Hier nun der Bericht über unseren Kampf gegen Neumünster. Etwas verspätet, aber Ich musste nach dieser Klatsche erst einmal das Gespräch mit unserem Vereinspsychologen suchen. Da nun aber Horst Mentlein schon seit geraumer Zeit steif und fest behauptet, dass dieser Posten in Personalunion mit dem des ersten Vorsitzenden zu sehen sei, gestaltete sich das Gespräch  naturgemäß etwas schwierig.

Frei nach dem Motto des legendären Vierzeilers den Bill Murray in den Film „ Was ist mit Bob?“ rezitierte:  

Roses are red.

Lilies are blue.

I am shizophrenic.

And I am too.

Aber ich merke schon, Ich schweife ab, wenn auch aus gutem Grund. Die Höhe dieser Niederlage, zumal zu Mitte des Kampfes beileibe noch nicht abzusehen, war für mich dann doch sehr ernüchternd. Dabei fing doch alles so harmlos an. Nach etwa 1 Stunde einigte ich mich im Kampf der Mannschaftsführer mit Jörg Harm auf Remis. Jörg hatte als Weißer ein Entlastungsmanüver von mir zugelassen, nachdem Schwarz kompletten Ausgleich erzielen konnte. Komplett war hierbei wörtlich zu nehmen, so dass ein Weiterspielen wenig Sinn zu machen schien. Vielleicht wollte ich aber auch nur einmal vor Ulrich Sieg fertig sein. Das gelang mir knapp.  

Kurze Zeit später kam es auch an Brett von Ulrich gegen seinen alten Mannschaftskameraden Jens Wulf zum Friedensschluss. Nach beidseitiger unorthodoxer Eröffnungsbehandlung war Ulrich doch etwasunter Druck geraten. Aber Jens ließ es doch ein wenig an Strenge vermissen, so dass die Stellung sich abschließend wohl wieder in Ausgleich befunden haben dürfte. Danach nanm das Unheilseinen Lauf. Als erster musste Samuel Oltzen die Segel streichen. Er hatte gegen Frank Neumann mutig einen Bauern geopfert. Zudem suchte sein Läufer noch den Sinn seines schachlichen Lebens. Auf der anderen Seite war die Stellung geöffnet und Samuel hatte deutlichen Entwicklungsvorsprung. Der König von Frank konnte nun wahrlich nicht mit Fort Knox verwechselt werden. Verschiedene Figurenopfer boten sich an. Eines davon spielte Samuel dann auch und setzte instruktiv fort. Aber es ging einfach nicht. Einen Zug eher hätte das Opfer mehr Sinn gemacht, wäre wohl aber auch dann nicht ganz korrekt gewesen. Am besten hätte Samuel sich trotz Minusbauer einfach ruhig weiterentwickeln sollen, um dann mal zu schauen, ob Frank wirklich ein sicheres Plätzchen für seinen König finden wurde.

Dann musste auch Tigran aufgeben. Er hatte schon in der Eröffnung so die wilde Sau rausgelassen, das allen klar war, dass auch der geschickteste Schweinehirte diese nicht mehr einzufangen vermochte. Zumal Ich ganz stark davon ausgehe, dass Tigran für sein späteres Berufsleben ganz andere Pläne hat. Zeitweilig hingen bei Tigran gleichzeitig Dame und Turm. Was er damit beantwortete, dass er noch einen Läufer in die gegnerische Stellung rammte. Nichts von alledem konnte Ralf Menzel schlagen. Stattdessen musste er sich mit seinem König nach d7 auf Wanderschaft begeben. Was Ihm, wie er in der  nachträglichen Analyse zugab, doch arges Kopfzerbrechen bereitete. Aber irgendwie war an diesen König nicht heranzukommen, und obwohl Tigran Materialverlust vermeiden konnte wendete sich allmählich das Blatt. Eine wirklich sehenswerte Partie. Jugendlicher Elan und Einfallsreichtum eines großen Talentes traf auf die äußerste Coolness eines elder statesman des Schleswig-Holsteinischen Schachs.

Der nächste Tiefschlag dann am Spitzenbrett. Andreas Hein hatte in einer schwerblütigen Positionspartie das Läuferpaar aufgegeben, um anschließend mit seinem Springer zu reüssieren. Doch das funktionierte nicht so ganz, weil es Frank Hagenstein gelang die Stellung zu öffnen und so auf die Stärke seiner Läufer zu pochen. Das entschied dann auch am Ende die Partie.

Endgültig vorbei war es dann nach der Niederlage von Bernhard Weber gegen Wolfgang Grohde. Bernhard hatte sich durch präzise berechnete taktische Wendungen einen klaren, gewinnverheißenden Materialvorteil erspielt und musste nun durch Prophylaxe nur noch den gegnerischen Königsangriff stoppen. Dafür ließ er sich leider einen Zug zu viel Zeit.

Wolf Reimer konnte dann gegen Luba Kopylov noch mal verkürzen. Seine Kontrahentin spielte ein so langfristig angelegtes positionelles Figurenopfer, dass sich der Sinn wohl erst in einer Ihrer nächsten Partien erschließen wird. Zu schlechter Letzt kollabierte dann auch die Stellung von Jan Plackmeier. Er hatte seinen Läufer nach e7 gezogen, was nur selten gut ist wenn schon ein Bauer auf g6 steht. Dieser wurde zur Angriffsmarke um den Königsflügel zu öffnen. Placki gelang es zwar seinen König in Sicherheit zubringen, konnten aber Materialverlust nicht vermeiden. Jörg Maass spielte den Rest dann doch recht trocken herunter. Endergebnis 2:6.

Das einzig Positive an dieser Niederlage ist, dass der Klassenunterschied der uns am Sonntag gegenwärtig wurde, sich in der nächsten Saison auch widerspiegeln wird.