Spitzenspiel in der Jugendbundesliga in unserem Vereinsheim: Lübecker SV gegen Doppelbauer Kiel. Aufgrund der Terminkollision mit der SH-Landesliga wurde dieser Wettkampf eine Woche vorgezogen. Am Ende steht eine 2,5:3,5 Niederlage, die Mannschaftspunkte nehmen die Kieler mit.

Um Viertel vor Zehn war es ganz ruhig in unseren Räumen. Nicht, weil keiner da war. Jeweils die Hälfte beider Teams saß bereits an ihren Brettern. Es war die Stille vor einem wichtigen Wettkampf. Beide Teams an der Tabellenspitze. Wer als Sieger aus dem Wettkampf geht, wird in der Dppelendrunde Mitte Mai in Hamburg aus eigener Kraft sich für die DVM qualifizieren können.  Und so waren kurz vor Zehn auch schon alle bereit und es konnte losgehen.

Nach einer halben Stunde mal ein Blick auf die Bretter:

DSCN0141

Brett 1: Mats Beeck - Martin Kololli. Spanisch, verzögerte Steinitzvariante. Die Stellung wird früh mit d4-d5 geschlossen, verschachtelt das Ganze, Bauernhebel bleiben, alles etwas unklar.

Brett 2: Kevin Kololli - Alexander Pluska: Evans Gambit. Alexander zieht schnell, scheint vorbereitet zu sein.

DSCN0139

Brett 3: Julian Rieper - Tigran Poghosyan. Siziianisch Najdorf. Julian spielt das sehr solide. Tigran sagt mir nach der Partie: "So zahm spielt Weiß das nur selten". Meine Antwort: "Vielleicht ist das gegen dich genau deshalb eine gute Idee."

Brett 4: Frederik Svane - Lukas Wanner. Englisch. Nach der Eröffnung sieht Frederiks Figurenaufstellung harmonischer aus - kleiner Vorteil für uns.

DSCN0145

Brett 5: Magnus Arndt - Fin Niklas Tiedemann. Schottisch Hauptvariante. Fin nimmt sich einige Zeit. Wir wissen nicht so recht warum.

Brett 6: Tom Linus Bosselmann - Moritz Karlisch. Französisch Tarrasch-Variante mit 3. -Sf6. Toms b2-b3 sieht zweifelhaft aus. Es riecht nach Gefahr auf den schwarzen Feldern.

Nach anderthalb Stunden hat sich der Wettkampf entwickelt. Nicht unbedingt zum Vorteil für uns. An Brett 2 haben sich entgegengesetzte Rochaden ergeben und der Angriff von Alexander gegen Kevins Königsstellung scheint doch effektiver zu sein. Bald geht dann auch schon eine Qualität nach Kiel. Toms König wurde nach g3 gejagt. Bei Martin, Tigran und Fin alles unklar. Bei Frederik wird viel getauscht, ob die Initiative jetzt noch für mehr als Remis reicht?

Dann das erste Ergebnis. Wie schon erwartet muss Kevin den vollen Punkt Kiel überlassen. Bei Tigran stellt sich die Frage, ob statt Sf6-h5-f6-e8 nicht sofort Sf6-e8 ein paar Tempi gespart hätte? Aber auch erste Lichtblicke. Bei Frederik sind auch die Türme vom Brett, er hat sich aber einen Freibauern schaffen können, der jetzt mit wenigen Figuren (jeweils Dame und Leichtfigur) brandgefährlich aussieht. Und Tom Linus überlebt, da sein Gegner nicht die stärksten Fortsetzungen findet.

Das nächste Ergebnis am Spitzenbrett. Mats verzählt sich in besserer Stellung beim Züge wiederholen und Martin reklamiert das Remis. Frederiks Freibauer ist weitgehend ungehindert durchgelaufen - der Ausgleich: 1,5:1,5.

Es geht auf die Zeitkontrolle zu. Toms König hat weiter auf g3 überlebt. In hoher Zeitnot von Mortiz Karlisch bekommt er jetzt Gegenspiel und mit weniger als einer Minute verbleibend läuft der Kieler ins Mattnetz:

tom kiel

34. - Kxh6?? 35. Sxe6+! 1:0

Damit die 2,5:1,5 Führung für uns. Trotzdem keine Erleichterung. An den verbliebenen Brettern sieht es nicht gut aus. Fins Leichtfiguren hat er nicht richtig aktiviert bekommen und ein gegnerischer Zentralbauer behindert sein Spiel. Tigran hat die taktische Brechstange ausgepackt. Dies bringt ihm eine Mehrfigur. Nur der Rest seiner Truppe steht eher untätig herum und hat gleich mehreren gegnerischen Freibauern wenig entgegen zu setzen. Tigran kommt leider erst nach der Partie auf die richtige Fortsetzung:

tigrankiel1

Tigran zog hier 32. - Tf7? und stand nach 33. bxc5 auf Verlust. Nach der Partie kam Tigran dann auf die Idee Lxb4 mit Damenopfer:

32. - Lxb4 33. Ld4 cxd4 34. Txf6 Sxf6

tigrankiel2

Schwarz hat mit zwei Springern und Turm reichlich für die Dame und 35. Dxd4 verbietet sich wegen Lc5. Der Rechner gibt Tigran recht und sieht ihn im Vorteil.

Um es kurz zu machen. Beide Partien gehen letztlich dann verloren.

Damit gewinnt Doppelbauer Kiel mit 3,5:2,5. Wir müssen jetzt noch abwarten, wie die Wettkämpfe am kommenden Wochenende ausgehen. Es ist aber anzunehmen, dass wir in der Doppelendrunde Mitte Mai auf die Schützenhilfe anderer Teams angewiesen sind, um uns noch für die DVM zu qualifizieren.