With a little bit of luck…

Im Fernduell mit Harksheide hatten wir uns im Laufe der Saison 2 Unentschieden geleistet, so dass wir am letzten Spieltag gegen Mölln unbedingt gewinnen mussten, um in der Verbandsliga B Meister zu werden. Ich ging jedenfalls davon aus, dass Harksheide am letzten Spieltag beide Punkte aus Eutin mitnehmen würde.

Unsere Aufstellung entsprach also derjenigen, die in Harksheide beim Spitzentreffen gewonnen hatte, denn warum sollte man ein erfolgreiches Team wechseln? Boris Gruzmann und Thomas Thannheiser waren bei uns dabei, Max Dörp und Detlef Pohl halfen in der 3. Mannschaft aus und ich setzte auch aus gesundheitlichen Gründen aus. Bei Mölln fehlte von der Stammbesetzung nur Mike Schlüter.

In unserem inzwischen vertraut gewordenen Spiellokal im Mönkhofer Weg setzte konzentrierte Stille ein.

Sergej Salov (1) hatte sich wie zu erwarten mit Wolfgang Krüger auseinanderzusetzen. Er bot in der Eröffnung mit Schwarz einen Bauern auf b5 als Opfer an. Darüber hat Wolfgang wohl auch intensiv nachgedacht, sich aber dann für die Ablehnung entschieden. Nach 1 Stunde kamen die beiden überein, dass die Luft raus war und einigten sich auf remis.

Salov

Boris Gruzmann (2) bekam so etwas wie einen Philidor vorgesetzt. Beide Könige mussten allerdings frühzeitig eigene Schritte unternehmen und verloren so ihr Rochaderecht.

Gruzmann

Joachim Berger (3) wollte gegen einen Spanier wie meistens jede Nuance tief ergründen, kam also früh in Zeitnot und auch er hielt die Rochade für überbewertet.

Berger  

Horst Mentlein (4) wird sich hingegen vielleicht gewundert haben, was seinem Gegner so die ganze Zeit durch den Kopf gegangen ist. Mir jedenfalls kam die Stellung nicht so ungewöhnlich vor, aber Horst hatte bald erheblichen Vorteil auf der Uhr. Dazu kam dann irgendwann auch ein Stellungsvorteil, denn bei jeweils Dame und 2 Läufern standen seine Figuren sehr aktiv, wohingegen Schwarz weniger Raum hatte und auf einige Schwächen aufpassen musste.

Mentlein

Bei Ulrich Böttcher (5) entwickelte sich eine ruhige Partie.

Boettcher

 

Stephan Lübeck (6) stellte fast alle seine Bauern auf schwarze Felder im Zentrum und konnte so eine Menge Raum beanspruchen. Bevor sein Gegner ganz erdrückt wurde, gab dieser die Qualität, um sich etwas zu befreien.

Lubeck

Heiko Rickert (7) spielte einen Drachen, das sah soweit ganz normal aus.

Rickert

Thomas Thannheiser (8) stellte einen Grand-Prix-Angriff aufs Brett mit frühem a4. In der weiteren Folge konnte er seinen Gegner ziemlich einschnüren, so hatte er seine Bauern bis g5 und f6 vorgeschoben. Aber an diesem Brett nahmen sich beide viel Zeit für die Partie.

TT

Alles in allem sehr beruhigend. Schon früh in Führung brachte uns Boris Gruzmann. Der Möllner war etwas zu unternehmungslustig mit seiner Dame und nach einer nicht so schwer zu sehenden Kombination verschwand sie vom Brett, wobei er nur einen Läufer als „Gegenwert“ bekam. Er versuchte noch mit etwas Entwicklungsvorsprung weiterzuspielen, aber es bestand eigentlich kein Zweifel, wie diese Partie ausgehen würde. Und so kam es (viel) später auch.

Bei Joachim spielte sich ein Drama ab. Er war in ziemlicher Zeitnot, die Stellung auch nicht besonders einfach, er hatte eine Figur für Angriff ins Geschäft gesteckt, geriet aber in einen heftigen Gegenangriff. Kurz gesagt, ich hatte diese Partie bereits abgehakt. Im Eifer des Gefechts stellte dann aber der Möllner seine Dame einfach ein und gab sofort auf. Das was dann doch ein etwas unerwarteter Punkt für uns zum 2,5:0,5.

Bei Uli gab es dann ein Remis. Bemerkenswert hier vielleicht die Anmerkung seines Gegner, er müsse einen Zug erst aufschreiben, bevor er ihn ausführt. Schach ist halt anstrengend, mir kam dabei die Situation von der letzten LEM in den Sinn, als mein Gegner behauptete, ich hätte 2 Züge hintereinander gemacht. Kann alles vorkommen.

An Brett 8 hatte Thomas nach eigener Aussage eigentlich gar nicht so viel in der Hand, aber bei jeweils noch etwa 5 Minuten bis zur ersten Zeitkontrolle hielt sein Gegner den Druck nicht mehr aus und die Stellung brach nach einem Fehler auseinander und zusammen.

Stephan machte sich mit der Mehrqualität das Leben selbst schwer, so zumindest mein Eindruck von außen. Erst nach sehr sehr vielen Manövern gelang es ihm dann doch eine Gewinnstellung zu erreichen. Das war dann der entscheidende Punkt, wir waren Meister (und Stephan kam trotz der langen Partie noch pünktlich nach Hause).

Horst hatte sich anstatt eines aktiven Figurenspiels für ein Endspiel mit einem gleichfarbigen Läufer entschieden. Der Möllner Doppelbauer war aber keine entscheidende Schwäche und so war hier kein Blumentopf zu gewinnen. Horst versuchte alles, aber sah es irgendwann auch ein.

Heiko spielte noch, ihm war aber bewusst, dass der Drops bereits gelutscht war. Vielleicht hat ihn seine Mehrqualität eher behindert, jedenfalls musste er gegen zuviele Bauern die Segel streichen und so kam Mölln doch noch zu einem vollen Punkt.

Wir haben heute nur ein bisschen Glück gehabt, denn das Einstellen der Dame in Gewinnstellung hat den Kampf bei einem Endstand von 5,5:2,5 nicht entschieden.  

Alles in allem eine unerwartet erfolgreiche Saison für den LSV IV. 3 Spieler möchte ich hier herausheben. Ein sicheres Brett 1 strahlt Ruhe und eben diese Sicherheit in die ganze Mannschaft aus, diese Position hat Sergej Salov sehr gut ausgefüllt, auch wenn dabei die Anzahl der Remisen die Anzahl der Siege übersteigt. Für die Punkte hatten wir ja auch Stephan Lübeck (8 aus 9) und Ulrich Böttcher (7,5 aus 9).