Nach so manchem ereignisreichen Tag findet eine weitere NVM ihr Ende. Diesmal betrifft es die Altersklasse der unter 16-jährigen Jugendlichen, welche den 16 Mannschaften aus den 8 norddeutschen Bundesländer die Chance bietet, um die vier Qualifikationsplätze für die Deutsche-Jugend-Mannschaftsmeisterschaft U16 zu kämpfen. Ebenso geht es natürlich um den Titel des Norddeutschen Vereinsmeisters in der entsprechenden Altersklasse.

Auch Lübeck erhielt nach Belegung eines zweiten Platzes bei der Landes-Mannschafts-Meisterschaft, im vergangenen Frühling, das Privileg, ein Team nach Grömitz zu schicken. Zweifelsohne ein Highlight in jeder Saison.

Mein Team, neben mir (Lukas Nagy) bestehend aus Anton Kroschel, Philipp Stülcken und Fabian Schnell, machte sich am Freitag dem 09.09.2016, unter der Koordination von Jens Maly und Dank dem freundlichen und ganz besonders motivierenden Fahrdienst von Andrea Schnell, auf den Weg in die schöne Gemeinde Grömitz. Mit einem DWZ Durchschnitt von etwa 1500 waren wir zwar nicht besonders favorisiert. Um genau zu sein waren wir an Setzlistenplatz 13 gesetzt, aber das sollte unsere Motivation nicht mindern. Insbesondere blieben mir Antons motivierende Wort auf der Hinfahrt im Gedächtnis hängen: „Moment mal… Rein rechnerisch müssten wir doch einfach jede Partie nur 4:0 gewinnen um erster zu werden!?“ Gute Idee Anton, ich bin mir sicher, wir revolutionieren der Turnierschachsport mit diesem Gedanken grundlegend. Naja, es sollte sich zeigen, dass es wohl doch nicht so leicht in die Tat umzusetzen war, wie gedacht. Wenn Schach doch nur so simpel wäre…

Doch schon die erste Runde, welche uns gleich am Anreisetag erwarten sollte, brachte erste Zweifel an unserem „Idiotensicheren Plan“ auf. Uns wurde die Jugendbundesligamannschaft aus Wildeshausen zugelost. Mit einem DWZ Durchschnitt von etwa 1700 und 2100er Spielern an den ersten beiden Brettern, dämmerte uns langsam aber sicher, mit welchen Teams wir es zu tun bekommen sollten. Fabian fand beruhigende Worte vor der Partie, und er sagte, an uns gerichtet, dass wir uns keine Sorgen zu machen bräuchten, er sei fest davon überzeugt, sein Brett wäre, ich zitiere: „Knoten-und-Angelpunkt“ der Begegnung. Und so falsch sollte er damit nicht liegen. Er wusste sich der Ersatzspielerin der Wildeshausener gut zu präsentieren und gewann seine Partie tatsächlich bereits nach gut 90 Minuten und 24 Zügen. Leider blieb es nicht bei diesem positiven Einstand. Anton musste seine Partie in einer völlig zerstörten, aber gut gekämpften Stellung aufgeben, dicht gefolgt von Philipp, der sich ebenfalls dazu entschloss, das Handtuch zu werfen. Ich hatte gegen meinen 2100 DWZ und Elo Punkte starken Gegner einen gefährlichen Freibauern gebildet, unterstützt von zwei Türmen und nur mittels einen Dauerschachs konnte sich mein Gegner letztendlich noch ins Remis retten. Ich persönlich war trotzdem nicht unzufrieden.

Den Tag beendeten wir mit ein paar lustigen Stunden gefüllt mit Tandem, Bullet und Blitzschach. Apropos gefüllt: Für den Lacher des Abends sorgte ich. Kleiner Tipp an alle, die gerne um das Brett herum alles ausblenden. Wenn ihr etwas aus einer 1 Liter Flasche in einen Becher mit 200 Milliliter Fassungsvermögen gießt und der Becher nicht voller, die Flasche aber leerer wird und der Boden langsam aber sicher Ozeanausmaße annimmt…Dann solltet ihr nicht in die Runde fragen: „Wieso wird mein Becher eigentlich nicht voller“, sondern selbigen gleich auf ein Loch prüfen.

Am nächsten Morgen konnten wir Dank Spielfrei ausschlafen. In der Nachmittagsrunde ging es dann gegen den SV Caissa Falkenseee. Nun möchte ich diesen Bericht (auf Wunsch meines Teams) gleich einmal nutzen, um unserem Ärger Luft zu machen. Wir kamen auf die Idee, dass es doch sehr entspannend sein könnte, unsere Getränke mittels Strohhalmen zu trinken. Mag sich merkwürdig anhören, aber so abwegig war dieser Gedanke gar nicht, wer es nicht glauben möchte, kann sich gerne selbst vom Gegenteil überzeugen. Ungeheuerlicher Weise dreistete sich das Schiedsrichtergespann an, unsere Strohhalme (aber auch wirklich nur die Strohhalme) mitten in der Partie des Raumes zu verweisen. Nach einem langen Gespräch mit den Schiedsrichtern, harter Diskussionsarbeit mit dem Organisationsteam und letztlich hinzuziehen der FIDE-Regeln, zeigte sich Wirkung. Kurz vor einem formellen Protest seitens des LSV bekamen wir das Recht, unsere Strohhalme zu behalten, zugesprochen. Darauf waren wir schon stolz, nur wissen wir bis heute nicht, ob das Orga-Team nachgegeben oder einfach nur Mitleid hatte. Wir werden es nie erfahren.

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Das U16 Team: Oben vorne rechts: Anton Kroschel (Brett 1) dahinter Lukas Nagy (Brett 2). Unten vorne links Fabian Schnell (Brett 4), dahinter Philipp Stülcken (Brett 3). Man beachte zudem die "regelkonformen Strohhalme". (Bilder: Jens Maly; Bildtext: Bernhard Weber)

Aber zurück zum Schach. Mit Falkenseee hatten wir in etwa gleichstarke Gegner zugelost bekommen. Anton traf auf einen 1700 Punkte straken Gegner, Philipp an Brett drei und ich an zwei auf 1500er, Fabian bekam es mit einem 1300 DWZ starken Gegner zu tun. Philipp und ich konnten unsere Partien relativ schnell und problemlos gewinnen, Fabian patzte leider und Anton ließ sich in einem zwischenzeitlich sogar gewonnenen Endspiel unter Zeitdruck unglücklicher Weise noch unter den Tisch spielen. 2-2, an und für sich, bei der ausgeglichenen Aufstellung, das erwartete Resultat, aber bei der Analyse zeigte sich, dass durchaus mehr drin gewesen wäre. Aber egal.

Am nächsten Morgen traf uns das Lospech, wir bekamen den an Platz eins gesetzten Aufbau Elbe Magdeburg mit einem 2000er Durchschnitt ab und verloren ohne besondere Vorkommnisse 4:0. Am Nachmittag spielten wir gegen Makabbi Rostock, die ohne ein viertes Brett antraten. Wir gewannen 3:1. Nach dieser Begegnung war immerhin niemand mehr punktlos. Nach gemeinsamer Abstimmung entschieden wir uns mit Schweigen über die letzte Partie der NVM zu berichten. Nur so viel sei gesagt: Wir unterlagen Delmenhorst 4:0, die Partien sind nicht erwähnenswert. Nach dem Pech in der letzten Runde fehlten uns wichtige Brettpunkte und wir wurden leider nur unserem Setzlistenplatz gerecht: 13. Erfreulich waren nur die positiven DWZ Zuwächse bei allen Mannschaftsmitgliedern, letztendlich hatten wir aber viel Spaß, nette Mitstreiter und herrliche Kulisse am Wasser. Meinen Dank für die schönen Tage, ans Team, Organisatoren, Fahrer und Trainer/Betreuer.