Und ab geht die wilde Fahrt!
Die Vorfreude ist da, die Bahn auch. 4 ältere seniore Herren waren überpünktlich am Bahnhof Lübeck und starteten die etwa zweiwöchige Reise nach Krakau zum Schachspielen, Menschen aus fremden Ländern kennenlernen und ein bisschen Sightseeing.
Bei einer 10-stündigen Bahnreise durch Europa sollte es einiges zu berichten geben -- aber Fehlanzeige. Mit nur 30 Minuten Verspätung, nach einem zugegebenermaßen knappen Umsteigemanöver in Berlin, kamen wir in Krakau an. Die Organisatoren hatten für einen Transfer zum Hotel, das gleichzeitig Spielort ist, gesorgt. Wie erwartet waren wir zu spät vor Ort, um noch an der Eröffnungsfeier teilzunehmen. Ein Ausflug in die nahe gelegene Innenstadt brachte typisch polnisches Essen und, wie in einem zivilisierten europäischen Land selbstverständlich, eine Gelegenheit für Public Viewing der EM. Wir mussten auf nichts verzichten.
Der 1. Tag (Dienstag) zeigte die Tagesroutine, die wir uns vorgenommen hatten: Nach dem Frühstück ein Sightseeing Programm (jüdisches Viertel) und nach etwas Vorbereitung .. auf in den Kampf. Das Turnier ist sehr professionell nach allen Anti-Cheating Regeln der FIDE organisiert, inklusive Scannern auf unerlaubte Hilfsmittel am Eingang (jeder!), Stichprobenartige Überprüfung von Spielern nach Partieende, etc.). Südafrika war unser erster Gegner, mit sehr sympathischen Spielern, die uns vor der Partie ein kleines Gastgeschenk aus ihrer Heimat überreichten. Der schachliche Teil der Runde verlief etwas holprig. Ulli war in eine Vorbereitung gelaufen und konnte trotz Einschätzung des Computers (ist der cool) die Komplikationen nicht meistern. Ein Remis war drin mit Dauerschach, aber schwer zu sehen (0:1). Christoph musste auch feststellen, dass die Gegner top vorbereitet sind. Nach langer ausgeglichener Eröffnungsvariante, mit Vorteil für den Kollegen aus Südafrika, zahlte sich das Endspieltraining aus. Der schwarze Läufer und König dominieren und mehr und mehr, Material ging verloren (1:1). Dirk hatte eine wilde Fahrt mit Bauerngewinn nach der Eröffnung (der Computer sagt: mach´s nicht), einem heftigen Angriff auf seine Köngigsstellung und hübsche taktische Verwicklungen als die Zeitkontrolle näher rückt. Sehr sehenswert und erfolgreich (2:1). Den Schlusspunkt setzte Thilo, "Marathon-Mann", der die vollen fünf Stunden kämpfte um das etwas bessere Turmendspiel (optisch sah es viel besser aus, aber der Computer weiß es besser...) nach Hause zu bringen. Endstand 3:1, damit haben wir uns ein Match gegen eine Spitzenmannschaft erkämpft.
An Tag 2 treffen wir auf einen der Turnierfavoriten: Island. Mal sehen was geht. Was ist die Erwartungshaltung, wenn man 4 GMs gegenüber sitzt? Spaß haben!
Hier noch ein paar Links.
Bilder (FIDE)
Live-Übertragung (lichess)
Ergebnisse (chess-results)