Zur Nationen-und Vereinsbildung gehören meiner Meinung nach Aspekte wie: Gleiche Interessen, eventuell die gleiche Sprache oder ein gleiches Einzugsgebiet. Nicht zu unterschätzen ist in meinen Augen aber auch das starke Zugehörigkeitsgefühl resultierend aus einem gemeinsamen Feind. Dies ist historisch an vielen Beispielen zu belegen. Die deutsch-französiche Erbfeindschaft, St. Pauli und Rostock im DFB Pokal, die Beispiele sind zahlreich, unbestreitbar ist jedoch, dass sich Gruppierungen, Nationen und Vereine durch einen gemeinsamen Widersacher stärker zusammengeschweißt fühlen. Grund genug für uns Lübecker gleich zwei Sonntage in Folge die Schwartauer in ihrer Komfortzone zu besuchen. Am Sonntag, den 25.02. traf die sechste Mannschaft aus Lübeck in der Bezirksliga A Ost auf den SV Bad Schwartau II. Die Revanche fand eine Woche später in der Jugendlandesliga statt, die Begegnung lautete Schwartau 1 gegen LSV 2. Ein Nordderby mit Hin-und Rückspiel, plötzlich sind Februar und März die heißesten Monate des Jahres.

Betrachten wir zunächst einmal den Kampf in der Herrenliga. Doch vorweg gab es einen Deserteur zu vermelden, Jakob Linowitzki trat nicht an, die Grippewelle verschonte auch ihn nicht. Alwin Schwerdt, der ehemalige Lübecker Jugendspieler, hatte somit einen freien Sonntag und behielt sein Repertoire bis in die darauffolgende Woche unter Verschluss.

Allzu viele Partien möchte ich nicht beleuchten, eine wurde, wie bereits erwähnt, kampflos entschieden und vier weitere endeten im zeitigen Remis. Patrick Saß und ich tauschten am ersten Brett viel Material und einigten uns im 18. Zug auf ein einvernehmliches Unentschieden. Alexandra Mundt und Jaro Pöschmann folgten, kurz darauf endete auch die Partie zwischen Joa Max Bornholdt und Josef Wiecki ohne Sieger. Brahim Silini, der neue Mannschaftsführer des LSV VI, sicherte einen halben Punkt gegen Nachwuchstalent Frido Sallandt. Sein Sohn, Jalel Silini, hatte eine frühe Niederlage zu erdulden. Sein Gegner, Volker Schindel, fand trotz 200 DWZ weniger den Weg zum Sieg.

Francisco „Paco“ Valverde hatte an Brett zwei im Sizilianer leider auch keinen Erfolg. Bleibt die Highlightpartie des Tages zwischen Knut Kloerss und Georg Berner. Aber nicht aus schachlicher, sondern aus moralischer Sicht. Hier schieden sich im Nachhinein die Geister. Georg Berner stieß einen Bauern um und stellte ihn wieder auf, ohne darauf hinzuweisen. Knut reklamierte „berührt-geführt!“ Nach langer Diskussion spielte man ohne Gebrauch der Regel weiter, ganz zur Unzufriedenheit einiger. Ich möchte die Möglichkeit ergreifen und meine Sicht der Dinge offenlegen: Liebe Schachfreunde, wir alle sind keine Profis, für uns alle geht es um nichts und im Vordergrund steht der Spaß. Dazu bin ich fester Vertreter des Leistungsgedankens und denke daher, dass der bessere Spieler den Sieg so oder so davontragen wird, wenn er unter beweis stellen kann, dass er die Partie auch ohne Missgeschicke gewinnen kann. Fair ausgekämpfte Partien sind deutlich nachhaltiger, für mich hat Schach nichts mit Glück oder Zufall zu tun. Wie dem auch sei, die Partie verlor ab dem Zeitpunkt ihre Qualität, da sich die Fronten doch maßgeblich verhärtet hatten. Knut gewann die Partie schlussendlich und verkürzte zu einem 3:5.

Hat Lübeck sich am 04. März revanchiert? Naja, eins blieb zumindest unverändert, der Antritt in Unterzahl. Anton Kroschel fiel kurzfristig aus. Diesmal durfte Jaro Pöschmann, der in der Woche zuvor einen halben Punkt gegen Alexandra mitnahm, frühzeitig nach Hause. Mein Kontrahent der vergangenen Woche, Patrick Saß, saß (dieses Wortspiel wollte ich mit nicht nehmen lassen) an Brett 1 Max Dörp gegenüber, bei denen alles drunter und drüber lief. Max stelle frühzeitig einen Bauern ein und ab dato schien nur noch ein Ergebnis realistisch. Aber ich sollte mich irren. Plötzlich hörte ich neben mir „Damen können ja auch Figuren schlagen!“ Das Blatt hatte sich gewendet, bei Patrick ging ein Läufer über Bord. Danach war die Partie nicht mehr zu retten und wir glichen aus.

Tristan spielte am sechsten Brett relativ offensiv, doch sein Gegner stelle unter Beweis, dass in der Ruhe die Kraft liegt und behielt den ganzen Punkt in Schwartau. Übrig blieben drei hoch komplizierte Endspiele bei Philipp, Knut und mir, die Ausgänge waren überall unklar. Schließlich tauschte Phillipp die Türme und es blieben ungleichfarbige Läufer zurück. Man einigte sich auf Remis. Knut und ich saßen noch etwa 90 Minuten länger, nach denen mir schließlich der Sieg gegen Alwin Schwerdt gelang. Er hatte das Endspiel trotz Qualität weniger gut im Gleichgewicht halten können, doch als er schließlich seinen verbleibenden Turm tauschen musste, brach die Stellung zusammen. Es stand also 2.5 zu 2.5, doch Knut konnte trotz Mehrbauer daran nichts mehr ändern. Sein Turmendspiel war vermutlich zu jedem Zeitpunkt remislich. 3:3 trotz Unterzahl war nichtsdestotrotz zufriedenstellend. Der LSV II bleibt damit auf dem dritten Platz der Jugendlandesliga, einen Punkt vor Kiel. Gegen die geht es dann im nächsten und letzten Spiel.