So schnell wird man die Neumünsteraner nicht los… Kaum ist die Landesmeisterschaft in der schönen Stadt beendet, stehen die Einheimischen auch schon wieder auf der Matte. Diesmal jedoch bei uns. Am vergangenen Sonntag, den 14. Mai (Muttertag, liebe Schachfreunde!!), hieß die Paarung in der Jugendlandesliga: Lübecker SV II gegen Agon Neumünster.
Lübeck schien einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben, Neumünster ließ es sich nämlich nicht nehmen, an Brett 1 gleich mal einen FIDE-Meister aufzustellen. Allgemein bekamen wir Besuch von der Top-Aufstellung der Gäste, für uns noch ein Grund mehr, 100% zu geben. Man traf auf alte Bekannte, Anton Kroschel, an Brett zwei, bekam es mit dem langjährigen Meisterklassen Konkurrenten Urs Arved Untiedt, zu tun. Ich selbst bekam die ehemalige Meisterklassenspielerin Amina Leib vorgesetzt, Knut Kloerss spielte an Brett 4 gegen seinen direkten Altersklassenmittstreiter Simon Mkrtchian (2. Platz U16 Vormeisterklasse LJEM 2017) und Philipp Stülcken hatte, ein Brett weiter hinten, die anspruchsvolle Aufgabe, sich gegen den Vize-Landesmeister der U12 durchzusetzen. Fabian Schnell sah sich einer eher ernüchternden Saisonbilanz gegenübergestellt. Nur 30% am letzten Brett liegen auch deutlich unter seinen Wünschen. Heute sollte es besser werden, gegen den 200 Punkte schwächeren Timur Tistsenko. Max ging motiviert ans erste Brett und war fest entschlossen, dem FM Ashot Parvanjan, welcher doch stolze 2344 DWZ vorweisen konnte, seine Arbeit so unangenehm wie möglich zu machen.
Und es folgte ein Auftakt nach Maß. Urs konnte bei Antons scharfer Variante praktisch nur zusehen. Unser Schwarzspieler fokussierte sein gesamtes Figurenspiel auf den Königsangriff, unter dessen Gewicht Urs Stellung schließlich zusammenbrach. Fehlerfrei gespielt von Anton, starke Partie, verdienter Sieg!
An Brett 4 und 5 tat man sich hingegen etwas schwerer. Philipp fragt früh, ob er Remis annehmen dürfte, bekam von mir jedoch den Auftrag, es noch weiter zu versuchen, denn auch, wenn seine Königsstellung wackelig aussah, hatte sich sein Gegner einige Bauernschwächen eingehandelt, mit denen er erst einmal leben musste. Als sie jedoch in einem positionell geschlossenem, statisch unbeweglichem Schwerfigurenendspiel angekommen waren, ging das Remis in Ordnung. Half uns immerhin, die Führung vorerst zu behaupten.
Und auch Knut steuerte in ähnliche Gewässer. Unser Brett 4 fand schöne Züge, bot einen Bauern zum Opfer an, welcher jedoch nicht gut schlagbar war, was es jedoch erst einmal zu sehen galt und generierte aktives Figurenspiel. Er kam stark aus der Eröffnung heraus, doch aufgrund des Punktestandes und der höheren DWZ seines Gegenübers, einigte man sich auch hier auf Remis. Wäre eventuell mehr für Knut drin gewesen.
Na gut, irgendwann musste der Positiv-Trend auch mal abbrechen. Unglücklicher Weise ausgerechnet bei Fabian, wo dieses Brett, das einzige, an dem wir klar favorisiert waren, doch so wichtig gewesen wäre. Aber was soll man sagen? Fabian brachte einfach nicht die nötige Leistung und musste bitter bemerken, dass die DWZ nun mal nur ein Richtwert und keine Prophezeiung ist. Sein Gegner fand trotz 200 DWZ weniger den Weg zum Sieg. Qualität weg-> Figur weg -> Dame weg-> Partie weg. So schnell kann es gehen und mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Ungünstiger Moment für das Team, die negative Bewegung an Brett 6 geht also weiter.
Max zeigte passables Schach gegen den stärksten Spieler der gesamten Landesliga, opferte einen Bauer für Gegenspiel, konnte aber irgendwann gegen die hervorragend positionierten Figuren seines Gegners in Kombination mit einem Freibauern, nicht mehr länger anhalten und verlor. Dieses Ergebnis war, im Gegensatz zum letzten Brett, jedoch einkalkuliert. Danke für das Engagement, Max!
3:2 für Neumünster und ich spielte immer noch gegen Amina, der nun ein Remis für den Mannschaftssieg reichte. Meine Eröffnung lief in holländische Strukturen über, aus welchen ich guten Angriff entwickeln konnte und auch das Läuferpaar ging auf mein Konto. Doch die Abwicklung ins Endspiel gestaltete sich im 30. Zug unter Zeitnot schwierig und beide Seiten begannen opferbereit zu spielen, mit dem glücklicheren Ende für mich. Eine Figur für zwei Bauern, aber auch den Damentausch konnte ich erzielen. Ab dort spielte sich das Endspiel von alleine und ich gewann in Folge dessen im 40. Zug.
Knapp den Sieg verpasst, es wäre deutlich mehr als dieses 3:3 drin gewesen, aber wir sollten zufrieden sein, schließlich erreichen wir damit das Saisonziel: Klassenerhalt. Der LSV III muss nach wie vor zittern, denn für sie gab es eine 2:4 Heimniederlage gegen unseren Gegner der kommenden und letzten Runde, die Schachfreunde Bad Segeberg. Der LSV III steht also noch auf dem Relegationsplatz, doch im Gegensatz zum Hamburger SV, mit Potential zum Klassenerhalt. Viel Glück an dieser Stelle gegen den SV Bad Oldesloe im letzten Durchgang. Die letzte Runde steht am 18. Juni an, ein Saisonabschluss auf dem 3. Platz für uns wäre noch möglich und durchaus angenehm. An dieser Stelle schon mal viel Glück beim Wiederaufstiegskampf an die Absteiger Bad Oldesloe, die auch in der letzten Runde nichts mehr erreichen können, da sie 3 Punkte Differenz auf den Relegationsplatz haben. Ich hoffe auf eine interessanten und fairen letzten Spieltag.