahrungsgemäß wird das nicht besser. Ausgiebiges, ehrfürchtiges Schweigen, zwei Stunden lang, bis man dann irgendwann ankommt und merkt, dass das Spiellokal eine Sporthalle ist. Die ersten 15 Minuten des Mannschaftskampfes bestanden also aus Basketball und Fußball, welche glücklicher Weise das Schweigen brachen.
Aber irgendwann ging es dann doch los, die Bretter hatten unsere 3-Punkte-Würfe überstanden.
Das Gefühl, dass meine Gegnerin, Nina Rothenberg nicht erscheinen würde, beschlich mich erstmalig, als mir ein Junge die Hand reichte. Aber in Zeiten, in denen es drei Geschlechter gibt? Vielleicht doch? Hmm, Justus Untied, Vorbereitung für die Tonne… Was soll`s, mein Gegner war genau wie ich ein Ersatzspieler und hatte nun mehr anstatt 1800 nur noch 1300 DWZ und ich gewann nach gut 90 Minuten.
Deutlich länger, aber auch deutlich knapper, war es bei Alexandra Mundt, die früh, nach einem missglückten Anti-Sizilianer mit weiß, eine Qualität einstellte. Doch sie gab sich nicht auf und tat das, was sie am besten kann: Angreifen! Bauernsturm plus ein Läuferpaar brachte den Gegner so stark ins Schwanken, dass dieser seine gewonnene Stellung nicht verwerten konnte und in das von Alexandra geknüpfte Mattnetz lief.
2-0 Lübeck.
Tom verlor an Brett 2 unglücklich, die Eröffnung war ein unübersichtlicher Najdorf-Sizilianer, wo ist Tigran, wenn man ihn braucht? Der Experte hätte uns hier gut weiterhelfen können. Die Stellung von Tom ging im Mittelspiel über Bord. Aber Martin stand zu diesem Zeitpunkt bereits mit zwei Mehrbauern deutlich besser und kündigte indirekt das sichere Unentschieden an.
Den Deckel machte aber Finn drauf! Was spielte unser Brett 4 mit Schwarz am Zug? (siehe Diagramm) Ein schöner Finisher, so oder so.
Martin hätte also der halbe Punkt gereicht, unser FIDE-Meister wollte von solchen halben Sachen aber nichts wissen und gewann bald darauf. Somit war es nicht dramatisch, dass Tilo seine Punkt, wie Tom es kurz danach formulierte, in Uelzen vergas. Endstand war ein 4:2 Auswärtssieg.
Ich freue mich eingesetzt worden zu sein, bedanke mich für das Vertrauen und wünsche der Mannschaft mit unseren stärksten Jugendlichen in der kommenden Saison viel Erfolg!