Letztes Wochenende. Letzte Runde in der Landesliga im LSV-Vereinsheim. Lübecker SV II gegen Norderstedt II. Beide Teams im sicheren oberen Mittelfeld. Es geht um nichts mehr - es wurde dann aber doch noch recht unterhaltsam.

Es hatte keine Ansage der Mannschaftsführung gegeben. An Brett 1 zollen sich beide Spieler kurz nach der Eröffnung gegenseitigen Respekt und einigen sich auf Remis. Kurz darauf zollen sich an Brett 2 beide Spieler gegenseitigen Respekt und einigen sich auf Remis. Wiederum etwas später folgt das Remisangebot an Brett 3 durch den Norderstedter Torsten Bührmann an Frederik auf unserer Seite. Ich sitze am Nachbarbrett 4 und bin prinzipiell einem Remis auch nicht abgeneigt. Ich kann mir aber nun gar nicht vorstellen, dass Frederik zum Remis machen kommt, der will Schach spielen. Zumal ein Sizilianer auf dem Brett ist, der ja in der Regel beiden Seiten das Spiel auf den vollen Punkt ermöglicht. Das Remis-Domino wird dann auch jäh beendet in dem Frederik einen Zug ausführt.


Ich wende meinen Blick von Frederiks Brett zu meiner Rechten auf Thilos Brett zu meiner Linken. Hier ist eine recht abwechslungsreiche Variante in der Englischen Eröffnung aufs Brett gekommen. Und so komme ich zur Erkenntnis: "Aha, es wird also gespielt". Ich habe mit Weiß gegen Enrico Eichstätt eine Maroczy-Stellung auf dem Brett, also Raumvorteil, aber sonst erst mal nichts Konkretes. Wir beide hatten uns schon letztes Jahr beim St. Pauli Open gegenüber gesessen und es endete nach einer wenig aufregenden Partie Remis. Versuche also nun fortan irgendwie was rauszuholen.


Im 25. Zug bekomme ich dann das Remisangebot. Wir sind schon im Endspiel. Nur an Brett 3 hat Frederik inzwischen Öl ins Feuer gegossen:

frederik

Im Karjakin-Stil (siehe Karjakin-Nakamura, Kandidatenturnier 2016) hat Frederik mit g6-g5 den eigenen Königsflügel geöffnet und seinen Gegner geradezu zum Figurenopfer Sxg5 eingeladen. Das erfolgt auch prompt. Worauf dann aber in der Folge der Norderstedter Blut und Wasser schwitzt, um Kompensation nachzuweisen. Während Frederik sich sicher scheint, dass da nichts anbrennen kann und sich, so mein Eindruck, nun interessiert mit der Stellung auf meinem Brett beschäftigt.


Ich komme dann auch zur Entscheidung: Weiterspielen. Im Wesentlichen, weil ich dann in das sogenannte Fischer-Endspiel (T + L + Bauern gegen T + S + Bauern) komme, dass sich dann in der Folge auch ganz positiv entwickelt:

Frederik geht dann auch in ein Endspiel wo er sich mit Läufer zwei Freibauern entgegen stellen muss:

Dann hatte Fin sich eine Mehrfigur erarbeitet und damit auch gewonnen. Samuel war einer gegnerischen Attacke erlegen. Und an Brett 8 hatte sich ein Frauenbrett ergeben. Nicole gegen Anke Freter, die beiden kämpften ihr Remis aus.


Wie es sich gehört bleibt dem Präsidenten das Recht des letzten Zuges. Er übt mit seinem Gegner das Caruana-Svidler-Endspiel, also T + L gegen T:

thilo


Thilo mit Schwarz am Zug. Weiß hat gerade Tf8 gezogen um Tf1 matt zu verhindern. Nun, die 50 Züge-Grenze ist noch etwas entfernt. Aber Thilo hat nur noch 20 Sekunden. Ein Moment des Innehaltens darf trotzdem sein ...18, 17... So zum Ende der Saison ... 14, 13... Es wird sich danach noch zeigen, dass wir mit dem 5:3 Erfolg gegen Norderstedt noch Vizemeister werden ...10, 9... Wer hätte das gedacht, nach der erneuten Auftaktniederlage gegen unsere Dritte, dem bescheidenen Remis gegen Schwarzenbek und der Klatsche in Neumünster. Also: Ende gut, alles gut ...5, 4, 3... Txf8 patt!