Im Laufe der letzten Saison hatte ich bei den meisten von uns (mich eingeschlossen) den Eindruck, dass der Abstieg vielleicht nicht unbedingt begrüßt, aber auf keinen Fall als Katastrophe angesehen wurde. Was sollte auch an der Oberliga so schlecht sein?

Dass etwa die ganzen kräfte- und zeitraubenden Berlin-Fahrten weggefallen sind? Dass seit zwei Jahren endlich einmal nicht das Damoklesschwert des Abstiegs über unseren Häuptern hing? Dass man irgendwann aufhört, an ein gewogenes Schicksal zu glauben, weil man trotz ausgeglichener Spielanteile immer und immer wieder mit 3,5 zu 4,5 verliert? Kann es nicht auch ganz nett sein, in heimischen Gefilden zu spielen und viele alte Bekannte wiederzusehen?
Man möge mich nicht mißverstehen: angesichts unseres ELO-Durchschnitts wäre es pure Heuchelei zu behaupten, der Wiederaufstieg sei nicht unser erklärtes Ziel. Aber ich glaube, daß nach dem harten und zähen Schach der zweiten Liga uns "alten Säcken" eine Atempause mal ganz gut tut.

Soweit Stefan Lindemann in seinem Artikel über unseren ersten Oberligakampf am 15.10.2006 nach dem Abstieg in der Saison 2005/06. Achteinhalb Jahre später sind seine Worte nach wie vor gültig, allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Die "alten Säcke" sind inzwischen noch ältere Säcke, so dass wir neben dem Wiederaufstieg unbedingt auch eine Verjüngung der Mannschaft anstreben sollten. Mit dem regelmäßigen Einsatz der Kololli-Zwillinge in der vergangenen Saison ist ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung erfolgt, und man darf gespannt sein, welche unserer vielen jungen Talente als Nächstes nachrücken...

Es gibt noch einen weiteren Unterschied: In diesem Jahr trifft uns der Abstieg nicht unerwartet. Wir hatten bereits vor der Saison damit gerechnet, dass es uns dieses Mal erwischen könnte. Der überraschende Sieg gegen den späteren Aufsteiger aus Norderstedt (Glückwunsch!) zu Beginn der Saison zeigte zwar, dass wir nicht vollkommen chancenlos sind, aber aufgrund der deftigen Niederlagen in den letzten beiden Runden ist Kreuzberg dann doch noch an uns vorbeigezogen. Wenn wir in der siebten Runde gegen Kreuzberg gewonnen hätten, wäre alles vielleicht ganz anders gekommen, aber in der zweiten Liga verliert man einen ausgeglichenen Kampf eben auch gerne mal knapp - siehe oben.

Der Kampf gegen Tegel verlief nicht so einseitig, wie es das Ergebnis vermuten lässt, von dem für einen Stichkampf gegen Kreuzberg notwendigen 4-4 waren wir trotzdem kilometerweit entfernt. Bezeichnend vielleicht meine Partie, in der ich vier Stunden lang ganz gut mithalten konnte, bis Steve Berger dann noch mal mächtig Druck machte und mich einfach vom Brett fegte - das Nachspielen lohnt sich! Harald an Eins (erste beendete Partie) und Boris an Acht (letzte beendete Partie) spielten Remis, den dritten halben Punkt erzielte Kevin, alle anderen Partien gingen verdient an unsere Gastgeber.

Wir haben jetzt sechs Monate Zeit, um unsere Wunden zu lecken und eine schlagkräftige Truppe für das Projekt "Wiederaufstieg" zusammenzustellen. Wenn es nach mir ginge, wäre das Durchschnittsalter zum ersten Mal nach zwanzig Jahren wieder unter 30 :-) Wir werden sehen...