Anfang Februar fand die Doppelrunde bei unserem Reisepartner Doppelbauer Kiel statt, also in der Max-Planck-Schule im Winterbeker Weg, genauer gesagt in der Aula. Die Spielbedingungen war gut, das Buffet war auch gut bestückt und das Wetter war zumindest am Sonntag dergestalt, dass man sich nicht darüber ärgern musste, sechs Stunden in einem geschlossenen Raum zu verbringen.
Wir hatten in den ersten vier Runden gegen nominell deutlich bessere Mannschaften zwei Mannschaftspunkte geholt und es hätten auch zwei mehr sein können, denn die beiden Unentschieden gegen Rüdersdorf und Rotation waren das, was man auf dem Brett ein "Vorteilsremis" nennen würde. Insofern waren wir vor diesem Wochenende einigermaßen optimistisch, denn sowohl Lister Turm als auch Magdeburg waren schachlich gewissermaßen in Reichweite und bei entsprechender Punktausbeute wäre sogar der vor der Saison für nahezu unmöglich gehaltene Klassenerhalt denkbar gewesen. In Runde 3+4 in Lübeck durfte Justus seine ersten beiden Zweitligapartien spielen und bei den Runden 5+6 war Bruno zum ersten Mal dabei. Insgesamt traten wir an diesem Wochenende mit vier 14-jährigen Spielern und vier Spielern an, die Karpov bzw. Fischer als Weltmeister erlebt haben. Beim Essen am Samstagabend saßen wir an zwei Tischen: Während der "Teenie-Table" mit zwei Punkten aus vier Partien erfolgreich war, standen für den "Senioren-Tisch" 0,5 Punkte aus vier Partien auf der Mannschaftskarte. Um es vorwegzunehmen: Am Sonntag sah es zwar besser aus für die ältere Hälfte der Mannschaft (1,5 aus vier), aber zusammen mit den zwei Punkten der jüngeren Spieler reichte auch das nicht für einen Mannschaftspunkt. Damit ist der Abstieg vor den letzten drei Runden so gut wie besiegelt, wenn man bedenkt, dass wir noch gegen den Ersten und den Zweiten spielen.
Anstelle der üblichen chronologischen Abfolge möchte ich dieses Mal die Brettfolge einhalten und dabei beide Partien auf einmal berücksichtigen.
Am ersten Brett hatte Sergej am Samstag Vorteil im Endspiel, den er leider nicht in einen vollen Punkt verwandeln konnte. Am Sonntag verlief die Partie mit umgekehrten Vorzeichen und dem Unterschied, dass sein Gegner am Ende gewann. Ergebnis: 0,5 aus 2.
Am zweiten Brett hatte Frederick einmal leichten Vorteil und einmal leichten Nachteil, beide Partien hatten aber nie sichtbar die Remisbreite verlassen. Nach 3,5 Punkten aus den ersten vier Partien war er dieses Mal nicht zufrieden mit seinem Spiel. Ergebnis: 1 aus 2.
Am dritten Brett durfte bzw. musste ich Platz nehmen. Meine beiden Partien wurden im höheren Sinne durch einen starken Damenzug des Weißen im 15ten Zug entschieden: Mein Gegner nahm mit Dd2 den Bauern auf h6 unter Beschuss, während mein Zug Dc4 den Bauern f7 angriff, der nur durch einen unnatürlichen Turmzug gedeckt werden konnte. (Die beiden Partien kann man am Ende des Berichts nachspielen.) Ergebnis: 1 aus 2.
Am vierten Brett saß Dirk, der mit Weiß eine schöne Druckstellung hatte, die sein Gegner mit einem noch schöneren Bauernopfer auskonterte. Mit Schwarz geriet er unmittelbar nach der Eröffnung ebenfalls unter Druck, den er nicht neutralisieren konnte. Ergebnis: 0 aus 2.
Am fünften Brett spielte dieses Mal Levi, der mit Schwarz gut aus der Eröffnung kam, dann aber irgendwann vom Pfad der Tugend abgewichen sein muss. Mit Weiß geriet er nach einem Figurenopfer seines Gegners in eine unangenehme passive Stellung, die nur bei allerbestem Spiel zu halten gewesen wäre (und selbst da bin ich mir nicht sicher). Ergebnis: 0 aus 2.
Am sechsten Brett gab Justus zwei weitere Kostproben seines positionell sehr gesunden Spielstils. Am Samstag erzielte er ein leistungsgerechtes Unentschieden, am Sonntag gewann er zunächst eine Figur und später auch die Partie. Ergebnis: 1,5 aus 2.
Am siebten Brett rutschte Ralf am Samstag in eine schlechte Grünfeld-Indisch-Variante, die er nicht halten konnte. Am Sonntag musste er sich in einem Slawen ebenfalls verteidigen, dieses Mal allerdings mit Erfolg. Ergebnis: 0,5 aus 2.
Am achten Brett gab Bruno wie bereits erwähnt seinen Einstand in der ersten Mannschaft. Nach dem Verlauf der Partien bin ich sicher, dass den ersten beiden Partien noch viele weitere folgen werden. Samstag landete er einen Start-Ziel-Sieg und Sonntag spielten sein ebenfalls junger Gegner und er (nach meinem Dafürhalten) die beste Partie des Wochenendes: Typisches extrem konkretes Computerschach, bei dem jeder einzelne Zug über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Ergebnis: 1,5 aus 2.
Fazit: Wir haben die erste Mannschaft in den letzten Jahren erfolgreich verjüngt und sollten diese Strategie so lange fortsetzen, bis nur noch Spieler dort am Brett sitzen, die nur die Weltmeister Carlsen und Liren live erlebt haben. Man darf gespannt sein, wann das soweit ist - persönlich freue ich mich darauf, aber bis dahin spiele ich natürlich nach wie vor gerne in der ersten Mannschaft und staune über das moderne Schach meiner Mannschaftskameraden.