„Ich schreibe [dir] einen langen Brief, für einen kurzen habe ich keine Zeit.“

Die Saison startet für LSV VI in Eutin nach einer überzeugenden Saison in der Bezirksliga. Es wird in fast identischer Aufstellung gespielt, nur ohne Ida K., die nun in der Landesliga spielt, mit Jugendlichen und ehemaligen Jugendlichen. Ich ziehe den Altersschnitt also nach oben. Nach einem Auswahlverfahren, welcher Spieler den Strohmann fürs erste Brett übernimmt. So fand ich mich in der Verbandsliga am ersten Brett wieder und mit vermutlich besseren Gegnern als in der Oberliga Brett 6/7.

Nach regen Diskussionen über Caro-Kann Varianten und Chemie-Experimente erreichten wir Eutin pünktlich wie die Maurer. Ein nettes Spiellokal, fußläufig zum schönsten Schloss in Schleswig-Holstein und Kaffee stimmten mich positiv für ein gutes Ligaspiel.



Zu den Partien: Ich kam ganz gut aus der Eröffnung und hatte eine Carlsbader Fianchetto Stellung. Ruben hat sich auf die falschen Informationen vom lokalen Königsgambit Experten(ich) vor zwei Jahren verlassen und selbstbewusst einen unsinnigen Aufbau gewählt, dazu später mehr. Rouven an Brett drei war schnell ein ausgeglichenes Endspiel was sehr nach angenommenem Damengambit-Endspiel aussah. Hanno an Brett vier (ich erinnere mich dunkel an eine sehr dubiose Geschichte, wie er sich das Brett vor Philipp erschlichen hat) hatte nicht viel Spiel zu verzeichnen außer einen h5-Bauern im Königsinder als Schwarzer.

Da wird wohl nicht viel passieren, dachte ich mir. Diesen Gedanken werde ich später noch mal aufgreifen müssen. Philipp an Brett fünf sah auf den ersten Blick schwierig zu halten aus. Paul hat die Russisch-Roulette Strategie verfolgt. Ganz klares Spiel auf zwei Ergebnisse nach Benedict Krauses Auslegung. Benjamin an Brett 7 hatte eine angenehme Sizilanisch Stellung mit Druck auf den klassischen rückständigen Bauern auf d6. Helene hatte eine recht entspannte London-Stellung mit Schwarz ohne Gefahren von irgendeiner Seite.

Eine geschätzte Stunde später befanden sich drei halbe Punkte auf beiden Konten. Brett 5, 7 und 8. Da ich nicht mit einem Remis am fünften Brett und vielleicht auf ein bisschen Druck am siebten Brett gerechnet hatte, war alles im Rahmen. Ein weiterer Rundlauf ergab den Anzugsvorteil bei mir, eine unverständliche Stellung bei Ruben, eine sehr remisverdächtige Stellung bei Rouven, und ein vielversprechender Angriff bei Hanno. Moment mal, aus dem einzelnen H-Bauern resultierte ein vernichtender Angriff sehr verblüffend. Paul an Brett 6 hatte im Roulette den Kürzeren gezogen und fand sich mit zwei Bauern weniger in verlorener Stellung wieder. Also 2,5.2,5. Einem Remis von Rouven folgten eine ungefähre Stunde später Ruben und ich  mit zwei Siegen. Meine Partie von mir und Rubens sind von uns beiden ohne Engine kommentiert, also können kleine und größere Fehler dabei sein.



Einen amüsanten Anblick möchte ich euch nicht vorenthalten. Als ich meine Partie beendete, kam ich in den bereits von Lübeck annektierten Raum mit einem Tisch restlos gefüllt von Spielen, Essen, Strickzeug und natürlich dem berüchtigten Brettspiel,sowie regen Diskussionen. Sehr bezeichnend für die Mannschaft. So ging es mit einem Auftaktsieg 5:3 zurück. Ein Ergebnis nach Benjamins Prognose: “Ach die ersten beiden Gewinnen, Stülcken macht Remis und die restlichen werden gewürfelt, das passt schon.” Nächsten Spieltag wartet Segeberg.