Der Staffelleiter hatte ein glückliches Händchen und bescherte uns eine perfekte Auslosung. Die Entscheidung über den Aufsteiger und Meister in der Verbandsliga B sollte am letzten Spieltag fallen und zwar im Vereinsheim des LSV. Mölln I, LSV III und wir sollten den Meister unter uns ausmachen, Wrist-Kellinghusen war auch noch mit dabei. Das Liga-Orakel sah uns als Favoriten (wieso eigentlich) und Mölln als Überraschungskandidaten. Aber für Prognosen kann man sich bekanntlich nichts kaufen und sie sind nicht zuverlässig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.
Die Mannschaft stellte sich selbst auf, die ersten 8 sollten spielen, das hatten wir in der Saison noch nie. Ich konnte endlich den non playing captain geben, es fiel niemand kurzfristig aus. Zur Vorbereitung gab es regen Austausch untereinander und mit LSV III. Bei manchen half die Vorbereitung, bemerkenswert fand ich, dass Alexandra sich auf Französisch vorbereitet hatte, aber einen anderen Gegner bekam als geplant. Der war aber kooperativ und spielte ebenfalls Französisch.
In den ersten anderthalb Stunden tat sich wenig, die Stellungen waren schlecht einzuschätzen. Nur bei Iddel Berger lag etwas Friedenspfeifenrauch in der Luft, sonst gab es viel Ungleichgewichte. Allerdings hatten wir an einigen Brettern deutliche Zeitvorteile.
Kurz vor Mittag einigte sich Iddel Berger an Brett 5 mit seinem Gegner auf ein Remis. Zumindest könne er damit nicht mehr verlieren, war sein Kommentar. Stimmt.
Um 12:15 Uhr gab es auch ein Remis an Brett 3. Lisa hatte sehr viel weniger Zeit verbraucht als ihr Gegner und eine ganz gute Stellung erreicht, allerdings wurden dann auf den zentralen Linien die Türme getauscht. Danach war nicht mehr so viel los.
Ein weiteres Remis gab es an Brett 2. Hartmut hatte seinen b-Bauern gegen den gegnerischen e-Bauern getauscht. Sein Gegner bzw. dessen König schien unter Druck zu geraten. Leider hatte Hartmut schon viel Zeit verbraten. Ein Remisangebot lehnte er noch ab, da bei uns (und auch bei Mölln gegen LSV III) noch keine klare Tendenz zu erkennen war. Kurz danach gab es hier jedoch auch eine friedliche Einigung.
Klaus an Brett 1 spielte gegen Jens Wulf von Moers eine aus meiner Sicht merkwürdige Partie. In sizilianischen Gefilden hatte Klaus eindeutigen Raumvorteil auf dem Damenflügel, aber dafür stand er am Königsflügel etwas unter Druck. Das genaue Ende habe ich nicht gesehen, ich vermute, er hat seinen Gegner ausgekontert. Das war der Vorsprung. Kurz darauf gab es dann den Punkt, auf den ich die ganze Zeit schon spekulierte bzw. den ich fest einplante. Samuel stand gut, ich hoffte nur, dass er sich nicht veropfert. Hat er auch nicht.
Damit hatten wir 3,5 Punkte, 3 Partien liefen noch. Keine gab Anlass zur Sorge, ich war mir sicher, dass wir dieses Spiel gewinnen. Das Unentschieden und damit der sichere Aufstieg einer Lübecker Mannschaft musste nicht abgesichert werden.
Denn auch Jens Eisheh an Brett 7, um dessen Stellung ich mir zwischenzeitlich große Sorgen gemacht hatte, hatte alles überstanden. Mit dem Läuferpaar gegenüber dem Springerpaar hat er eine wirkliche unangenehme Fesselung auf Brett gestellt. Die Zeitnotphase überstand sein Gegner noch, aber kurz danach war auch diese Partie erfolgreich für uns beendet.
Auch Alexandras Vorbereitung zahlte sich aus. In taktischer Stellung mit beiderseitig wenig Zeit musste ihr Gegner aufgeben. Wir führten 5,5 zu 1,5. Es spielte nur noch Horst. Wenn Horst remis spielte, konnte uns auch LSV III die Meisterschaft nicht mehr nehmen. Ich war sehr entspannt. Es gab ein Turmendspiel mit Mehrbauer für Horst. Daraus wurde ein Turmendspiel mit 2 Mehrbauern, aber Turmendspiele sind ja bekanntlich schwierig. Remis zum Endstand von 6:2. Tusch, Meisterschaft und Aufstieg! Das muss als Jubel reichen, wir sind schließlich in Norddeutschland.
Die drei Mannschaften des LSV in der VBL B hatten zwei klare Aufträge, eine sollte aufsteigen und keine sollte absteigen. Unsere Mission haben wir erfüllt. Den Ausschlag für unsere Meisterschaft hat der knappe Erfolg gegen unsere dritte Mannschaft gegeben. Das hätte auch anders ausgehen können. Mölln hatte am Anfang einige Punkte liegen lassen, uns aber kräftig in die Suppe gespuckt.
Ende gut, alles gut.