Das zweite Auswärtsspiel führte uns zur Kieler SG, und auch dort wollten wir nach dem zufriedenstellenden Start in der neuen Umgebung nach Möglichkeit „was mitnehmen“. Allerdings dauerte es erneut 5 Stunden, bis das Ergebnis feststand.
Der Auftakt verlief verheißungsvoll: Nachdem sich Stephan Schiebuhr (Brett 2) mit seinem Gegner am Ende eines ausgeglichenen Mittelspiels auf eine Punkteteilung geeinigt hatte, konnte Knut Kloerss (Brett 3) einen glücklichen Sieg verzeichnen. In komplizierter, sehr aussichtsreicher Stellung verlor sein Gegner (bei horrender Zeitnot) den Faden und musste nach dem Verlust einer Leichtfigur sofort die Waffen strecken.
Zu einem leichten Sieg kam Sergej Salov (Brett 8). Nach Figurenverlust in der Eröffnung hätte der Kieler kapitulieren können – stattdessen überschritt er in hoffnungsloser Stellung im 35. Zug die Zeit. An Brett 5 legte Jörg Bohner seine Eröffnung gewohnt offensiv an, stand nach dem 20.Zug seines Gegners auch auf Gewinn, verlor jedoch durch einen Fingerfehler die Partie.
Zwischen Vyacheslav Berdichevskij (Brett 1) und dem Kieler Eckart Ressler wurde zu keinem Zeitpunkt die Remisbreite überschritten. Nach gut 3,5 Stunden Spielzeit und 4 Züge vor der Zeitkontrolle einigten sich beide auf die konsequente Punkteteilung.
Eine ebenso ausgeglichene Partie lieferte sich Andreas Teska (Brett 6) mit dem Kieler Hans-Reiner Plichta. Nach Abtausch aller Schwerfiguren im Mittelspiel waren beide Spieler auch im Leichtfiguren-Endspiel auf Sicherheit bedacht, und es wurde kurz vor dem 40.Zug durch Zugwiederholung das Remis besiegelt. Einen ähnlichen Verlauf vernahm auch die Begegnung von Heiko Rickert (Brett 4). Auch hier war nach dem Tausch der letzten Schwerfigur im 33.Zug die Luft raus, und überdies konnten die jeweils verbliebenen 2 Leichtfiguren aufgrund fehlender Einbruchsfelder nichts ausrichten.
4:3 für uns der Stand vor der letzten Partie.
Ein Punkt war somit den Lübeckern sicher, die Frage blieb: Reicht es sogar für mehr? Martin Herrnkind (Brett 7) geriet nach komplexem Mittelspiel in die Defensive, die jedoch trotz horrender Zeitnot hielt. Mit nur Sekunden auf der Uhr verpasste er jedoch den die Stellung haltenden Sicherungszug und fand sich in einer verlorenen Position wieder. 2 Züge vor der Zeitkontrolle schien die Partie zudem nach einem nicht mehr abzuwehrenden Qualitätsverlust endgültig verloren. Herrnkinds Damenzug-Erwiderung (mit Dauerschachdrohung!) kippte die Bewertung jedoch zurück auf „ausgeglichen“. Nach einem weiteren scheinbar starken Angriffszug, der mit einem kräftigen Konter pariert wurde, fand sich der Kieler unerwartet wenige Züge später in einem verlorenen Endspiel wieder. Nach knapp 60 Zügen, als bei reduziertem Material nur noch Herrnkind Gewinnchancen hatte, einigten sich die erschöpften Kontrahenten auf eine Punkteteilung – 4,5:3,5 für die Lübecker.