Endspurt in der zwar nicht aufstiegsberechtigten, aber deshalb lange noch nicht minder wichtigen, Bezirksliga B Ost.
Es war ein Donnerstag, quasi mitten in der Woche. Ein Umstand, der zuweilen dazu führen kann, dass man als Mannschaftsführer seine liebe Not hat, hochmotivierte Spieler auf die 90 km lange Reise zu schicken, denn es war absehbar, dass man vor 1.00 Uhr kaum wieder zurück sein wird. Ein Umstand, an dem insbesondere noch berufstätige Menschen zu knabbern haben.
Deshalb gab es auf der Sitzung der Spielkommission, die das Turniergeschehen im Bezirk regelt, einen Beschluss, dass man dieses „Opfer“ nur alle zwei Jahre zu tragen habe. Also nach einem Auswärtsspiel auf der Insel, hätte man im Folgejahr ein Heimspiel und man wäre diese Bürde los. Der Berichterstatter hatte schon damals so seine Bedenken, denn im Grunde drängt man unsere Fehmarner Schachfreunde damit in die Rolle eines missliebigen Außenseiters. Das Team um Jan Haserodt, Wolfgang Schröder, Karsten Lafrentz und Co. könnte unter dieser Sichtweise das nämliche Recht in Anspruch nehmen und hätte dann auch nur alle zwei Jahre das Joch von nächtlichen Auswärtsfahrten nach (beispielsweise) Reinfeld oder Eutin auf sich zu nehmen. Gens una sumus eben!
Doch zurück zum Wettkampf. Immerhin gelang es, eine doch recht spielstarke, und vor allem vollzählige, Mannschaft aufzustellen. Als klarer Tabellenführer machten wir uns auf den Weg und als Tabellenführer (das Adjektiv lassen wir hier mal weg) kehrten wir zurück.
Am Ende stand ein 3:3. Bei einem DWZ-Gefälle von gerade mal etwa 100 Punkten im Grunde ein wenig überraschendes Ergebnis. Und dennoch, nach rund zwei Stunden Spielzeit, sah es noch nach einem komfortablen Sieg aus. Zwar ging es in der Partie zwischen Zalmay Razmy und Wolfgang Clemens wild zugange mit allen denkbaren Ausgängen (Später wurde es remis), aber sonst schaute es für uns komfortabel aus. Als Beispiel an Brett 5 meine Partie (Weiß) gegen Karsten Lafrentz (Schwarz).
Ein Stellungsbild nach 30 Zügen.
Weiß verfügt über eine Mehr-Qualität. Nun gut, der Bauer e4 schwächelt ein wenig, andererseits machen jene auf a7, c7 auch keinen guten Eindruck. Nach der Partie erklärte mir Karsten, eigentlich wollte er an dieser Stelle aufgeben…hätte er mal. Doch leider hatte die Partie eine Fortsetzung, in der Weiß, vorsichtig formuliert, keine besonders guten Züge fand. Die beiden schwarzen Springer kamen mächtig ins Spiel und ruckzuck waren meine beiden schönen Bauern d5, e4 kompensationslos weg. Die Rückgabe der Qualle mindert das Unheil nicht und der Punkt war futsch, d.h. er war nicht weg, ihn hatte jetzt nun ein anderer. Andererseits auch stark gespielt von Karsten. Glückwunsch!
Nicht ganz so schlimm, aber immerhin, erging es Elke, die sich zwischendurch gegen Günther Schulz zweier Mehrbauern erfreute, doch als Folge einiger fiesen taktischer Drohungen musste die Beute wieder abgeben, ergänzt schlussendlich weiterer Bauern. Dazu noch eine Zeitnotphase und plötzlich stand es 2,5:0,5 für die Gastgeber.
Der Blick auf die verbliebenen Brett ließ Hoffnung aufkommen, denn Jan Henrik Plackmeyer (gegen Thomas Kohrn) und Paco Valverde (gegen Wolfgang Schröder) standen deutlich auf Gewinn und brachten ihre guten Stellungen auch sicher nach Hause – 2,5:2,5.
Blieb noch Brett 1, wo sich Jan Haserodt (immerhin Vize VM LEM 2017) und Martin Herrnkind sich gegenüber saßen. Ein höchst remisträchtiges Turmendspiel vor sich. Vielleicht eine kleine schwarze Schwäche aufgrund eines Doppelbauerns. Doch bei näherer Betrachtung vielleicht auch eher nicht und so wurde dieser Mannschaftskampf mit einem Remis beendet.
Die Rückfahrt auf das sichere Festland war bei weitem nicht so dramatisch, wie die Anreise, wo mir mein Navy jeden, aber auch wirklich jeden Feld- und Ackerweg präsentierte.
Dieses 3:3 hält uns zwar aufgrund eines komfortablen Brettpunktverhältnisses auf 1, aber der TSV Kücknitz blieb dran und so kommt es am 29. März im LSV-Klubheim zu einem echten Endspiel und wenn auf Kücknitzer Seite die beiden TOP-Scorer Dieter Boldt (5 aus 6) und André Sterley (5,5 aus 6) dabei sind, darf man sich auf einen spannenden Wettkampf freuen.