Nach einer etwas frustrierenden Niederlage im Stichkampf um den dritten Platz bei der LBEM Anfang April gegen Falko Meyer war ich etwas frustriert, mich knapp nicht für die NordDeutscheBlitzEinzelMeisterschaft (NDBEM) qualifiziert zu haben. Da letztere jedoch in Kiel stattfinden sollte, war ich der erste Nachrücker, sofern ein Platz nicht besetzt sein sollte. Am Mittwoch bekam ich dann die erfreuliche Nachricht, dass ich doch mitspielen durfte.

Am Samstag, 7.5., fuhr ich somit nach Kiel und freute mich auf pausenlose 29 Schachpartien. Durch meine Blitz-Elo von 1793 war ich lediglich vor einem DWZ- und Elo-losen Teilnehmer gesetzt, wobei ich auch mit meiner Standard-Elo bei den 18 Titelträgern und einem Gegnerschnitt von 2256 nur an 23/30 gesetzt gewesen wäre.

Das Rundenturnier war so aufgebaut, dass meine ersten 11 Gegner jeweils absteigend zwischen 2441 und 2250 bewertet waren und ich anschließend vier etwa gleichstarke Gegner bekommen sollte, bevor sich das Spiel ein weiteres Mal wiederholt. Das Elend begann in der ersten Runde direkt gegen IM Ilja Schneider, der mir im frühen Mittelspiel eine Qualität unfreiwillig schenkte, mich in der Zeitnot dann aber noch besiegen konnte. Nach einer folgenden chancenlosen Partie gegen IM Christian Richter aus Bremen durfte ich direkt gegen den späteren Turniersieger Jakob Pajeken spielen, gegen den ich in ein aussichtsreiches Mittelspiel gelangte, das Orakel der Zeitnot aber erneut nicht auf meiner Seite stand. Nachdem ich erneut chancenlos verlor und gegen meinen Kadertrainer Michael Kopylov eine Mehrfigur aufgrund von fehlender Zeit nicht verwerten konnte, begann ich mich zu fragen, ob die Reise nach Kiel wirklich die richtige Entscheidung war. Nach den ersten beiden Stunden des Marathons und erfolglosen 0/10 war ich moralisch bereits ziemlich gebrochen, als ich von meiner Mutter gefragt wurde, wie es denn bisher so läuft. Mit diesem kleinen Motivationsschub setzte ich mich gegen den nächsten 2200er ans Brett. Nach vielen Hoch und Tiefs schaffte ich es unter Zeitdruck, ein Endspiel mit Dame gegen Turm, Läufer und 2 Bauern zu erreichen, welches bei ausreichender Zeit vermutlich als Remis einzuschätzen wäre. Doch ich spürte bereits in mir, dass es die Partie sein würde und gewann nach vielen Schachs endlich den Turm und somit die Partie.

Um wieder nach Hause zu dürfen, benötigte ich insgesamt 5 Punkte. Die nächsten beiden Partien konnte gewinnen und nach einer erfolgreichen Eröffnung, auf die ein weniger erfolgreicher „Blunder“ gegen den Kieler Levi Malinowsky folgte, drohte das Übel gegen die „Monster“ erneut zu beginnen.

Joa Max Bornholdt

Der Auftakt der zweiten Hälfte begann gegen den erstgesetzten IM Dennes Abel (B-Elo 2485). Da dieser die vorherige Runde bereits eine sehr lange und nervenerregende Partie hatte, machte ich mir bis zu meinem ersten Bauerneinsteller eine klitzekleine Hoffnung. Durch einen etwas aktiveren Turm in dem entstehenden Turmendspiel stieg der Kurs meiner sehr volatilen Laune sprunghaft in die Höhe und ich erwischte mich bereits dabei, die Züge mit zitternder Hand auszuführen. So wagte ich in größter Unsicherheit ein Remisangebot in einem 3vs3-Bauern Turmendspiel, welches überraschenderweise abgelehnt wurde. Mit steigender Nervosität wurde ich zu einigen Veränderungen der Struktur gezwungen, die sich aber schlussendlich als günstig für mich erwiesen, sodass ich plötzlich zwei Bauern auf der siebten Reihe stehen sah und einer unmittelbar vor der Umwandlung stand, ab diesem Zeitpunkt nahm ich mir vor, mit dem Turnier zufrieden zu sein, komme was wolle.

Nach jeder Niederlage, so dämlich sie auch war, erinnerte ich mich kurz an das glorreiche Turmendspiel zurück und war wieder guter Laune. Der schlimmste Rückschlag dabei war jedoch die folgende Partie gegen FM Mats Boe:

Nach erstaunlichen 5/9 aus den folgenden Partien mit u.a. Siegen gegen FM Hendrik Reichmann und den Bremer Bundesligaspieler Nikolas Wachinger und einem Remis gegen IM Jonathan Carlstedt sollte das Turnier auch noch sein verdientes Ende finden: In der vorletzten Partie spielte ich gegen einen Gegner mit einer Blitz-Elo von 1992 und machte mir nach einer leicht vorteilhaften Eröffnung bereits Hoffnung auf einen Sieg. Nach einem weniger erfolgreichen Mittelspiel vereinbarten wir in der folgenden Stellung nach dreifacher Stellungswiederholung Remis, wobei ich nur wenige Züge von einer Niederlage entfernt war:

In der letzten Partie vor dem langersehnten Ende durfte ich gegen die einzige Person antreten, gegen die ich nach Elo favorisiert war. In einer zähen Partie gelang es mir, in ein Turmendspiel mit Mehrbauer zu kommen, dieser musste nur noch geschlagen werden.

Voller Frustration spielte ich die Partie weiter und bekam auch noch einen kleinen Hoffnungsschimmer in der folgenden Stellung:

Mit 9,5/29 beendete ich die Achterbahnfahrt auf dem 23. Platz und durfte nach den 6 Stunden gezocke endlich nach Hause fahren und mich anderen Sachen zu widmen, Blitzschach habe ich damit für diesen Monat genug gesehen. Eine Abschlusstabelle ist online ebenfalls verfügbar.

Spielsaal