Außer Spesen nix gewesen, könnte man sagen.
Oder 4 Stunden Schach, 10 Stunden Zug...
Was hilfts!
Haben wir in den letzten beiden Jahren die 1. Runde auf Bundesebene jeweils gut überstanden, ereilte uns das Pokalaus diesmal schon im 1. Kampf.
Dabei hatte es recht verheißungsvoll begonnen...
Als ich morgens um 6 aus dem Fenster schaute, lag draußen Schnee. Das einzig Positive, was ich Schnee wirklich abgewinnen kann, ist die aufhellende Wirkung. Aber ich erinnerte mich, dass es vor zwei Jahren, als wir uns auf den Weg nach Hameln machten, auch schneite und deutete das jetzt einmal als gutes Zeichen.
Die Zugreise nach Wolfenbüttel war mit 5 Umsteigen zwar lang und nicht gerade entspannend, aber sie verlief zumindest problemlos und ohne Verzögerungen, so dass wir pünktlich vor Ort waren und nach einem kurzen Fußmarsch vom Bahnhof auch pünktlich gegen 13:15 am Spielort eintrafen.
Auch die Mannschaften aus Brandenburg und Hamburg sowie der Gastgeber waren frühzeitig anwesend, so dass der Schiedsrichter gleich zur Auslosung schreiten konnten.
Wir hatten uns für den 1. Tag Brandenburg oder Wolfenbüttel gewünscht und wollten dann am Sonntag den HSK bezwingen und so freute ich mich, dass wir bei der Auslosung den Gastgeber zugelost bekamen, während der HSK auf die Brandenburger traf.
Von den Zahlen her waren wir leichter Favorit. Brett 1 und 2 bei uns mit den Brüdern Kolloli besetzt in etwa ausgeglichen, während wir an 3 und 4 mit Alexander und mir wohl eher im Vorteil waren.
Doch im Pokal bei nur 4 Spielern kann so einiges passieren...
Um 13:45 schon 15 Minuten vor offiziellem Beginn setzte der Schiedsrichter die Uhren in Gang und los gings.
Alexanders Gegner spielte einen recht passiven Königsinder, so dass unser FM schnell in Vorteil kam und schon nach kurzer Zeit ein wohl deutlich vorteilhaftes, um nicht zu sagen gewonnenes, Endspiel auf dem Brett hatte.
Am 1. und am 4. Brett hatten Martin und ich jeweils gegen einen Schotten zu kämpfen, der jedoch früh unterschiedliche Bahnen nahm. Und am 2. Brett kämpfte Kevin gegen eine Aljechin-Verteidigung.
Zu unserem Leidwesen, holte dann der gegnerische FM am Spitzenbrett den 1. Punkt. Martin stand nach der Eröffnung ausgeglichen, kam dann aber ins Trudeln und stellte kurze Zeit später aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen eine ganze Figur ein. Aufgabe nach nicht einmal 2 Dutzend Zügen. Das sieht man bei Martin selten.
Bei nur 4 Spieler und einer Berliner Wertung bei Unentschieden ist ein früher Rückstand am Spitzenbrett so ziemlich das Ungünstigste, was einem passieren kann.
Doch noch war ich optimistisch, waren wir doch in Alexanders Partie nahe am Ausgleich. Am 2. Brett hatte der Schwarze Kevins harmlose Eröffnungsbehandlung nicht ausnutzen können und ich wertete die Stellung mal zumindest als ausgeglichen ein. Und wenns oben nicht läuft, muss unten eben ein Punkt daher, auch wenn ich noch nicht genau wusste, ob das wirklich klappen würde.
Während Kevins Stellung sich für mein Gefühl immer mehr verbesserte, patzte Alexander. Das vorteilhafte Endspiel war dahin und die beste Entscheidung wäre wohl gewesen, ein Dauerschach seines Gegners zuzulassen. Aber mit einem Punkt hinten und zwei noch nicht klar entschiedenen Partien ist das nicht so einfach. Und wenn man die ganze Zeit in Vorteil war vielleicht erst recht nicht. Also spielte Alexander weiterhin auf Gewinn und geriet dabei eher noch weiter vom rechten Pfad ab. Letztlich konnte er ein drohendes Matt gerade noch decken, indem er die Dame gab und sich flugs drauf eine neue holte. Das dabei entstehende Damenendspiel war aber höchstens für den Gegner gewonnen.
In der Zwischenzeit kamen meine Figuren immer besser ins Spiel und ich unterhielt mich zwischenzeitlich mit Martin über die Chancen von Kevin und Alexander. Wir sahen beide Kevin mehr und mehr im Aufwind, aber auch bei Alexander die Chancen schwinden. Mit Niederlagen an 1 und 3 wäre der Kampf dann entschieden gewesen.
Während ich mich dann in der letzten Partiephase auf das Sicherstellen des Sieges in meiner eigenen Partie konzentrieren musste, hörte ich plötzlich, wie sich die Gegner über den 2. Sieg am 2. Brett freuten. Kevin hatte eine taktische Feinheit übersehen und gab einen Zug vor dem Matt auf.
Damit war der Kampf gelaufen.
Mein Gegner gab kurz danach seine hoffnungslose Stellung auf, während Alexander sich noch ein wenig im Damenendspiel quälen musste, bevor sein Gegner dann lieber feiern ging, statt noch weitere Gewinnanstrengungen zu unternehmen.
Eine klare und recht bittere Niederlage.
Im Paralellkampf setzte sich der HSK gegen die Brandenburger durch und darf sich dann heute mit den Gastgebern auseinandersetzen.
Wir traten müde und traurig die Heimreise an.
Der Schnee hatte sich mittlerweile in Regen gewandelt, als ich kurz vor Mitternacht wieder zurück war.