Der heutige Spieltag in Osnabrück verlief doch sehr erfreulich. Das LSV-Flagschiff, die U20-Mannschaft hat die Segel immer besser gesetzt und so immer mehr Fahrt aufgenommen - und feiert am Ende des Tages einen Helden.

Am Morgen beim Frühstück wirkten doch alle recht motiviert. Jetzt erst recht! Sie haben sich darauf eingestellt mit -1 zu beginnen, entsprechend muss auf +2 gespielt werden.

Runde 3

Mit den Schachfreunden Brackel erwartete uns in der Vormittagsrunde wieder ein anspruchsvoller Gegner, Rangliste Nr. 7. Die setzten aufgrund des kampflosen Punktes auch auf die Mauertaktik. So gab es an den beiden ersten Brettern recht bald zwei Remis. Martin hatte mit Schwarz kein Problem in einer Damengambit Abtauschvariante völligen Ausgleich zu erzielen. Alexander konnte mit Weiß zwar leichten Druck aufbauen aber mehr ließ sein Gegner nicht zu.

Den Ausgleich schaffte dann Kevin, der wieder an beiden Flügeln aktiv war und damit seinen Gegner überforderte. Das Endspiel mit mehreren Mehrbauern für Kevin wollte sein Gegner dann nicht mehr sehen.

Dann ging Brackel mit 3:2 in Führung. Max hatte die Partie lange ausgeglichen gehalten, mit knapper Bedenkzeit seinem Gegner dann aber die einzige offene Linie überlassen über die dieser dann seinen Mattangriff erfolgreich abschließen konnte.

Nun lag es an Fin das Mannschaftsremis zu sichern. Eine nervenaufreibende Sache - wie hier im Diagramm zu sehen (Fin mit Schwarz am Zug):

Fin DVM3

Fin sieht sich einer Schwerfigurenbatterie auf der h-Linie ausgesetzt. Aber er hat Verteidigung und Angriff gut kombiniert - Läufer e5 deckt h8, Ta7 deckt h7, De4 deckt g6. Und so findet er hier am Zug einen sehenswerten Knockout - und das soll erwähnt werden: Alles auf Inkrement gespielt!

In der Mittagspause sind alle bestens gelaunt. Wir erfinden die Wertung der "erspielten Punkte" und betrachten unsere beiden Mannschaftsunentschieden gegen München und Brackel als erspielte 3:2 Siege.

Runde 4

Die Auslosung brachte uns hier einen nun wirklich namhaften Gegner: OSG Baden-Baden. Und dazu sollte es am Spitzenbrett noch zur Paarung Julian Martin gegen Alexander Rieß kommen - Nr. 2 gegen Nr. 1 der deutschen U14-Rangliste. Und Julian Martin wollte noch Revanche für die Niederlage gegen Alexander auf der DJEM.

Durch den noch positiven Ausgang der Vormittagsrunde waren jetzt alle Segel der LSV Kogge gesetzt und, vorweggenommen, Baden-Baden konnte da nicht mithalten.

Kevin schaffte wieder den Ausgleich, als Erster innerhalb gerade mal 6 Minuten plus Inkremente. Sein Gegner hatte sich schon nach wenigen Eröffnungszügen die Bauernstruktur ruinieren lassen und man landete dann ganz schnell in einem Endspiel, wo Kevins verbundene Freibauern nicht aufzuhalten waren.

Am Spitzenbrett spielten Julian und Alexander bei gleicher Farbverteilung der DJEM-Partie auch die gleiche Französisch-Variante. Julian wich als Erster ab und in der Folge entschied sich Alexander leider für einen wenig effektiven Plan. Alexander konnte einen Figurenverlust nicht vermeiden - dachten alle. Aber bei Julian Martin saß womöglich der Stachel der Niederlage bei der DJEM noch tief. Er wollte nicht nur gewinnen, er wollte schön gewinnen, Alexander vernichtend niederringen. Er ließ den Figurengewinn liegen spielte lieber ein Scheinopfer - und ließ damit Alexander zurück in die Partie. Das brachte ihm erstmal nur einen Zentralbauern und nach einigen weiteren "Schönzügen" hatte Alexander auch den wiederbekommen und schließlich sogar die besseren Leichtfiguren fürs Endspiel.

Dann wurde es stressig für den Mannschaftsführer. Innerhalb kurzer Zeit sollte ich entscheiden ob Martin, Alexander und Max ins Remis gehen. Bei Alexander und Max musste ich das innerhalb eines Inkrements tun.

Martin hatte eine optisch vorteilhafte Stellung, sah aber wohl keinen Weg. Max spielte seine bis dahin beste Partie, hatte sogar einen Bauern gewonnen, aber eben keine Zeit mehr und die etwas offene Stellung bot seinem Gegner eventuell Schwindelchancen.

Ich setzte auf Fin, sah ich doch einen Qualitätsgewinn nach Bauer c2-c3. Ich ließ die drei ins Remis - und Fin spielte Sg5. Das war dann aber nur eine kleine Schrecksekunde. Seine Gegnerin musste erst noch eine drohende Gabel auf f7 bedienen, dann zog Fin c2-c3.

Fin gewann also die Qualität. Er hatte auch Raumvorteil am Königsflügel, aber noch keine offenen Linien. Für meinen Geschmack ließ er nun den schwarzen a-Bauern etwas weit vorrücken, nämlich bis a2. Nun neutralisierte das die Qualität, da ein Turm auf a1 die schwarzen Lb3 und a2 aufhalten musste. Es ging in die Verlängerung. Und nun saß die gesamte Mannschaft noch gut anderthalb Stunden mit Sichtkontakt auf Fins Brett im Spielsaal. Geduldig schob er seine Bauern nach vorne, öffnete Linien, musste sich mit immer neuen Verteidigungsideen seiner Gegnerin beschäftigen und schließlich wurde von beiden nur noch auf Inkrement gespielt. Dann die Vorentscheidung. Fin gelingt der Damentausch. Danach kann er die Qualität für Läufer und Freibauer zurückgeben und mit dem verbliebenen Turm seinen Freibauern den Weg freimachen. Die Stellung ist jetzt klar gewonnen für Fin und seine Gegnerin lässt ihr Inkrement ablaufen. 3,5:2,5 gewonnen, bzw. 3,5:1,5 in der erspielten Wertung

Und die Mannschaft feiert ihren Helden Fin! Heute abend zumindest und wir hoffen natürlich auch auf Motivation für die verbliebenen drei Runden in den nächsten beiden Tagen.