Am 16. und 17. April fand in unserem Klubheim in der Sophienstraße ein Schachevent der besonderen Art statt. Veranstaltet durch die Fachsparte „Schach“ des Deutschen Gehörlosen Schachverbandes und ausgerichtet durch den Lübecker Schachverein wurde die 22. Deutsche Gehörlosen-Meisterschaften im Blitzschach durchgeführt.

Die Senatorin für Kultur, Bildung Sport und Jugend der Hansestadt Lübeck, Kathrin Weiher, schickte allen Teilnehmern das folgende Grußwort:

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr verehrte Freunde des Schachspiels!

Nun ist es einmal wieder soweit, unsere Hansestadt Lübeck wird zum Austragungsort eines ganz besonderen Wettkampfes. Am 16. und 17. April 2016 wird die Fachsparte Schach im Deutschen Gehörlosen Schachverband die Deutsche Schach-Meisterschaft im Blitzschach der Gehörlosen veranstalten. Diese Meisterschaft wird in den Vereinsräumen des Lübecker Schachvereins in der Sophienstrasse ausgetragen.

Für mich als Sportsenatorin ist das ein ganz besonderes Ereignis, habe ich bisher das Schachspielen doch nur als Freizeitbeschäftigung im heimischen Wohnzimmer wahrgenommen. Nun stellen sich mir gleich viele Fragen auf einmal. Wie ist den Schach in Deutschland organisiert? Gibt es denn da auch verschiedene Klassen, oder gar internationale Wettbewerbe? Welche Bedeutung hat der Schachsport insbesondere natürlich auch bei uns in Lübeck? Ich lese mich ins Thema ein.

In Lübeck gibt es seit 1873 den ersten und ältesten Schachverein Schleswig-Holsteins und viele Jahrzehnte lang fanden sich seriöse, bürgerliche Honoratioren zur gemeinsamen Freizeitbeschäftigung, dem Schachspiel, zusammen. Ab und an gab es mal einen Wettkampf und auch nach 50 Jahren im Jahr 1923 waren es 50 Personen, die allesamt Angehörige der genannten Sozialstruktur war zu Ihrer Freude zusammen. In den 50iger und 60ziger Jahren vollzog sich langsam die Entwicklung zu einem Sportverband. Erst in den 80iger Jahren gelang dann der Aufstieg in die Regionalliga Nord und der Durchmarsch in die 2. Bundesliga und es wurden auch weiterhin in den 90iger Jahren diverse Einzelmeistertitel bei den Landesmeisterschaften in Schleswig-Holstein errungen. 1999 gelang der Aufstieg in die 1. Bundesliga und 2001-2003 gewann der Lübecker Schachverein die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Gegenwärtig sind 170 Mitglieder aktiv und 1/3 davon sind Kinder und Jugendliche. Jeweils 9 Mannschaften bei den Erwachsenen und 9 Mannschaften bei den Jugendlichen ermöglichen dem Verein in allen Ligen von der Bezirksklasse bis zur 2. Bundesliga vertreten zu sein. Natürlich ist der Lübecker Schachverein Mitglied im Schachverband Schleswig-Holstein und dieser ist wiederum Mitglied im Deutschen Schachverband, dem 17 Landesverbände angehören und in dem natürlich auch der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten Schachbund Mitglied ist. Heute sind ca. 90.000 Menschen im Deutschen Schachbund aktiv. Und es gibt sogar einen Weltschachverband FIDE.

Meine Güte nun habe ich einen kleinen Einblick in die Welt des Schach gewonnen. Besonders überrascht bin ich davon, dass der Schachsport weltweit für Männer und Frauen, Mädchen und Jungen jeden Alters ein moderner und INKLUSIVER Sport ist, der natürlich auch Menschen mit Handicaps schon seit Jahrzehnten offen steht. Ich freue mich sehr auf die Deutsche Schach-Meisterschaft im Blitzschach der Gehörlosen in unserer Hansestadt Lübeck und hoffe, dass sie auch Menschen wie mich begeistert, sich mit dem Schachsport zu befassen. Es lohnt sich! Ich wünsche allen Beteiligten ein außerordentlich schönes und erfolgreiches Turnier!

Kathrin Weiher

Um Chancengleichheit im Wettkampf zu gewährleisten und der spezifischen Sinnesbeeinträchtigung sowie der steigenden Anzahl der Athleten und Athletinnen weltweit gerecht zu werden, haben sich gehörlose und hörbehinderte Menschen zu Organisationen und Verbänden zusammengefunden, die einen strukturierten und offiziell anerkannten internationalen Sportbetrieb gewährleisten. Genauso wie im Sport der Hörender betreiben Gehörlose und Menschen mit Hörbehinderung ihren Sport mit dem erklärten Ziel, mit Spitzenleistungen auf internationalem Niveau Maßstäbe zu setzen und ebenso messen sie sich in einem von nationalen und internationalen Sportverbänden strukturierten Wettkampfsystem bei Europa- und Weltmeisterschaften

Am ersten Wettkampftag stand die Einzelmeisterschaft auf der Tagesordnung. Zum Favoritenkreis gehörte eindeutig Sergey Salov, der im „Gehörlosenschach“ den Verein GSBV Halle/S. vertritt. Würde Sergey es schaffen, sich den Deutschen Meistertitel zum 11. Mal in ununterbrochener zu holen?

Die Spieler wurden gem. ihrer Spielstärke in eine MEISTERKLASSE und eine A-Klasse von je 12 Spielern zugeordnet.

Am Ende ergab sich, dass in der Meisterklasse Sergey Salov und der Lübecker (ebenfalls für GSBV Halle/S.am Start ) Artur Kevorkov punktgleich waren. Beide Spieler erzielten 10 Punkte aus 11 Runden und remisierten auch gegeneinander. Die SoBer-Wertung war identisch. In diesem Fall sah das Reglement vor, wer das bessere „Schwarz-Ergebnis“ aufzuweisen hatte. Hier hatte dann mit 5,5 Punkten (zu 4,5) Sergey die Nase vorn und wurde damit erneut DEUTSCHER MEISTER!

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Hinter Artur Kevorkov belegte Dieter Jentsch (GSBV Halle/S.) Rang 3.

Im A-Turnier war die Sache eindeutiger. Mit 10,5 Punkten siegte klar Ingo Israel vor Wolfgang Krabbe und Volker Paul, die beide 2 Punkte zurück lagen.

 

Am Folgetag stand der Mannschaftswettbewerb im Mittelpunkt des Interesses. Leider nur 6 Mannschaften am Start. Haushoher Favorit das Team von GSBV Halle/S., die alle Spiele deutlich gewannen. Nur gegen den Zweitplatzierten Dresdner war es etwas eng. Auf Rang 3 schließlich der Berliner GSV.

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Bei der vom Verbandsvorsitzenden Holger Mende vorgenommenen Siegerehrung waren auch der Präsident des Landesschachverbandes, Ullrich Krause, und der Vorsitzende des Lübecker Schachvereins, Thilo Koop, dabei, die den Siegern und Platzierten ihre Glückwünsche aussprachen.

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 Mehr erfährt man auf der Homepage des Gehörlosenverbandes