Wieder ein Heimspiel, aber wieder war das Clubheim bereits belegt. Nur eines von vier Heimspielen durften wir in dieser Saison in der Sophienstraße spielen.
Auch unser bevorzugtes Ausweichlokal stand leider nicht zur Verfügung, aber im Eichenhof hatten wir glücklicherweise 2 abgeschlossene Räume zur Verfügung und somit ausreichend Platz und Ruhe. Beim Pendeln zwischen den Räumen wurde Schach so auch zu einem körperlichen Sport.
In der ersten beendeten Partie musste sich Ulrich Böttcher Alexander Bodnar ergeben, in dieser Begegnung hatte ich aber auch nicht wirklich mit etwas Zählbarem gerechnet.
Die Partien an den Brettern 2-4 entwickelten sich allmählich, hier war auf jeden Fall kein Nachteil für uns auszumachen. An den Brettern 6-8 waren die Partien bereits etwas weiter und sahen alle positiv aus. Da bot mein Gegner mir remis an. Wir hatten uns bis dahin beide nicht mit Ruhm bekleckert, ich hatte dabei aber deutlich mehr Zeit investiert. Ich nahm also an und wir ließen uns dann von Bodnar erklären, wie eigentlich die richtigen Pläne in unserer Partie hätten aussehen müssen. War aber wirklich eine interessante Analyse in angenehmer Atmosphäre.
Rouven stand aus meiner Sicht gut gegen den jungen Artur Oganessjan, aber im Angriff muss er irgendwo falsch fortgesetzt haben, jedenfalls war der Angriff verpufft und er verblieb mit einer Figur weniger (0,5:2,5).
Zurück ins Spiel brachte uns dann Jens, der nach seiner Aussage zwischenzeitlich strategisch auf Verlust stand, aber sein Gegner übersah eine Bauerngabel, die eine Figur kostete. Einen Zug vor dem Matt erfolgte die Aufgabe.
Mikhail Schneider erzielte dann den Ausgleich zum 2,5:2,5. Er hatte eine Mehrfigur, war aber einem Angriff von Inken Köhler ausgesetzt. Diesen konnte er aber zurückschlagen und ein Freibauer auf der 2. Reihe, dessen Umwandlung nicht mehr zu verhindern war, beendete die Partie.
Die letzten 3 Partien sahen gut für uns aus, ich begann an einen hohen Sieg zu glauben. Stephan Lübeck spielte seine Mehrqualität im Endspiel ruhig und beharrlich bis zum Sieg aus. Unerwartet endeten die Partien an den Brettern 2 und 8. Jörg Bohner hatte nach der Eröffnung sehr großen Vorteil, dieser führte jedoch „nur“ zu zwei Mehrbauern in einem Schwerfigurenendspiel mit Dame und Turm. Jörg versuchte lange Zeit, seine Mehrbauern zur Geltung zu bringen, aber ich glaube, dass er dann irgendwann etwas entnervt zu einer Brechstange griff, die allerdings ihn selbst aushebelte. Er gab seine Dame für den Turm und erhielt dabei drei verbundene Freibauern. Aber so eine Dame ist halt eine machtvolle Figur….
Ich stellte mich gedanklich schon auf ein weiteres 4:4 ein.
Den Titel „verrückteste Partie des Tages“ vergebe ich an Horst Mentlein. Er stand erst sehr gut, opferte zwar unnötig einen Bauern, hatte trotzdem weiterhin Druck auf die gegnerische Stellung. Nach beiderseitiger Zeitnot hatte er einen Springer mehr, aber auch weniger Bauern und die, die er noch hatte, machten einen eher schwächlichen Eindruck. Die Stellung vereinfachte sich, bis Horst noch Springer und Turm hatte gegen Turm und Bauer. Sein Gegner hätte in dieser Stellung die Türme tauschen können, deshalb bot Horst remis an. Hier waren jedoch die anderen beiden Partien noch nicht entschieden, und vielleicht deshalb lehnte sein Gegner ab. Den weiteren Verlauf habe ich nicht live miterlebt. Horsts Gegner bot später bei unveränderter Materialverteilung ebenfalls remis an (zum 4:4), was nun aber Horst ablehnte. Dann kam es wie es kommen musste, wo ein Springer ist, ist auch eine Springergabel. So gewann Horst doch noch seine Partie und wir unser zweites Punktspiel. Ist ja nicht so, dass wir nur Unentschieden können.