Gähn – Aufstehen – Frühstückszeit. Alfred schlief noch, als um 06:20 bereits die ersten Mädchen bei mir an die Tür klopften und zum Frühstück wollten. Soviel jugendlichem Elan konnte ich nichts hinzufügen und so schickte ich sie los. Thomas kam gegen 08:00 aus Lübeck an und hat die Mädchen dann an „die Bretter gesetzt“.  Ja, natürlich hätten sie dieses auch alleine gekonnt, aber irgendwie ist es doch ein schöne Tradition, nochmal zu schauen, ob alle einen Stift haben, jeder sein Trinken dabei hat und alle zwar aufgeregt, aber gut gelaunt sind. Und dann begann sie – die erste Runde.

Als erstes stand für die Mädchen des Lübecker SVs ein starker Gegner auf dem Brett - SV Multatuli Ingelheim.

Zahlenmäßig waren der LSV nur am letzten Brett besser. Dies spiegelte auch das Ergebnis wieder.

An den ersten drei Brettern zeigte sich, wie bereits aufgrund der Unterschiede in den DWZ-Zahlen zu erwarten, eine deutliche Dominanz der Gegnerinnen à Ausbeute 0:3

An Brett 4 kämpfte ein kleines gallisches Dorf verbissen um jede Figur und es lohnte sich. Ida konnte ihr Spiel sicher durchbringen und hat konsequent ihre Chancen genutzt, was zu einem Endergebnis von 1-3 aus Lübecker Sicht führte.

Seufzend aber nicht demotiviert ging es .... in die zweite Runde und zwar gegen die Mädels vom HSK. Dieser Wettkampf war bereits von der NVM bekannt, man begrüßte sich, verabredete sich zu einer späteren Werwolfrunde und resümierte nochmal der Endergebnis der NVM: 2:2. Wie es wohl dieses Mal ausgehen mochte? Alle waren gespannt. Alle, naja, ich muß zugeben, dass Alfred eher wild darauf war, endlich sein Brettspiel zu Ende spielen zu können, aber ich bin sicher, auch er wird demnächst nachvollziehen können, welche freudigen Erwartungen auf ein gutes Spiel in der Luft lagen.

Und wie lief es denn nun: Am ersten Brett spielte Helene gegen Charlotte (Gastspielerin beim HSK). Diese war favorisiert und wurde ihrer Favoritenrolle gerecht. Auch bei Ida lief es nicht gut, es spielte diesmal die Nervosität eine große Rolle und so wogte die Partie hin und her. Da keiner das Spiel klar für sich entscheiden konnte, trennten man sich ½ : ½. Anouk konnte an Brett 3 eine wilden  Partie mit Nervenstärke und etwas Glück siegreich beenden.

Marie zeigte an Brett 2 ein starkes Spiel und sicherte mit ihrem Remis ein 2-2. Wir harren der Neuauflage dieser Konstellation.

Wir beendeten den Tag auf Platz 13 und nach Abendbrot, Werwolf und Handyzeit ging es ins Bett. Sicherlich haben alle um 21:30 geschlafen ;)

In der dritten Runde wurden wir gegen die SG Turm Raesfeld/Erle gelost, die einen Setzlistenplatz unter uns waren. Dementsprechend war ein spannendes Duell mit Chancen für beide Mannschaften zu erwarten. Helene und Ida waren beide relativ schnell fertig, wobei Helene ein faires Remis erkämpfte, während Ida leider im Endspiel einen entscheidenen Zug übersah und deswegen unglücklich verlor.

Wenig später beendete auch Anouk ihre Partie mit einem souveränen Sieg. Da es nun also 1,5 zu 1,5 stand, hatte Marie die Macht, über Sieg und Niederlage der Mannschaft zu entscheiden. Nachdem sich ihr Gegner bei einem Abtausch verechnete, hatte sie zwar eine Qualität mehr, dennoch war die Stellung zunächst noch unklar. Doch nach einiger Zeit konnte Marie schließlich ihren Vorteil in einen Sieg ummünzen. Somit gab es zwei volle Mannschaftspunkte für das Team.

Nach dem Mittagessen wurde die Auslosung für die nächste Runde bekanntgegeben, wir wurden gegen Leipzig gelost. Zunächst war die Aufregung groß, da es sich um die Zweitgesetzen handelte. Nach einer kleinen Vorbereitung gingen die Mädchen zu den Brettern mit mehr oder weniger hohen Moral.

Als ich nach einer Stunde mir die Stellungen ansah, war ich überrascht, wie gut die Mannschaft gegen die Favoriten stand. Nach einer kurzen Überprüfung stellte ich fest, dass wir zwar gegen Leipzig spielten, aber nicht gegen die Zweitgesetzen. Leipzig hatte noch eine zweite Mannschaft aufgestellt, die deutlich niedriger gesetzt war.

Kurz nach dieser Feststellung wurden die vier Mädchen fast alle gleichzeitig fertig. Helene schaffte wieder ein Remis, während Marie, Ida und Anouk gewinnen konnten. Insgesamt ging der Kampf also 3,5/0,5 aus, was dem Team erneut zwei Mannschaftspunkte einbrachte.

Mit 4 Mannschaftspunkten aus zwei Runden war der heutige Tag ein voller Erfolg. In der Tabelle ist die Mannschaft nun von Platz 13 auf Platz 5 vorgerückt. Es blieb zu hoffen, dass die Moral der Mädchen auch noch für den nächsten Tag bestehen bleibt, da es dieses Mal gegen die „richtigen“ Leipziger geht.

Nachdem die Mädchen gestern noch stolz erzählt hatten, dass sie bereits um halb sieben frühstücken waren, überhörten sie am heutigen Tag zweimalig ihren Wecker und wachten erst um 8:10 auf (Rundenbeginn 8:30). Etwas abgehetzt und ohne Frühstück kam man schließlich noch pünktlich an die Bretter, jedoch waren das wohl kaum die besten Voraussetzungen für eine gute Konzentration.

Oder doch? Nach zwei Stunden waren noch alle Stellungen ausgeglichen, für Helene und Marie gab die Engine sogar einen kleinen Vorteil an. Zur Erinnerung: Die DWZ-Differenz an den ersten beiden Brettern betrug etwa 500 Punkte, insofern war das schon eine freudige Überraschung.

Anouk einigte sich mit ihrer Gegnerin auf ein faires Remis, nachdem beide ihre Figuren festgefahren hatten. Ida musste leider etwas später die Segel streichen, da sie sich in der Eröffnung einen isolierten Doppelbauern einhandelte, der ihr im Endspiel trotz gutem Spiel leider zum Verhängnis wurde.

Helene konnte mit ihrer 1850 starken Gegnerin sehr lange mithalten und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie hatte einen Mehrbauern, stand dafür aber etwas passiv. So kam es leider, dass sie den bevorstehenden Angriff ihrer Gegnerin etwas überschätzte und aufgab. Dennoch konnte sie mit ihrer Performance sehr zufrieden sein.

Marie konnte mit ihrem Spiel ebenfalls sehr überzeugen und erkämpfe schließlich gegen die 1700 starke Hannah Oswald einen halben Punkt. Das Endergebnis lautete also 1:3, allerdings ließen die individuellen Leistungen auf eine starke zweite Runde hoffen.

In der Nachmittagsrunde ging für die Mädchen gegen die Viertgesetzten aus Offenbach, die zwar auf dem Papier favorisiert waren, allerdings bisher ihre Zahlen nicht ausgespielt hatten. Die Begegnung dürfte ein spannender Kampf werden.

Aber auch dieses ging leider 1-3 verloren, allerdings hatte die Qualität der Partien im Vergleich zum Vormittag ziemlich abgenommen. Die Konzentration und die Motivation schien ebenfalls etwas nachzulassen, was sich gerade an den Brettern von Helene und Anouk bemerkbar machte.

Helene gab in der Eröffnung zwei Tempi her, welche ihrer Gegnerin gutes Gegenspiel im Franzosen ermöglichte und schließlich zur Aufgabe führte. Anouk wollte etwas zu forsch im Zentrum aktiv werden, sodass ihr ein Bauer abhanden kam, welcher die Partie entschied.

Marie kam wieder sehr aus der Eröffnung und hatte zwischenzeitlich eine sehr starke Stellung gegen ihre stark favorisierte Gegnerin. Im Mittelspiel verlor sie ein wenig den Überblick und es endete in einem Turmendspiel mit zwei Minusbauern. Nur Ida konnte mit einem glanzvollen Sieg die Lübecker Ehre noch retten.

Nach nun zwei verlorenen Runden ließ die Moral der Mädchen deutlich nach und vielleicht war es deswegen gar nicht so verkehrt, dass sie für die letzte Runde ein Freilos zugeteilt bekamen. So war es möglich, dass man ihnen am Abend die hohe Kunst des Risikospielens lehren konnte, anstatt sie vorzubereiten. Außerdem konnten wir ausschlafen und in einem fast menschenleeren Saal unser Frühstück genießen. Danach ging es einige Stunden ins Schwimmbad und es wurde noch eine weitere Runde Risiko eingestreut, bevor die Siegerehrung anstand.

Die Mannschaft erreichte mit 7-7 Mannschaftspunkten den 10. Tabellenplatz, was unter Berücksichtigung des Setzlistenplatzes ein zufriedenstellendes Ergebnis ist. DWZ-technisch dürfte es vor allem für Marie und Anouk einige Zugewinne geben. Die Rückfahrt reibungslos, allerdings sorgte Alfred mit seinem Samuraischwert stets für Unterhaltung.