Als der marineblaue Schach-Dacia endlich zum Stehen kam, schaffte es auch die Erdrotation, sich langsam wieder in der gewohnten Geschwindigkeit einzupendeln. Auch wenn die Fahrt vom LSV aus nicht lange währte, war trotzdem ein ziemlicher Wirbel entstanden. So ein Schach-Dacia ist nicht für jedermann geeignet, aber er ist ein ganz vorzügliches Gefährt, um alle Schach-Punkte aufzunehmen und nach Hause zu tragen.
Der Gesellschaft entfuhr in dem Augenblick des sterbenden Motorgeräusches ein erleichterter, aber voreiliger Atemzug auf tiefster Brust. Denn im gleichen Augenblick sprangen die Türen auf und die drei ELO-Schwergewichte Samuel Haupt, Martin Herrnkind und Jan-Henrik Plackmeyer stampften auf den vermutlich unschuldigen, aber unbeleuchteten, nur halbwegs befestigten und abseits gelegenen Boden auf. Sofort war eine Vibration spürbar, die immer weiter anschwoll, je mehr Schritte die drei Recken taten. Wäre Frank Jankowiak noch dabei gewesen, vermutlich wäre die Erdkruste geborsten und um Bad Schwartau wäre es geschehen gewesen. Nie wieder hätte man etwas von diesem Ort gehört, nie wieder hätte man vor Entsetzen von diesem Ort gesprochen. Aber Frank saß schon am Brett und wartete auf uns. Wie auch die Bad Schwartauer Michael Bielfeldt, Jens Hollatz, Bernd Möller und Günther Schwarz.
Nach dem kleinen Vorgeplänkel will ich dann schnell zur Sache kommen: Wir konnten vor Kraft nicht laufen und unsere Hosen hielten das nicht aus.
Frank gewann nach 16 Zügen gegen Herrn Möller eine Figur, der das simpel mit „Da war ich wohl zu schnell“ kommentierte. Es dauerte aber nicht lange, also sechs Züge nur, da ließ Frank seine Mehrfigur ungedeckt stehen und fand sich einen Schwerfigurenendspiel mit einem Minusbauern wieder. „Da konnte ich nicht mehr umschalten“, meinte er und trotz einiger Gegenwehr gab er nach 48 Zügen auf. Die erste Partie war weg.
Danach schaute mich Martin an. „Ich hab was eingestellt und ein Remisangebot“, sagte er. Wenigstens ein halber Punkt nach etwa 20 Zügen und nach der Aufgabe von Frank – nunja, es ist halt eine Partie, in der Martin mitspielt, falls jetzt einer wissen will, wie das funktionieren kann.
In meiner Partie entschied sich Herr Schwarz im achten Zug für eine – für mich - verdächtig aussehende Möglichkeit – Se2 stellt den Läufer auf f1 zu, der König hängt noch auf e1 fest – ich entschied mich für ein weiträumiges Vorgehen mit meinen Figuren. Was ist eigentlich schön am Schach? Nun, die Theorie. Wer die beherrscht, steht zumindest zeitlang ganz passabel, bis er dann selber die Figuren setzen muss. Beim Freestyle-Chess muss man mit dem ersten Zug wissen, wie die Figuren hingehören, damit man ganz passabel steht. Ich kann beides nicht. Lange musste ich leiden, noch länger auf einen Fehler von Herrn Schwarz warten, der dann – endlich endlich und zum Glück – kam. Danach war es auch um ihn geschehen im Endspiel Turm plus (passiver) Läufer gegen Turm und Springer. Ausgleich.
Bei Samuel gegen Herrn Bielfeldt hatte ich drei Eindrücke: Erstens sieht ganz gut aus nach der Eröffnung, zweitens hat sich verflüchtigt und sieht nicht mehr so gut aus und schließlich drittens ist nicht verlierbar, aber ist das Endspiel Turm plus Läufer gegen Turm plus Springer zu gewinnen? Samuel opferte seinen Turm gegen Springer und Bauer und zeigte uns, wie man das so machen kann. Sah jedenfalls gut aus und war der Sieg zum 2,5:1,5-Auswärtssieg gegen Schwartau V.
Ede wollte von mir gerne einen Bericht für die Homepage haben. Ich hatte ihm im Vorfeld einen Entwurf zugeschickt, der da lautete: „Und als ich mit meiner Begleitung den Spielsaal in Bad Schwartau verließ, regnete es auch noch.“ Fast wäre es so weit gekommen. Und das nächste Mal kann er den Bericht auch gleich so veröffentlichen. Diesmal steht aber als Bericht folgendes auf unserer Vereinsseite: „Wir haben zwei sehr, sehr glückliche Mannschaftspunkte abbekommen.“ Also, meine Berichte für die nächsten 20 Jahre hab ich ja wohl fertig, würde ich so sagen. Und der blaue Schach-Dacia kommt nur noch gezielt zum Einsatz. Erzeugt sonst zu viel Wirbel….