Nachdem die U16w bereits in der vorherigen Woche an der Norddeutschen Vereinsmeisterschaft teilgenommen hatte, ging es am 15.09. nun auch für die U16 in dieselbe Unterkunft nach Berlin. Ungewohnt pünktlich fanden sich ausnahmslos alle Mitglieder der Mannschaft am Lübecker Bahnhof um 12:50 ein. Diese bestand aus Joa Max Bornholdt, Boris Monakhov, FPH, Robert Matinyan und Hermann Brusilovskyy. Ebenso pünktlich wie die Mannschaft war erfreulicherweise auch unser Zug nach Hamburg und der Anschlusszug nach Berlin. Die Fahrt verlief somit ohne besondere Zwischenfälle. Vom Stadtteilbahnhof ging es dann noch einmal 20 Minuten durch die verregnete Berliner Innenstadt bevor unserer Jugendherberge ankamen und einchecken konnten. Die Unterkunft genoss bei uns in Lübeck nicht unbedingt den besten Ruf, daher war ich sehr positiv überrascht, als ich nach einer längeren Wanderung durch das Innengewölbe schließlich mein Betreuerzimmer in einem sehr guten und recht modernen Zustand vorfand. Doch diese Freude währte nicht lange, da ich nach einem Besuch des Spielerzimmers angesichts einer fehlenden Dusche, einer fehlenden Toilette und fehlendem Platz mein Zimmer (mit fünf Betten) mehr oder weniger aus freien Stücken mit der Mannschaft tauschte.

Das anschließende Abendessen war in Ordnung, allerdings für Joa als Vegetarier etwas dürftig, sodass er sich mit einer Schüssel Kartoffelpüree begnügen musste. Der Nachtisch war mit Hilfe des Stülckischen Gesetzes (Wenn es nicht schmeckt, einfach mehr Zimt und Zucker reintun) immerhin für alle Beteiligten ansprechend. Auf der Betreuersitzung am Abend erfuhr ich, dass das Turnier am Wochenende aus logistischen Gründen in einer anderen Lokalität stattfinden müsste, die 30 Minuten mit dem ÖPNV von der Jugendherberge entfernt war, was nicht unbedingt zu Freudensprüngen bei der Mannschaft führte. Immerhin konnte man sich einigen, die Runden am Wochenende erst um 9:00 starten zu lassen. Im Anschluss spielten wir noch einige Runden Arschlosch, bevor es in die Vorbereitung mit Joa ging. Wir wurden nämlich etwas unglücklich in der ersten Runde direkt gegen den Setzlistenzweiten HSK gelost.

NVM u16 2021

Ein Teil der Mannschaft beschloss am frühen Morgen sich dem ambitionierten Frühsportprogramm von Joa anzuschließen, um auf das diesem Wege zum Einen etwas für die Gesundheit zu tun und zum Anderen die Berliner Innenstadt etwas besser kennenzulernen. Dabei wurden so einige Sehenswürdigkeiten entdeckt und erkundschaftet, die genaue Zuordnung dieser sorgte teils noch für Probleme. (Stichwort Sigessäule)

Die Runde begann am nächsten Tag fast pünktlich um 8:30. Joas akribische Vorbereitungen kamen überall aufs Brett und tatsächlich gab es laut Joa einen Moment während der Runde, wo er einen Mannschaftssieg gar nicht in so weiter Ferne angesichts der Stellungen sah. Jedoch kippte diese Meinung wieder nach kurzer Zeit und die DWZ Unterschiede stellten sich letztlich doch als zu groß heraus. Boris, Frieder und Robert mussten sich ihren Gegnern nach ca. 3 Stunden geschlagen geben, während Joa noch eine ganze Weile kämpfe, am Ende jedoch auch unterlag.

Unser Gegner in der Nachmittagsrunde war Rochade Göttingen, die schon deutlich schlagbarer als der HSK erschienen. Joa gewann recht souverän und auch Boris konnte am zweiten Brett ein erstes Ausrufezeichen gegen einen rund 200 Punkte stärkeren Gegner setzen.
 

Bei Frieder und Hermann lief es dagegen weniger optimal und verabschiedete man sich mit einem 2:2 in den Abend.

Da es aus personaltechnischen Gründen an diesem Tag kein Abendessen gab, zogen wir los und besuchten einen Italiener, wo wir recht kostengünstig Pizzen erwarben. Allerdings war bei allen Pizzen die Tomatensauce sehr versalzen und damit gerade mit Belegen wie Salami und Thunfisch nur sehr begrenzt genießbar.

NVM u16 2021.1

Wir versuchten uns danach an Badminton mit selbst mitgebrachtem Netz und Schlägern, allerdings war es bereits sehr dunkel und zu unserem Leidwesen waren die Straßenlaternen des Hotels außer Betrieb. Daher zogen wir uns zeitnah wieder auf unsere Zimmer zurück und Joa bereitete die Mannschaft auf den 1. SC Anhalt vor, gegen den wir uns durchaus Siegeschancen errechneten.

 

Die dritte Runde begann erst vielversprechend. Boris konnte dank eines üppigen Frühstücks in der Eröffnung früh einen Bauern gewinnen und stand lange etwas besser. Auch bei dem Rest kam die Vorbereitung in etwa auf das Brett. Boris übersah jedoch eine taktische Raffinesse des Gegners und sah sich plötzlich selbst mit einem Minusbauern konfrontiert. Nach einem ungünstigen Damentausch war die Stellung dann nicht mehr zu halten. Robert erkämpfte sich in einer starken Partie seinen ersten Punkt und auch Frieder einigte sich unter starkem Zeitdruck mit seinem Gegner auf Remis. Nun hing es von Joa ab, der nach eigenen Angaben die ganze Zeit besser stand, dann aber zu viel abtauschte und das Endspiel zu seinem Ärger doch nicht wie erhofft gewonnen war. So nahm er zähneknirschend das Remisangebot an, wodurch zumindest noch ein Mannschaftspunkt gesichert wurde.

Mit dem SK Johanneum Eppendorf bekamen wir erneut einen Gegner gegen den potenziell einiges möglich sein könnte. Das zeigte auch Joa, indem er die Blitzfreudigkeit seines Gegners gnadenlos ausnutzte, was ihm kurzerhand eine Figur und einen Zug später auch den Sieg einbrachte. Hermann hielt sich lange gut gegen einen deutlich stärkeren Gegner, allerdings war er im Endspiel für einen Moment unachtsam und vergaß seinen Läufer auf das richtige Feld zurückzuziehen und deswegen leider verlor. Auch bei Frieder führte ein Moment der Unachtsamkeit in Form eines Springermanövers zu einem Verlust. Boris Stellung sah lange Zeit nicht sehr angenehm aus. Er schaffte es sich jedoch daraus zu befreien und einen starken Angriff aufzubauen, welchen der Gegner mit wenig Zeit nicht viel entgegenzusetzen hatte. Somit gab es das insgesamt dritte 2:2 in Folge, was uns in der Tabelle leider nicht wirklich nach vorne brachte.

Nerviger Weise standen am Wochenende die Seminarräume der Jugendherberge nicht zur Verfügung und wir waren daher gezwungen, das Turnier in die Schule des Turnierleiters zu verlegen. Das bedeutete für uns 30 Minuten ÖPNV inklusive Fußmarsch und eine frühere Aufstehzeit. Damit kamen augenscheinlich nicht alle Mannschaftsmitglieder gleichermaßen zurecht und gewisse Kandidaten kamen erst fünf Minuten bevor wir aufbrechen wollten verschlafen im Frühstücksraum an. Die Fahrt zum Gymnasium mit U-Bahn und S-Bahn verlief trotz umständlicher Fahrkartenbestellung ohne Probleme.

Unser Gegner Borussia Lichtenberg wies einen 300 Punkte besseren Schnitt in der Startaufstellung auf und waren dementsprechend favorisiert. Joa bekam leider nicht seine 9 zügige Spezialvariante auf das Brett, jedoch zeigte er sich auch ohne diese sehr dominant und gewann verhältnismäßig schnell.



Hermann musste sich gegen Springer im Nachzug beweisen, wusste aber nicht, dass er d5 nicht mit dem Springer wiedernehmen darf und geriet daher früh unter Druck. Er hielt sich trotzdem noch sehr lange gut im Spiel aber am Ende machten sich die 450 Punkte DWZ Unterschied dann doch bemerkbar.

Auch bei Robert sah es über weite Strecken durchaus aussichtsreich aus, aber dann unterlief ihm ein Fehler und er verlor ebenfalls. Boris wollte eine Ungenauigkeit des Gegners in der Eröffnung bestrafen und opferte beherzt eine Figur – leider ohne den gewünschten Erfolg. Nach einiger Zeit gesellte sich noch eine zweite Figur hinzu. Er versuchte nun seinen Gegner über die Zeit zu "flaxxen" und tatsächlich konnte er eine Figur wieder zurückgewinnen, doch das Endspiel war verloren. Damit war die Hoffnung auf eine Überraschung begraben. Wir zogen anschließend in die Stadt und kehrten bei einem 1,5 Kilometer entfernten Dönerladen ein, der überraschend lecker war. Anschließend gingen wir den Weg wieder zurück, nur um am Gymnasium festzustellen, dass wir spielfrei hatten und so durften wir direkt wieder losmarschieren. Das war leider nicht das erste Mal, dass die Aktualität der Turnierseite zu wünschen übrigließ. Die spielfreie Zeit nutzte eine Hälfte von uns um die Stadt zu erkunden und die andere Hälfte um die Badminton Fertigkeiten zu verbessern.

Der Morgen des letzten Tages war ziemlich stressig, da wir neben einer erneuten Fahrt in das Gymnasium zusätzlich deswegen noch unsere Zimmer vor 7:45 räumen und mit dem gesamten Gepäck in die U-Bahn steigen mussten. Es verlief jedoch glücklicherweise alles nach Plan und die letzte Runde konnte beginnen. Hermann wollte als Auswechselspieler der Mannschaft etwas Gutes tun und ihnen etwas Nervennahrung vom nächsten Edeka mitbringen. Nach einer halben Stunde kam er jedoch mit leeren Händen zurück, weil er feststellen musste, dass die Läden sonntags geschlossen sind. Nach 2 Stunden ließ sich bereits Robert im Analyseraum blicken und konnte mir eine sehr starke Partie präsentieren, die ich hier den Lesern nicht vorenthalten möchte:

Einige Zeit später war auch Joa fertig und wusste erneut mit seinem Sd2 Franzosen zu überzeugen. Damit holte er insgesamt 4,5/6 und erzielte damit ein starkes Ergebnis am ersten Brett. Frieder betrat den Analyseraum mit einer frustrierten Mine, nachdem ein remis geglaubtes Turmendspiel verloren ging. Nun lag es an Baris für den ersten Mannschaftssieg des Turniers zu sorgen und er konnte überzeugen. Er erzählte stolz, wie er erst eine Figur gewonnen hatte und dann durch ein Matt in 1 seinen Gegner zum Weinen gebracht hatte. Auch für ihn war damit das Turnier ein voller Erfolg und er darf sich über einen DWZ Zuwachs von über 130 Punkten freuen. Die Meisterschaft wurde mit 7-7 Mannschaftspunkten auf dem 11. Platz beendet, die Top 10 Platzierung blieb uns wegen eines SoBerg-Punkts leider verwehrt, aber nichtsdestotrotz ist das Ergebnis nicht verkehrt.