Mit der nachmittaglichen Siegerehrung am Karfreitag, d. 03.04.2015 sind die 70. Landeseinzelmeisterschaften unseres Verbandes zu Ende gegangen.

Von der Meister- bis zur Basisklasse waren in Hanerau-Hademarschen 118 Spieler am Start. Immerhin eine kleine Steigerung zu Leck 2014, wo etwa 100 Schachsportler dabei waren. Ursprünglich sollten die diesjärigen Meisterschaften nach Kiel (Schönberg/Holm) vergeben werden, doch vermutlich finanzielle Gründe waren wohl letztlich ausschlagebend, dass das Event in den Kreis Rendsburg-Eckernförde vergeben wurde, wo die Gemeide Hanerau-Hademarschen südlich des "Kaiser-Wilhelm-Kanals" (auch als Nord-Ostsee-Kanal bekannt) beheimatet ist. Neben einem Denkmal und einem Museum erinnert auch unser Spielort, die Theodor-Storm-Schule an den großen Dichter, der hier von 1880-1888 lebte und hier auch seine wohl bekannteste Novelle "Der Schimmelreiter" schrieb. 

Hier möchte ich einen kleinen Rückblick auf das Turnier machen, das ja im Turnierkalender des Verbandes nach wie vor den ersten Platz einnimmt. Vom LSV waren 12 Spieler am Start, die in der Meister-, Kandidaten- und beiden Seniorenklasse mitspielten.

MEISTERKLASSE

16 Teilnehmer umfasste das Feld und man ist damit von einem Rundenturnier (2014) zum Schweizer System zurückgekehrt. Mit Heiko Rickert, Alexander Rieß, Artur Kevorkov und dem Titelverteidiger Ullrich Krause hatten wir vom LSV 4 Eisen im Feuer. Heiko hatte sich letztjährig über die Vormeisterklasse qualifiziert, während Alexander (als Mitglied im Landeskader und unterstützt durch die Empfehlung der Kadertrainer) und Artur durch die Spielkommission Freiplätze erhielten.

Ullrich gelang die Titelverteidingung nicht, man könnte auch sagen wieder nicht. Auch bei seinen sonstigen Titelerfolgen (1992, 1995, 1999, 2007) blieb ihm das verwehrt. Ausschlaggebend mag seine Niederlage gegen Alexander Petri (Doppelbauer Kiel) in Runde 7 gewesen sein. Mit 4 Siegen, 4 Remis und 1 Niederlage (Gegnerschnitt 2110) holte er 6 Punkte und die Vizemeisterschaft. Einen halben Zähler mehr erzielte Frank Schwarz (Preetzer TSV), der sich damit nach 2012 zum zweiten Mal die Trophäe sichert. Herzlichen Glückwunsch! Auf den Rängen 3 bis 7 folgte ein Feld von sieben Spielern, angeführt und damit Rang 3 von Tim Bendfeldt (Kieler SG) die alle 5,5 Punkte holte. Nach der Zweitwertung kam Artur Kevorkov auf 4 und Alexander Rieß auf 5. Artur startete mit einer Niederlage gegen Tim Bendfeldt (Kieler SG) in das Turnier. Das blieb aber seine einzige Niederlage. Es folgten noch 2 Siege und 5 Punkteteilungen. Sein Gegnerschnitt von 2155 sicherte ihm eine knappen Vorsprung auf Alexander (Gegnerschnitt 2096), der ebenfalls für drei Siege, fünf Remis und eine Niederlage verantwortlich war. Alexander war an Nummer 8 gelistet und konnte sich um drei Plätze verbessern. Seine ertwas unglückliche Schwarz-Niederlage gegen Jürgen Kropp in Runde 3 konnte er gut kompensieren. Der 13 jährige Schüler war mit Abstand der jüngste Teilnehmer im Feld und so mancher seiner potentiellen Gegner mag ihn schon als leichte Beute ausgemacht haben. Erinnerungen an die Jahre 2010/11 kommen auf, wo Rasmus Svane im ähnliche Alter in der Meisterklasse für Furore sorgt. Auch Alexander zeigte eine überraschend reife Spielweise. In der Runde 6 kam es in der Begegnung mit Tim Bendfeldt zu einem unglaublichen Duell im slawischen Damengambit, welches Chancen hätte zur "Partie des Turniers" bestimmt zu werden (falls es eine solche Wahl gäbe) und die wir den Lesern unserer Seite nicht vorenthalten wollen:

Sicher nicht ohne Stolz wird Alexander seine Urkunde entgegen genommen haben.

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Für Heiko war der Klassenerhalt sicher das primäre Ziel. Am letzten Spieltag wurde diese auch knapp erreicht. Heiko hatte "Pech", dass er in der Schlussrunde auf Ullrich stieß, der mit einem Sieg unbedingt noch "Vize" werden wollte. Ullrich gewann auch und auch Heiko konnte trotz dieser Niederlage dem Abstieg entgehen. Diesen mussten T. Noldt (SC Elmshorn), D. Gutschenreiter (Flensburger SK), Friedrich Müller (SV Bad Schwartau) und M. G. Ghadimi (Doppelbauer Kiel) antreten. M. G. Ghadimi stieg nach zwei Niederlagen aus und meldete sich krank. Ein Umstand, der im Saal reichlich Stirnrunzeln auslöste. Nun, jeder mag das einschätzen, wie er mag. Ärgerlich war es allemal, da dadurch in den nachfolgenden 7 Runden immer ein Spieler ungewollt frei hatte. Mit 4 Punkten (Gegnerschnitt 2116) sicherte sich Heiko (3 Siege,  3 Remis, 2 Niederlagen) den rettenden Platz 12 und ist 2015 in Büsum wieder für die Meisterklasse qualifiziert.

Hier noch einige Eindrücke vom Turniergeschehen:

Blick in die Halle Halle aus Sicht der Meisterklasse Spitzenbretter Alexander gegen Kervorkov

 

VORMEISTERKLASSE

Auch die Vormeister wurde mit 16 Teilnehmern ausgetragen, allerdings in diesem Jahr ohne LSVer. Favoriten waren die beiden > 2000er Frank Hamann (SV Itzehoe) und Matthias Budzyn (Turm Kiel). Aber auch Ex-Landesspielleiters Enrique Ruiz-Hampel (SC Eckernförde) und Jan-Hendrik Lorenzen (Agon Neumünster) war zuzutrauen, um den Titelzu erobern oder zumindest den Aufstieg zu sichern. Letztlich kam es dann auch so - fast. Matthias Budzyn siegte mit 6,5 aus 9 und auf Rang 2 Lorenzen - Allerdings nicht Jan-Hendrik sondern sein Namensvetter Sven. Rang 3 ging an Frank Hamann und der vierte Platz schließlich an Jan-Hendrik Lorenzen. Alle drei mit 5,5 Punkten. Dieses Quartett wird man in Büsum in der Meisterklasse wiedersehen können, während J. Teknis (SG Glückstadt), U. Jacobsen (Husumer SV), St. Milgramm (Flensburger SK) und J. Moysich (Flensburger SK) dem Abstieg verfielen. 

 

KANDIDATENKLASSE

Mit Jörg Bohner und dem erst 11 jährigen Tom-Linus Bosselmann hatte der LSV zwei Spieler im Kandidatenfeuer. Mit dem letzten Platz der 16köpfigen Meldeliste gehörte Tom-Linus sicher nicht zu Favoritenkreis. Tom-Linus kam, ähnlich wie Alexander Rieß in der Meisterklasse, aufgrund der Kadertrainerempfehlung rein und hatte aufgrund seiner TWZ von 1644 sicher nichts zu verlieren. Er folgte dem Motto "Ich habe keine Chance, aber die will ich nutzen" und als nach 9 Runden das Turnier beendet war, fand er sich mit 4,5 Punkten auf Rang 9, also im guten Mittelfeld, wieder - Chapeau, eine starke Leistung, die von ihm ohne weiteres nicht erwartet werden durfte. Doch Tom biss sich gegen seinen Gegnerschnitt von 1847 durch und erzielte mit 2 Siegen, 5 Remis und 2 Niederlagen ein ausgeglichenes Score. Meilenweit entfernt von den bitteren Abstiegsplätzen, auf den sich letztlich M. Bielfeldt (SV Bad Schwartau), L. Salzig (Doppelbauer Kiel), H. Mohr (Holstein Quickborn) und A. Haversieck (Schönberg) wiederfanden. Noch einen Platz vor Tom-Linus konnte sich Jörg mit 5 Punkten (Gegnerschnitt 1871) bei 4 Siegen, 2 Punkteteilungen und 3 Niederlagen vor Tom-Linus behaupten. Ging man an seinem Brett mal vorbei, hatte man jedesmal den Einduck eines "Ritts auf einer Rasieklinge", doch das scheint Jörgs Stil zu sein. Immerhin war jedesmal bei ihm "fire on board". Das machte Spass beim Zusehen! 

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 Tom-Linus`Vorbereitung auf den Gegner                                                             Blick in die Kandidaten kurz vor dem Anpfiff zur Runde

Zum Keis der Titelanwärter war in erster Linie Wolfgang Schlünz von Itzehoer SV zu rechnen, der mit 7 Punkten das Turnier auch relativ sicher gewann, vor Thomas Lehr (MTV Leck), der sich von 6 auf 2 gleich um 4 Ränge verbesserte. In diesem 5,5-Punkte-Feld kam Holger Jeschke auf Rang. Holger, ein 1. b4 Spezialist und alter Bekannter aus "SV Strander Zeiten" lebt jetzt in NRW hat aber in Schönberg eine schachliche Heimatdomäne. 

 

HAUPTTURNIER

Auch in dieser Klasse (16 Spieler) war der LSV nicht präsent. Mit Volker Recklies (SV Büsum), Rüdiger Schäfer (SK Norderstedt) und Benjamin Isler (TuS Holtenau) gab es in dieser Gruppe auch drei ELO-Träger. Hier domonierte Rainer Wald (TuS Holtenau) quasi mit einem Durchmarsch. 8,5 aus 9. Das ist schon überzeugend. Lediglich Rüdiger Schäfer knüpfte ihm in der 4. Runde ein Remis ab. Mit dem gebührenden Abstand von 2 Punkten folgte Volker Recklies auf Rang 2 und Rüdiger Schäfer, seineszeichens Landesvizepräsident und Vorsitzender des Bezirks Ost, holte mit 6 Punkten Bronze. Auf den "Treppchenplätzen" brauchte die Buchholzzahl als Zweitwertung nicht bemüht werden. Absteiger gibt es hier bekanntlich nicht.

 

SENIOREN A

Obwohl Spieler wie Klaus Seeck (Husumer SV), Rudolf-Rainer Gehrmann (SV Eutin), Helmut Kracht (SK Kaltenkirchen) oder Edmund Lomer (SK Eckernförde) in Hanerau-Hademarschen fehlteten, hatte man den Eindruck, dass dieses Jahr die Senioren A (20 Teilnehmer) stärker besetzt war als in den Vorjahren. Mit Jürgen Erich, Joachim Rieckhoff, Sergey Salov, Wolfgang Schwerdtfeger und Eckhard Stomprowski war der LSV mit dem zahlenmäßig größten Kontingent vertreten. Während Jürgen, Joachim, Wolfgang und der Berichterstatter primär das Ziel hatten, ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen, war Sergey eindeutig auf Sieg programmiert. Er reihte Sieg auf Sieg und stand am Turnierende bei 2 Remis (Nicolai Quiring (Rendsburg, Michael Wozny (Holstein Quickborn)) mit 8 Punkten unangefochten auf Rang 1. Da konnten die anderen Mitbewerber nicht mithalten.

Hier zwei Beispiele:

 

 

Auf Rang 2 folgte mit 1,5 Punkten Rückstand Joachim Kornrumpf (Preeztzer TSV) vor seinem Klubkameraden Hans-Adolf-Dittmann (6 Punkte). Und die anderen LSVer? Angesehen von vielleicht Wolfgang hat sich keiner mit Ruhm überschüttet. Wolfgang (Gegnerschnitt 1947) konnte sich mit 4 Punkten immerhin noch von 16 auf 14 steigern. Er verlor zwar viermal, holte aber 3 Siege bei zwei Punkteteilungen. Mit einem halben Punkt zurück (Gegnerschnitt 1882) landete Jürgen (2 Siege, 3 Remis, 4 Niederlagen) auf Platz 15 und ich (Gegnerschnitt 1892) auf Rang 17. Unteres Tabellenviertel also. Die Rote Laterne muss dieses Jahr Joachim ertragen. Bei einem Gegnerschnitt von 1874 gab es nur 1,5 Punkte. Ein Sieg, ein Remis und leider 7mal verloren. Wenn mal nicht läuft, dann läuft es nicht.

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                                                                                                                  Seniorenlandesmeister 2015

                                                                                                                          Sergey Salov  

SENIOREN B

Diese Gruppe war offen für alle Spieler mit einer DWZ vom maximal 1700 und hier hatte sich als einziger LSV-Vertreter Jens Maly angemeldet In der 26-köpfigen Liste war Jens auf Rang 14 aufgeführt. Hier erwartete man laut dieser Meldeliste Spieler wie den Lokalmatador Horst Klüver, Friedrich Fiedler (SV Mölln) oder Peters Pastorino und Helmut Schüler (beide Holstein Quickborn) auf dem Treppchen. Allein, dem war nicht so. Sieger wurde in einem Feld von gleich 6 Spielern mit je 6 Punkten (!) nach Wertung Karl-Heinz Lange (SK Norderstedt, von 11 auf 1) vor Manrico Marcic (Turm Reinfeld, von 13 auf 2) und Michael Eberhardt (Agon Neumünster, von 7 auf 3). Insbesondere Manrico haderte schwer mit seinem Schicksal. Vergeigte er doch in der letzten Runde eine Gewinnstellung.

In dieses Lamento hätte gut und gern auch Jens mit einstimmen können. In der vorletzten Runde kam es zu folgender Position. Jens hatte die schwarze Stellung bereits in die folgende Abbruchruine verwandelt.

 

Aber es ist nie zu spät, eine Gewinnstellung noch in den Sand zu setzen. Nach Dg3 + und dem erzwungenen Kf7 hätte nun Dg7+ sämtliche Steine wieder in den Hozkasten wandern lassen. Doch Jens "fand" Dg6 ??? - blickte noch einmal ungläubig aufs Brett und gab unverzüglich auf. So wurde es nichts mit dem 5. Punkt und dem Vorsatz, am Schlusstag nochmal um einen vorderen Rang mitzuspielen. Mag sich Jens damit trösten, dass er sich dennoch um 3 Plätze (von 14 auf 11) verbesserte. Sein Gegnerschnitt lag beii 1666. 

 

BASIS 

Die bis maximal DWZ 1500 begrenzte Gruppe war mit 8 Teilnehmern an Bord die auch zahlenmäßig schwächste. Allein die Hälfte der Teilnehmer stellte der ausrichtende Verein. Sieger wurde schließlich der an 6 (!) gesetzte Lukas Dietz mit 6 Punkten vor den beiden Heider Spielern Ulrich Weber und Hans-Henning Carstens aus Heide.

 

Neben den hier beschriebenen Klassen gab es noch weitere Veranstaltungen, wie ein Löseturnier, ein Familienturnier und die Seniorenmeisterschaft im Blitz, die natürlich auch wieder eine Beute von Sergey Salov wurde. Die Spielbedingungen waren gut bis vertretbar. Einzige Mängel die etwas zu kühle Halle und das unzureichende Toilettenangebot. Sehr positiv aufgenommen wurde der Erfrischungsstand in der Vorhalle mit Brötchen, Kaffee, sonstigen Getränken und kleineren Speisen mit "Friendenspreisen". Niur wenige Schritte vom Spiellokal (Mensa) wurde täglich ein Mittagsessen angeboten.

Das abschließende Blitzturnier gewann IM Michael Kopylov (SK Norderstedt) vor Benedict Krause (SK Norderstedt) und dem Titelverteidiger Jonah Krause (SV Bargteheide). Bester LSVer auf Rang 5 Frerik Janz. Hier kann man alle Endstände abrufen.

Wir LSVer hatten uns rund um Hanerau-Hademarschen eingemietet. Wir, d.h. der Berichterstatter, Jens Maly, Heiko Rickert und Joachim Rieckhoff hatten es diesmal besonders gut getroffen, war unser geräumiges Heim nur wenige Schritte von der Spielhalle entfernt und so hatten wir auch zweimal Tom-Linus als Übernachtungsgast beherbergt - natürlich mit Frühstück! 

 

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Die Bilder für diesen Artikel haben uns freundlicherweise Jens Maly und Torsten Rieß zur Verfügung gestellt.