Es war gerade einmal neun Monate her, dass wir als Mannschaft bei Segeberg zu Gast waren. Zu der Zeit noch in der Bezirksliga gegen die 2. Mannschaft und es war eines der spannendsten Matches unsererseits. Nun ging es in sehr ähnlicher Aufstellung wie damals gegen die erste Mannschaft. Zwar hatten wir dieses Mal unsere Mannschaft durch Tom nicht unwesentlich verstärkt, es bahnte sich dennoch eine herausfordernde Begegnung für uns an.
Auch das Ligaorakel stand uns trotz unseres Auftaktsieges gegen Eutin noch skeptisch gegenüber und gab uns eine Abstiegswahrscheinlichkeit von 70% für diese Saison.
Erfreulicherweise konnten wir erneut in Stammbesetzung antreten, was eine klare Stärke dieser Mannschaft ist. Segeberg musste auf einige Ersatzspieler zurückgreifen, wodurch sie rein nominell nur noch leicht favorisiert waren. Dank den Fahrdiensten von Nicole und Kristina kamen wir alle pünktlich am Spiellokal an.
Nach zwei Stunden Spielzeit war ich etwas besorgt beim Blick auf die anderen Bretter. Tom stand bereits gut, aber Paul geriet im Mittelspiel unter Druck, bei Helene drohte ein Figurenverlust und Hanno hatte in unklarer Stellung viel Zeit verbraucht. Den Puls höher treibend erhob sich in mir schockierende Erkenntnis, dass ein „Stülcken-Remis“ dieses Mal möglicherweise nicht ausreichend sein könnte und wagte einen Bauernhebel. Eine Stunde später waren die ersten Bretter fertig. Paul musste sich zwar nach erbittertem Kampf und dem Scheitern seiner letzten taktischen Raffinessen geschlagen geben.
Helene hatte es irgendwie geschafft den Figurenverlust abzuwenden und hatte ein ausgeglichenes Turmendspiel auf dem Brett. Das Remisangebot des Gegners schlug sie zunächst aus, um noch ein paar Schachs zu drohen. Ich schaute gerade zu und dachte mir „Da ist nichts los, die werden sich gleich auf remis einigen – außer der Gegner zieht den Turm“. Der Gegner zog dem Turm und die ungedeckte Dame wurde von Helene aufgespießt. Tom gewann soweit ich das beurteilen konnte sehr souverän und auch Benjamin konnte einen schönen Sieg gegen einen deutlich stärkeren Gegner einstreichen.
Den ersten Mannschaftspunkt sicherte Hanno, der nach einem zähen Partielverlauf mit seiner Dame plötzlich in die Stellung des Gegners eingedrungen war und den weißen König schließlich auf h6 mattsetze. Etwas später streckte auch mein Gegner die Waffen nieder und der Mannschaftssieg war gewiss.
Ungeachtet dessen bekämpften sich Rouven und sein Gegner noch eine ganze Weile in einem ausgeglichenen, aber mit wechselseitigem Verlauf befindlichem Turmendspiel, bis man sich dann doch auf eine Punkteteilung einigte. Zeitgleich wurde Ruben fertig und rundete das Mannschaftsergebnis mit einer souveränen Vorstellung ab.
Somit war der Endstand 6,5-1,5, was dann doch ziemlich überraschend war. Nach kurzer Teambesprechung im errichteten „Lager“ entschieden wir uns (vor allem auf Drängen des Spezialisten) dem nahegelegenen Dönerladen einen Besuch abzustatten und den Sieg zu zelebrieren. Mit diesem Sieg trotzen wir erneut Wahrscheinlichkeiten und konnten den ersten Tabellenplatz erfolgreich verteidigen. Das Liga-Orakel hat zumindest die Abstiegswahrscheinlichkeit um die Hälfte reduziert. Im Dezember steht dann ein spannendes Heimspiel gegen Kiel an.