Der erste Bericht aus Osnabrück, der vermutlich auch schon die ersten Fragen der Daheimgebliebenen beantwortet.

Der Anreisetag

Zunächst lief am Anreisetag alles planmäßig. Die Züge fuhren pünktlich, wir hatten genug Umsteigezeit in Hamburg und Bremen. Wir waren zunächst mit fünf Spielern, Alexander Rieß, Martin und Kevin Kololli, Fin Tiedemann und Max Dörp und den beiden Betreuern Thomas Thannheiser und mir angereist. Jakob Linowitzki sollte Sonntag morgen noch nachkommen.

Das IBIS-Hotel in Osnabrück, Spielort der U20- und U20w-DVMs präsentierte sich ansprechend. Es gab ein sehr leckeres und abwechslungsreiches Buffet zum Abendessen.

Kurz vor der DVM-Eröffnung um 20 Uhr hörte ich noch meine Mailbox ab. Die Hiobsbotschaft: Jakob war ernsthaft erkrankt und nicht spielfähig. An dieser Stelle daher erst mal: "Gute Besserung, Jakob!". So kurzfristig konnten wir dann keinen Ersatz mehr organisieren.

Also mit fünf spielen. Und es hatte noch weitere Folgen. Max rutschte ein Brett nach oben. Für die Festlegung der Rangliste (Durchschnitts-DWZ der sechs Spieler) bekommen wir noch einen fiktiven Spieler namens "Freibrett" dazu, für den DWZ 1500 angesetzt werden. Wir rutschen damit in die zweite Tabellenhälfte und dürfen in der ersten Runde gegen den Ranglistendritten SK München Südost ran.

Nun gut, hilft ja nichts. Wir machen Samstag Abend noch Vorbereitung. Die Kieler, im Nachbarzimmer untergebracht, scheinen derweil ihr Zimmer zu zerlegen. Jedenfalls wird auf einmal eine Tür aus dem Zimmer transportiert.

Runde 1

Der Morgen beginnt mit einem ebenfalls leckeren und vielfältigen Frühstück. Die Kieler erklären das mit der Tür: "Wir waren nicht Schuld, die Tür hat angefangen". Ah, ja.

Punktlich 9 Uhr geht es los. Wir spielen mit der Aufstellung Alexander, Martin, Kevin, Fin und Max. Hatten wir schon lange geplant, von den drei ersten, die auf Augenhöhe spielen, diesmal Alexander an Eins spielen zu lassen.

Es lässt sich gut an. Kevin gewinnt als Erster. Sein Gegner wollte mit ihm kreativ spielen, jedenfalls konnte ich sonst keinen Grund finden den Bauern c5 zu geben. Aber der König der Kreativen, also Kevin, zeigt warum er Herrscher dieses Reiches ist, nimmt den Bauer mit und überspielt seinen Gegner troztdem nach allen Regeln der Kunst. Dann geht aber München wieder in Führung, da Fin in seiner Partie kein Land sieht. Da Max bereits auf Verlust steht erhält Alexander mit Bauern weniger ein Remisangebot. Ich stimme dem Angebot zu, den mehr als Remis war für uns hier nicht mehr zu erzielen und Alexander nimmt an.

Dann kann Martin zum 2,5:2,5 ausgleichen. Er hatte sich nach lange ruhigem Spiel einen entfernten Freibauern aus der a-Linie verschafft, musste dafür aber einen Königsangriff über sich ergehen lassen. Den konnte er zurückschlagen, dabei weitere Bauern und so auch die Partie gewinnen.

Und dann spielte immer noch Max. Nach einem Bauernverlust ohne Kompensation sollte eine Niederlage eigentlich nur noch ein Frage der Technik sein. Aber da hapert es bei seinem Gegner. Das Spiel dauert und dauert. Max kann sich auf Kosten weiterer Bauern in ein Damenendspiel manövrieren und dort dann noch durch Dauerschach ins Remis. Lohn der harten Arbeit: Ein Mannschaftsunentschieden, 3:3!

Runde 2

Mit dem Heilbronner SV haben wir einen Gegner auf Augenhöhe. Dachten wir, war aber nicht so. Zu später Stunde kippen Partien, die nicht unbedingt kippen mussten. Aber der Reihe nach.

Es beginnt wieder gut. Kevin landet zwar schnell ein einem Endspiel in dem nicht mehr als ein Remis drin war. Martin überspielt dafür aber seinen Gegner mit den weißen Steinen und wir haben wieder den Ausgleich, 1,5:1,5.

Das war es dann aber leider auch. Max gerät in eine taktisch scharfe Variante, in der sich sein Gegner einfach besser auskennt. Wir liegen hinten und das erhöht den Druck auf Alexander und Fin. Alexanders Gegner mauert in einer Französisch Abtauschvariante. Alexander probiert alles, kommt aber nicht durch und um die Zeitkontrolle muss er dann noch in ein eher schlechteres Turmendspiel gehen. Jetzt lebt sein Gegner auf, das kann er offensichtlich, er verdichtet seinen Vorteil bis zum Gewinn der Partie.

Fin hatte sich eine schöne Angriffsstellung aufgebaut, sein Gegner wusste aber sich zäh zu verteidigen. Turbulent dann in der Zeitnotphase zum 40. Zug. Fin schnappt sich einen mindestens dreiviertel vergifteten Bauern und steht darauf hin knapp vorm Matt. Kann sich wieder befreien und bekommt ein Damenendspiel mit zwei Bauern mehr. Aber es geht weiter, beide wandeln schließlich in jeweils eine weitere Dame um. Und hier entscheidet wer letztlich am Zug ist und den gegnerischen König jagen kann. Das ist leider Fins Gegner. So kann er schließlich eine Dame erobern und den 4,5:1,5 Endstand für Heilbronn herstellen.

Enttäuschung dann erst mal beim Abendessen. Klar, die erhofften Punkte fehlen. Aber wie gestern Abend gilt: Hilft nichts, es kommen noch fünf Runden. Also morgen mit frischem Mut wieder ans Brett. Der Kampfgeist ist ja bei allen da.