„Wir patzen uns in die Saison ein“, resümierte ich im Lübecker Vereinsheim, als man mich zum Mannschaftskampf befragte. Mit einem 2:2 sind wir aus Scharbeutz zurückgekehrt.

Die Liga ist übrigens Doppelrunde Kreisklasse B, die Paarung war SV Strand gegen LSV X. Unsere Aufstellung im Hotel Wennhof: Martin Herrnkind, Frank Jankowiak, Jan-Henrik Plackmeyer, Andreas Richter. Zur vergangenen Saison hat Strand nur noch eine Mannschaft gemeldet. „Es sollten doch Sechsermannschaften sein. Die hätten wir nicht voll bekommen und haben nur eine Mannschaft gemeldet. Und dann sind es doch nur Vierer geworden.“ Und man fängt im Wennhof schon um 18.30 Uhr an, damit das Personal nicht über Gebühr aufs Matt warten muss.

Ich werde jetzt erst einmal über ganz andere Dinge sprechen. Vier Mann, vier Autos, kein Stau auf der Anfahrt. Trotzdem kam ich zu spät an, griff nur rasch noch einen Stift aus dem Auto, eilte und war doch schon der Mannschaftsführung enthoben, die Aufstellung stand. Strand hat neue Digitaluhren. Todschick. Die Jugend hat uns erklärt, wie man die Uhr in Gang setzt.

An der Wand schlug beharrlich eine Pendeluhr. Ich stellte mich mehrfach darunter und starrte auf Uhr und Pendel. Es gibt so schöne Filmszenen, wo die Kamera zwischen dem Gesicht des Helden und der Uhr wechselt. „High noon“ etwa. Der Held war nur noch nicht im Raum. Die Tür wurde aufgerissen – der Held!? – ein älterer Herr mit mächtigem Gehstock stand auf der Schwelle und wünschte lautstark guten Abend. Später noch ein Besucher und die beiden Gäste spielten unter „meiner“ Pendeluhr – ich wurde aus der Szene genommen. Im Kutscher nebenan gab es Fußball. Ja, am Freitagabend. „Bei uns spielt einer Tischtennis, ein anderer geht zum Handball, da fehlen uns die beiden beim Schach“, hieß es später noch von Strand. Unglaublich, dass es am Freitagabend etwas anderes außer Schach geben soll.

Frank spielte flott gegen Jan Jochims und landete so im Schwerfigurenendspiel, bald mit einem Bauern mehr. Martin wandelte herum, sein Gegner Dirk Storbeck dachte lange nach. Später zeigte sich, dass Martin nichts verlernt hatte und holte auf der Uhr auf. Im zehnten Zug rochierte Martin lang, er hatte da noch 45 Minuten auf dem Wecker. Dirk etwa eine Stunde. Das war übrigens genau der Augenblick, wo der Zeitverbrauch an Martins und an meinem Brett einmal für einen kurzen Moment synchron gewesen sind. Echt. Das fiel mir einfach auf. Ich hatte nur schon etwas 20 Züge gespielt. Andreas wiegte schüttelnd den Kopf, ich schaute, der stand schlecht gegen Melvin Daene. „Ich hab was total übersehen“, raunte er im Flur. „Zum Glück hat Melvin gleich am Anfang eine Figur für zwei Figuren gegeben. Warum, weiß ich nicht.“ Die Figuren auf dem Brett habe ich natürlich nicht gezählt. Jaaaa……

Martin wollte Remis anbieten. Warum nicht, 3einhalb reicht dicke. Ich hatte einen Punkt erreicht, wo nichts mehr sah, nichts bemerkte und schlecht nachdachte. Frank zog von dannen. Er hatte verloren, auf den letzten Metern hat ihn Jan Jochims ausgetrickst. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gerade meinen schönen Fesselungsläufer verloren und geriet in leichte Panik. Günter Schütt bot mir Remis an. Martin und Dirk einigten sich auf Unentschieden. Ich wollte kämpfen, die Uhr. Die Nerven. Die Enttäuschung. Erstes Saisonspiel. Ich willigte ein zum 2:2.