Mit einem lachenden und einem weinenden Auge haben wir auf das Ergebnis in der Klasse U12 w bei der LJEM gesehen. Wir freuen uns riesig, dass wir mit Elisabeth Schönweiler und Alva Glinzner gleich zwei Landesmeisterinnen in dieser Altersklasse stellen konnten, beide hatten dies Meisterschaft punktgleich beendet. Nun gibt es in dieser Klasse leider nur einen Qualifikationsplatz für die DJEM und so mussten wohl oder übel beide Mädchen in die Verlängerung und diesen Platz in einem Stichkampf ausspielen.

Heute war es dann soweit. Um 14 Uhr in unseren Vereinsräumen ging es los. Die SJSH hatte mich gebeten auch den Schiedsrichter zu übernehmen. Und als erstes möchte ich hier einen Dank und ein Lob an beide Spielerinnen aussprechen, die trotz der Bedeutung des Wettkampfes hier fair und sportlich miteinander umgegangen sind und das ganze so in einer angenehmen Atmosphäre stattgefunden hat.

Der Stichkampf ging zunächst über zwei Turnierpartien, bei Gleichstand wäre dann noch Schnellschach und ggf. Blitzschach gefolgt. Das Los ergab Weiß für Elisabeth in der ersten Partie. Die erste Überraschung packte dann aber Alva aufs Brett. Denn auf Elisabeths 1. e4 antwortete unsere "Ich-spiel-immer-Caro-Kann-Alva" mit 1.-d5, Skandinavisch. Nun ja, nach Dd5:-Da5-c6-Dc7 ging die Partie dann doch in "caro-kannige" Strukturen über. Wie dort üblich bekam Weiß langanhaltende Initiative. Elisabeth verpasste wohl die ein oder andere stärkere Fortsetzung und hatte auch im Endspiel noch die Initiative. Nur mit abnehmender Figurenzahl auf dem Brett verflachte die Partie und mündete in ein gleichstehendes Springerendspiel in dem es für keine Seite ein Fortkommen gab - Remis.

Nach einer Erholungspause ging es weiter. Jetzt hatte Alva Weiß und auf ihr 1.e4 brachte nun Elisabeth überraschend nicht Sizilianisch sondern 1.-e5 aufs Brett. Alva störte das wenig. Sie spielte forsch nach vorne. Offenbar wollte sie nun mit Weiß die Entscheidung zu ihren Gunsten noch in der Turnierpartie suchen. Doch dabei stelle sie prompt einen Zentralbauern ein. Also Vorteil Elisabeth. Alva gelang es noch den gegnerischen Mehrbauern zum Doppelbauern zu degradieren, aber nun musste sie erst mal still halten.

Es folgte eine Zeit des Lavierens - es ging ins Endspiel - und dann die Vorentscheidung. Ein Moment der Unachtsamkeit bei Elisabeth und ihr wurde ein Läufer gefangen. Mehrfigur für Alva, aber immerhin zwei Bauern dafür bei Elisabeth und so ganz entschieden war das noch nicht. Die Stellung weitgehend geschlossen, es war nicht offensichtlich, wie Alva ihre Mehrfigur hätte zur Geltung bringen können. Bei Elisabeth wurde die Zeit knapp. Und dann - aller Ehren wert - Alva versuchte nicht Elisabeth über die Zeit zu heben. Sie wollte die Entscheidung auf dem Brett, suchte sie und fand sie. Sie opferte einen dritten Bauern, dann noch ihre Mehrfigur, alles um sich letztlich einen entfernten Freibauern zu verschaffen, der die Partie für sie entschied.

Das tolle Finale gibts hier:

Der Qualifikationsplatz in der U12 w für die DJEM geht damit an Alva Glinzner - Herzlichen Glückwunsch.

Es war ein Wettkampf zweier gleichwertiger Spielerinnen auf Augenhöhe. Wie das in solchen Fällen eben ist, es ist dann mal nur ein Zug, hier ein Moment der Unachtsamkeit, der das ganze entscheidet. Und so können beide stolz sein auf ihre erbrachte Leistung, auch wenn es heute nur eine Gewinnerin geben durfte.

Angesichts der noch aktuellen Nachwirkungen des Abstiegs unsere 1. Mannschaft bei den Erwachsenen aus der 2. Bundesliga erlaube ich mir mal den folgenden Schlußsatz:

Bei solchem Nachwuchs sollte uns um die Zukunft nicht bange sein.