Die offene Ratzeburger Stadtmeisterschaft hat in dem doch eher spärlichen Angebot von sonntäglichen Schnellturnieren zwischen der alten und der neuen Spielzeit einen guten Klang. 2006 wurde diese Turnierreihe eingerichtet und erfreut sich seitdem im weiteren örtlichen Umfeld der Domstadt großer Beliebtheit.
Und das, obwohl es praktisch außer eines Pokals und paar Urkunden nichts zu gewinnen gibt. Dafür wird auch kein Startgeld verlangt. Am Ende ohne Preis nach Hause zu gehen ist ja ohnehin für den ganz überwiegenden Teil (mich eingeschlossen) kein neues, ungewohntes Gefühl.
Am 26. August fanden sich im Spiellokal der „Inselspringer“ 34 Spieler jeglicher Couleur ein. Sergei Salov hatte im Jahr zuvor den Pokal geholt und galt auch wieder als Favorit, obwohl die DWZ-Distanz zu einigen Konkurrenten nicht gerade üppig war.
Gespielt wurden 9 Runden bei einer Bedenkzeit von 15 Minuten. Auf ein zeitliches Inkrement hatten die Veranstalter verzichtet, um für alle Teilnehmer das Turnierende berechenbarer zu machen. Nach 5 Runden wurde eine Mittagspause eingefügt. Sergei nutzte diese, um den Berichterstatter, Frank Wirries und Stephan Lübeck zu einer Runde Eis bei der legendären (seit 1953) Eisbude „Pelz“ („Eis mit Tradition“) einzuladen.
So erfrischt konnte man die letzten 4 Runden angehen und am Ende stand Sergei Salov mit 7,5 Punkten erneut auf Rang 1 vor Michael Gurski (bisher SV Bad Oldesloe; zurzeit vereinslos). Auf Platz 3 ein Jugendlicher, Taron Khachatryan (DWZ 1791) von TuRa Harksheide. Taron hatte seine schachliche Basis zunächst in Bad Oldesloe und hier vermutlich unter der Anleitung von Hans-Werner Stark. Ein familiärer Umzug nach Norderstedt führte zum Vereinswechsel. Insbesondere in den letzten 1-2 Jahren konnte er seine Spielstärke aufbessern.
Sergei Salov stellte uns freundlicherweise die Partie zur Verfügung.
Dazu bemerkte Sergei:
Nach 31. Df2 waren wir beide in hoher Zeitnot und die Partie wurde zu Ende geblitzt. Eine (!) Sekunde vor meiner ZÜ einigten wir uns auf Remis. Bei der Analyse zeigte Alva, wo ich hätte mattsetzen können. Die Schluss-Stellung ist eine Analyse („Wer steht besser?) wert.
Neben Sergei wirkten noch weitere LSVer in Ratzeburg mit. Horst Mentlein, gewohnt stark im Schnellschach, verpasste das „Treppchen“ nun knapp, nämlich um einen halben Buchholzpunkt. Und damit rücken schon unsere Jugendvertreter in den Fokus. Da wäre zunächst Alva Glinzner (14), die mittlerweile eine beeindruckende Turniererfahrung (z.B. bei der Weltmeisterschaft und mehreren Deutschen Meisterschaften) aufweisen kann. Mit 6 Punkten kam Alva auf den geteilten Rang 5 (8). Nicht minder eindrucksvoll der schachbegeisterte neunjährige (!) Justus Sommer (DWZ 1613). Er holte 4 Punkte. Der Turnierverlauf „spülte“ Justus nach 7 Runden bis an Tisch 3. Doch hier wurde die Gegnerschaft doch ein wenig heftig. Kurz zuvor bekam ich ihn zugelost. Einige Ungenauigkeiten meinerseits nutzte Justus sofort zum Materialgewinn, den er trotz einiger fauler Tricks meinerseits nicht mehr hergab.
Hier sehen wir auf der einen Seite ein Talent, das Anlass zu den schönsten Hoffnungen bietet (kann es zuweilen noch nicht richtig zeigen) und ihm gegenüber Justus Sommer.
Auch die 50 % vom 13jährigen Kolja Maas (Rang 17) sind des Beifalls wert. Kolja zeigte ein sehr unternehmungslustiges Schach; wohl auch gerade bei dieser Bedenkzeit. Die LSV-Grand-Prix-Serie hat ihm da bestimmt Sicherheit und Festigkeit gegeben. Und die dem Jugendalter entwachsenen LSVer? Sergei und Horst bereits erwähnt. Der Berichtverfasser auf Rang 13 (5 P.) knapp vor Stephan Lübeck (14 mit 4,5) und auch Frank (19 mit 4,5) konnten sich gut im Mittelfeld platzieren.
Gegen 16.00 Uhr ging das Turnier zu Ende. Der Gesamtstand wird wohl demnächst auf der Ratzeburger Homepage einsehbarer sein.