In den 80/90 Jahren waren die Landesmeisterschaften der Erwachsenen doch speziell, monatelang wurde eine massentaugliche Unterkunft für feiersüchtige Schachspieler gesucht, Tage vorher diverse Paletten Hansa-Pils bei Aldi rausgeschleppt, Spielkarten eingepackt und erst die Vorfreude auf gemütliche gemeinsame Zeiten. Heutzutage treffen sich kleine Fahrgemeinschaften 35 Minuten vor Spielbeginn und es wird täglich hin und her zum Spielort gependelt, was natürlich im Wesentlichen am Ausrichtungsort Ratzeburg liegt.
Bedauerlicherweise wurde aufgrund der geringen Teilnehmerzahlen die Kandidatenklasse ersatzlos gestrichen und ich fand mich überraschenderweise in der Vormeisterklasse wieder, doch ich war frohen Mutes da die TWZ aller Spieler in der Vormeisterklasse sich doch im Bereich zwischen 1764 und 1966 befanden, da kann ich doch mithalten dachte ich mir. Ein spannender Turnierverlauf war zu erwarten, was sich letztendlich auch beim Endstand nach 7 Runden widerspiegelte. Die ersten 8 Plätze hatten alle zwischen 4 und 5 Punkten. Stefan Kosanke gewann schließlich die Vormeisterklasse als einziger Spieler mit 5 Punkten und das mit 2 anfänglichen Niederlagen. Ich konnte 4 Punkte erreichen (2/4/1) und war mega zufrieden, Heiko Rickert, der unsere Farben auch in der Vormeisterklasse hochhielt, wohl weniger (2/-/5). Die Top 3 meiner persönlich erlebten Anekdoten aus der Vormeisterklasse:
1. Auf die Frage an meinen Gegner, ob diese Eröffnung alles Theorie sei, da er ja immer adhoc auf meine Züge zieht: Ne, aber mir fällt eh nichts besseres ein.
2. Die schnellste Annahme eines Remis-Angebots ever. Nach meiner Frage: Remis? schoss pistolenartig seine Hand auf mich zu, ja, ja, ja.
3. Nach einer anstrengenden Partie sagte mein Gegner: Auf eine Analyse habe ich Lust mehr. Ich wollte frei nach dem Motto von 007 James Bond gerührt oder geschüttelt antworten: Ob mich das interessieren würde. Aber ich schwieg lieber.
Die Rahmenbedingungen waren optimal, lediglich einige Male wurde die Ruhe im Spielsaal während der Partien gestört, da waren die LSV-Spieler doch weit vorn (Namen werden an dieser Stelle nicht genannt). Ein leckeres Mittagessen konnte eingenommen werden und bei einer kleinen „Zwischenmahlzeit" an der abgelegenen, rührend geleiteten, Kaffee-Klappe hat sich auch immer ein Schachspieler für einen Klönschnack gefunden. Hier befand sich auch die Örtlichkeit die mit dem Spruch "das ist kein Tatort, die Spuren können beseitigt werden" verziert wurde.
Apropos Tatort. Zur Erholung und Abschluss dieser Tage schaute ich mir Sonntagabend noch den neuen Tatort "Zugzwang" an. Bei einem Schachturnier stürzt die Sekundantin vom Dach. Wenn so die Realität aussieht, sollte ich vielleicht wieder eine 30-jährige Auszeit nehmen.......
Hoffentlich werden die Reformbemühungen des Landesschachverbandes greifen und zu mehr Teilnehmern im nächsten Jahr in Quickborn führen.
Noch was zum Thema Schach. Die vereinsinterne Partie in der 6. Runde. Heiko Rickert vs Oliver Kaeding
[Event "LEM 2025 Vormeisterklasse"]
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