„Optisch ist es jedenfalls das schönste Turnier man kann vom Frühstückstisch das Meer und die einfahrenden Fähren sehen. Das ist einfach traumhaft.“
Was die Internationale Schiedsrichterin Sandra Schmidt
so in Verzückung versetzte, war die maritim geprägte Austragung der Vorrunde (23. – 25.05.25) zur Deutschen-Amateurmeisterschaft im Ostseebad Travemünde.
Bereits im Vorjahr war das Maritim-Hotel erstmals Austragungsstätte dieses Qualifikationsturniers und die herrliche Lage von „Lübecks schönster Tochter“ mit ihrem breiten Sandstrand und dem Urlaubsflair war allemal ein guter Grund, diesen Ort als nunmehr siebtes Event in diese beliebte Turnierserie aufzunehmen.
Der Begriff „Amateur“ rechtfertigt sich daraus, dass nur Spieler unterhalb der TWZ-Grenze von 2300 zugelassen sind und so gab es wieder 7 Ratinggruppen, wobei in der A-Gruppe Maurice Gulatz (Elo 2240) von der Schachgemeinschaft Bünde der höchst bewertete Teilnehmer war.
Der LSV war insgesamt mit 19 Vertretern dabei, was (zusammen mit den Hamburger Klubs HSK und FC St. Pauli) der höchsten Vereinsstärke entsprach. Darunter auch mehrzahlig Jugendliche und Kinder wie beispielsweise Alfred Hellenbroich, Niilo Egert oder Mavi Solar.
Doch bevor das 5-rundige Turnier startete gab es am Donnerstagabend ein Einführungs-Schmankerl in Form eines 7-rundigen Blitzturniers für das sich 92 Spieler (darunter auch einige LSVer) in die Teilnahmeliste eingetragen hatten.
Nicht ganz erfolglos aus LSV-Sicht, denn Gesamtsieger wurde mit 6,5 Punkten Tom-Linus Bosselmann!
Und auch der Berichterstatter durfte einen Anerkennungspreis entgegennehmen. Mit 5 Punkten belegte ich in meiner Rating-Gruppe den 1. Platz und wurde im Gesamtfeld 12.
Sandra Schmidt hatte als Chefin zusammen mit zahlreichen Helfern die 3 Turniertage souverän im Griff und bei ganz hartnäckigen und schwierigen Streitfällen war noch ihr belgischer Schäferhund „Bella“ einsatzbereit. Doch, soweit mir bekannt, war dessen Expertise nicht erforderlich.
Auch für eine Vitaminspritze zwischendurch (und das war im Vorjahr nicht der Fall) wurde gesorgt. Für alle Teilnehmer standen kostenlos Äpfel und Bananen zur Verfügung.
Georgios Seloudis („The big Greek“)
stand nach Partieende mit Engelsgeduld für Partieanalysen zur Verfügung, was sehr gerne in Anspruch genommen wurde.
Nicht zu vergessen und immer wieder gern gesehen die Präsentation vom Schachhaus Monika und Manfred Mädler.
Manfred ist mit seinen bald 91 Jahren überaus agil und nach wie vor ein Füllhorn von Schachanekdoten. Mögen beiden noch viele Jahre bei bester Gesundheit beschieden sein!
Als aus den Lautsprechern „One Night in Bangkock“ ertönte, wussten alle Teilnehmer, dass es Zeit wurde, sich an die Bretter zu setzen.
Aus jeder Leistungsgruppe qualifizierten sich die ersten Sieben für die Endrunde, die vom 17. – 19.07.25 im nordhessischen Bad Wildungen nach gleichem Muster ausgetragen wird – inklusive eines Blitzturnieres. Dieses aber wir als Abschlussveranstaltung durchgeführt und nicht, wie bei der Vorrunde, vorgeschaltet.
Fast 2.500 Partien wurden ausgetragen und nicht gerade selten gab es wie in jedem guten Theater zur Freude der Zuschauer Komödien, Tragödien, Irrungen und Wirrungen.
Beispielsweise jene, für die in der letzten Runde (Gr. E) vom LSV Jens Maly (Weiß) und Moritz Hirsch (SK Caissa Hermsdorf-Frohnau) verantwortlich waren.
Schwarz hatte die weiße Stellung mit einem korrekten Turm-Opfer überrannt und das Ende war schnell abzusehen. Jedenfalls für die neugierigen Kiebitze. „Matt in 3“, „Turmgewinn mit 3 Mehrbauern“ und ähnlich waren die Einschätzungen. Doch plötzlich schien der Führer der schwarzen Steine die Nerven zu verlieren, „blunderte“ sich durch das Figurenknäuel, ließ den weißen König von h1 nach c3 entkommen und so ergab sich (mit Schwarz am Zug) das folgende Stellungsbild:
Angebracht wäre jetzt so etwas wie Kc7 und möglichem Ausgleich. Stattdessen folgte ambitioniert b6 (?) und auf die Antwort Th8 war die Position des Nachziehenden aufgabereif. Drohung: Dxd7 nebst Db7 x matt. Auch nach b6xc5 wird das Ende nur kurz hinauszögen.
Doch noch bevor Moritz Hirsch die Hand rüber reichen konnte bot Jens remis an, was natürlich akzeptiert wurde. Nach der Partie befragt, meinte Jens „Für diese Leistung habe ich einfach keinen vollen Punkt verdient“.
Und wie haben die Lübecker Schachfreunde insgesamt abgeschnitten? Recht ordentlich darf man feststellen. Gleich 6 haben sich für die Endrunde qualifiziert.
Gr. A:
Justus Sommer und Tom Linus Bosselmann
Gr. C:
Hanno Hellenbroich
Gr. D:
Paul Matti Kutz
Gr. G:
Mavi Solar und Niilo Egert
Ihnen allen wünschen wir im Finale viel Erfolg. Hier stößt dann noch Levi Malinowsky als Nummer 7 zu, der sich bei der Vorrunde in Ingolstadt qualifiziert hatte.
Im Rahmen der Siegerehrung gab es für uns noch eine erfreuliche Überraschung. Lange auf Platz 2 liegend, gewann der LSV bei dieser Veranstaltung noch die Vereinswertung vor dem Hamburger SK und dem FC St. Pauli.
Maßgebend für diesen Erfolg waren ausschließlich Jugendliche, nämlich Paul Matti Kutz und Hanno Hellenbroich (hintere Reihe) Niilo Egert, Mavi Solar (vordere Reihe).
Dabei auch Monika Mädler. Das Dresdner "Schachhaus" verantwortete die Preise.
Auch 2026 wird der DSAM-Cup am Ostseestrand wieder Station machen und das (wie man hörte) bereits im März. Und es waren nicht wenige Zuschauer, die beeindruckt bekundeten „Dann bin ich auch dabei“.
Alle Ergebnisse findet man hier.
(Photos DSB - DSAM)