Der zweite Tag stellt mit der ersten Runde um 8:00 Uhr erfahrungsgemäß die Morgenmuffel etwas auf die Probe. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Nächte im Kiek In aus verschiedensten Gründen nicht unbedingt so ruhig und erholsam verlaufen, wie man es vielleicht von zu Hause gewöhnt ist. Immerhin waren alle pünktlich am Frühstückstisch bei halbwegs guter Laune anzutreffen und es musste keiner wachgeklopft werden. Unmittelbar vor Rundenbeginn wurden noch schnell die letzten Feinheiten der vorbereiteten Varianten im Vereinsraum besprochen, bevor sich an die Bretter gesetzt wurde.
An dieser Stelle werde ich auf eine genaue Analyse der Einzelergebnisse verzichten, welche sich gut bei in den Saalberichten sowie dem Live-Ticker der SjSH nachvollziehen lassen, sondern werde mich speziell auf die Highlights fokussieren.
Für eines dieser Highlights sorgte Boris: Er hatte gegen einen wichtigen Sieg gegen Susanna Margaryan geholt und betrat anschließend stolz wie Oskar den Analyseraum. Jedem der es hören wollte – oder hören musste, erzählte und präsentierte er wie taktisch einwandfrei und fehlerlos der er diese Partie gespielt habe. Zitat: „Ja Joa da schaust bei diesem 2200er Taktikfuchsmanöver, 0 Cpl, da kannst du einpacken, [du Xund]“. Dieses Verhalten allein war schon sehenswert, aber das eigentliche Highlight folgte, als Boris die Partie in bei Lichess eingab, um seine „0 Cpl“ zu bewundern. In der folgenden Stellung zog Susanna g4 und Boris stufte diesen als Fehler ein und wollte ihn widerlegen. Tatsächlich fand er auch den besten Zug.
So war er aber trotz eines Sieges dank drei groben Patzern etwas weiter von dem perfekten Taktikfuchs-Game entfernt als es seine Euphorie erahnen ließ. Daher musste er sich verständlicherweise im Laufe des Tages ein wenig Spott seitens Joa und TT gefallen lassen. Nicht unerwähnt lassen sollte man, dass Joa im Spielsaal mittlerweile seine private Karaffe mit Wasser hat, nachdem er sich wie schon im Vorjahr über die äußerst störende Zitrone im kalten Nass beschwert hatte. Er bekam sogar ein extra Schild mit der Aufschrift „Xoa Max Bornholdt (zukünftiger wannabe FM)“ als Anlehnung an das Partieformular von Boris gegen Joa.
Boris hatte bereits am Vorabend mit Tick-Tack Boom eines neues Lieblingsspiel gefunden und nach fünf Minuten frustriert den Raum verlies. Daher zog er es an diesem Abend vor, sich nicht auf eine legendäre Runde Activity einzulassen. Hier kostete Frieder unserem Team den Sieg, als er keine Idee hatte, wie er „Storchennest“ pantomimisch darstellten sollte und Thomas + Joa mit dem tollen Reim „Es sitzt auf einem grünen Blatte kraus – eine dicke fette Laus“ das Spiel für sich entscheiden konnten.
Das Spitzenduell zwischen Henning und Alfred konnte Henning, dank einer Unachtsamkeit seines Gegners für sich entscheiden und Joa kam gegen Taron über ein remis hinaus. In der Nachmittagsrunde brauchte Joa geschlagene vier Stunden, um den Sieg gegen Felix Pulter zu realisieren und seine Souveränität bekam erste Risse.
Am Mittwoch Morgen war es ungewöhnlich ruhig, da keine Vormittagsrunde angesetzt war und nicht wie sonst die U10-U12 im Kiek In ankamen. Also konnte man an diesem Morgen etwas velorenden Schlaf wieder gut machen – oder es konnte sich in der kleinen Sporthalle des Kiek In verausgabt werden. Mit Bällen verschiedenster Art wurde die fehlende Bewegung durch den Sportplatz innerhalb von einer Stunde ausgeglichen. Es war zwischenzeitlich knapp, aber letzlich kamen alle Kinder und Gegenstände unbeschadet davon.
Die Risikorunde vom ersten Tag wurde fortgesetzt und hat immer noch kein Ende genommen. Viele Intrigen und geheime Pläne sorgten bei den Mahlzeiten immer für rege Diskussionen unter den Kontrahenten. Auch wenn es für Außenstehende sicherlich etwas befremdlich war, wenn im Speisesaal Sätze fielen wie „Wenn du Island angreifst, falle ich im Kongo sein und erobere ganz Afrika“ und darauf „Nein, das kannst du nicht, ich habe dort zwei Kanonen stehen und lösche ich dann im Ural aus und zerstöre deine Armee in Asien“. Es ist fraglich, ob die Runde jemals beendet wird, da der Lautstärkepegel immer signifikant unter den regen Diskussionen und Dolchstoßlegenden leidet.