Sommerzeit, Ferienzeit, Openzeit. Zwischen der Ostsee und dem Bayerischen Wald gab es zahlreiche Angebote, sich die Urlaubszeit mit einem Schachopen zu verbinden.

Während es die LSV-Jugendlichen eher nach Pardubice (Zcech Open), Kiel, Lüneburg oder Dresden lockte, entschlossen Jürgen Erich und ich uns für Apolda. Die Kreisstadt liegt im mittelthüringischen Landkreis Weimarer Land im Städtdreieck mit Weimar und Jena. Der Ort ist traditionell seit 250 Jahren mit der Glockengießerei verbunden, deshalb wird der Ort auch als "Glockengießerstadt" bezeichnet. 

Ursprünglich hatten Jürgen und ich geplant, auch diesmal zum Möhneseepokal ins Sauerland zu fahren. Doch dieses Turnier stand heuer nicht (mehr) auf der Agenda. Also Apolda, etwa 5-6 Stunden Autofahrt war einzuplanen. Dass es am Ende 11 (!) werden würden, konnten wir bei der Anmeldung noch nicht ahnen.

Vom 20.-23.08.15 wurde die 24. Auflage in der Apolda der Stadthalle ausgetragen. Also machten wir uns am 20.08.15 mit Navigationshilfe auf den Weg gen Süden. Wir hätten besser nicht auf das Geträt gehört, sondern mal in den Atlas geguckt. Das Navi führte uns frühzeitig vion der A 24 runter und lenkte uns quer durch Sachsen-Anhalt. Das alles wäre zeitlich noch "im Plan" gewesen, hätte mein VW-Polo alles mitgemacht. Tat er aber nicht. Mitten in der sachsen-anhaltinischen Walachaei bklieb der Wagen mit schweren Kuppelungsschaden liegen. Einem aus Magdeburg herbei telefonierten Abschlepper konnten wir unseren Standort nur ungefähr (auf der B 189 irgendwo südlich von Stendal) beschreiben. Doch der Abschlepper war clever, fand uns und brachte uns im Huckepack zu einer Werkstatt in die Landeshauptstadt Magdeburg. Mit einem Leihwagen (VW Up) und 350,00 Euro (Abschlepper) später konnten wir die Fahrt fortsetzen. Nochmal lagen gut 3 Stunden Fahrzeit vor uns.

Dann aber waren wir am Ziel und betraten den Spielsaal gegen 20.00 Uhr, als der Schiedsrichter die Worte "Die Runde ist hiermit freigegeben" sprach - das nennt man Timing!

Vor uns lagen jetzt 7 Runden CH-System. Die Bedenkzeit 2 Stunden/40 Züge + 30 Minuten Rest. 214 Teilnehmer hatten gemeldet. Darunter 2 Großmeister: Alexander Zuvarev (SC Siegburg) und Leonid Milov (SC BT Nürnberg). Ich war an 113, Jürgen an 92 gesetzt. In der 1. Runde wurde mir als Belohnung für die Misshelligkeiten dieses Tages IM Leonid Sobolewski (Weimar, NWZ 2174) vorgesetzt - und ich verlor diesen Auftakt. Dabei hatte ich durchaus Chancen - man sehe:

In den folgenden Runden wechselten sich bei mir Licht und Schatten. Ganz anders bei meinem Mitfahrer. Jürgen schien durch die Umstände des Tages wie beflügelt. Er verlor in diesem Turnier nicht eine einzige Partie, obwohl seine Gegner durchweg satte NWZ-Mehrpunkte aufzuweisen hatte. Highlight die fünfte Runde als Jürgen mit schwarz auf den an 51 gesetzten Heiko Sieber, NWZ 1939 von Weiße Dame Ulm traf. Hätte es bei dem Turnier einen Schönheitspreis gegeben, wäre die folgende Partie sicher in engerer Wahl gewesen:

 

 

Nach 6 Runden standen bei Jürgen 4 und beim mir 3,5 Punkte auf dem Habenzettel. Die letzte Runde fand dann leider ohne uns statt. Ein Anruf in Magdeburg brachte die Erkenntnis, dass die Kuppelung ersetzt werden musste, der Wagen aber am heutigen Sonntag fahrbereit abgeholt werden konnte. Aufgrund dieser Umstände meldeten wir uns bei der Turnierleitung notgedrungen ab und machten uns auf die dreistündige Fahrt nach Magdeburg. Hier klappte es dann (trotz Feiertag) mir der Rück- und Übergabe einwandfrei und gegen 19.00 Uhr (Navi blieb im Handschuhkasten)waren wir wieder in Lübeck.

Trotz aller Widrigkeiten ein schönes Turnier. Vieleicht mehr für Jürgen Erich als für mich. Mit 4 aus 6 kam Jürgen auf Rang 54 (übrigens genau ein Platz hinter "meinem" IM Sobolevski, der 4 aus 7 erzielte). Mit meinen 3,5 aus 6 reichte es für Rang 114 (2 Plätze gut gemacht!). Mit Finn Riedel war auch ein Ex-Schleswig-Holsteiner dabei und man konnte über alte Zeiten schnacken. Auch Michael Dreyer und Max Kölsch, die beide in Jena an der Uni "tätig" sind - wenn auch im Verhälnis Lehrender zu Lernender, schauten vorbei und wir genossen ein schönes gemeinsames Abendessen.

Gesamtsieger wurde erwartungsgemäß GM Zubarev mit 6,5 Punkten vorGM Milov (6 Punkte). In einem Zehnerfeld von je 5,5 hatte IM V. Kukov (SK Göggingen) die beste Buchholz - Platz 3.

Hier noch ein paar bildliche Eindrücke:

 

   Apolda 2015 004 Apolda 2015 002

Apolda 2015 008  Apolda 2015 007

 

Parallel zu dem Open fand im saal noch ein spektakuläreer Zweikampf zwischen GM Roland Schmalz (Baden-Baden) und dem großen deutschen Hoffnungstalent Vinzent Keymer (Gau-Algesheim) statt. Am Ende setzte sich der erfahrene Großmeister mit 3,5:0,5 Punkten durch.

 

Apolda 2015 010

 

Hier kann man sich näher über den Turnieverlauf orientieren.