Nachdem wir uns infolge zweier Siege gegen starke Gegner an der Tabellenspitze wiederfanden und etwas blutdurstig wurden, war es nur eine Frage der Zeit bis wir einen ersten Dämpfer bekommen würden. Unser Gegner war die fünfte Mannschaft aus Kiel und bereits früh war klar, dass wir ohne unseren Spitzenspieler Tom antreten mussten, was die Wahrscheinlichkeiten für einen Sieg nicht unwesentlich beeinträchtitgte.
Mit James konnten wir jedoch schnell einen Ersatz finden um alle Bretter zu füllen. Leider fiel Benjamin krankheitsbedingt kurzfristig aus. Die Meldeliste gab keinen Joker mehr her und wir gaben das erste Brett kampflos auf. Damit wurde das erste Strafgeld für ein frei gelassenes Brett dieser Mannschaft fällig und die weiße Weste aus der Vorsaison ließ sich damit leider nicht verteidigen. Auf dem Weg zum Hotel sprang meine Fahrradkette gleich vier Mal raus, sodass ich gehetzt gerade noch zum Anpfiff um 10:00 Uhr ankam. Ein Blick auf die Spielberichtskarte zeigte, dass wir nominell leicht favorisiert waren und vor allem an den hinteren Brettern gute Chancen hatten.
Nachdem mein Gegner und ich beide nicht mehr in der Theorie waren und länger nachdenken mussten, hatte ich Zeit die anderen Bretter zu betrachten. Allerdings gab es wenig Hinweise auf potenzielle Ergebnisse, außer dass Paul ganz gut stand und die Springer von Helenes Gegner etwas verirrt wirkten. Beim nächsten Blick verschwand plötzlich bei Paul auf wundersame Weise seine Dame und kurz darauf wurden sich dort die Hände gereicht. Kurz darauf geschah selbiges an Brett allerdings wurde sich hier auf eine frühe Punkteteilung geeinigt, wodurch Hanno die Aufgabe übernahm, die eigentlich mir zugedacht war. 0,5-2,5 war demnach der Rückstand nach 1,5 Stunden. Helene gelang es schließlich nach diversen frechen Rettungsversuchen des Gegners beide Springer zu fangen und wenig später durch eine schöne Taktik auch die Partie gewinnen. In den nächsten zwei Stunden wurde verbissen auf beiden Seiten gekämpft ohne dass es zu Ergebnismeldungen kam.
An Brett 3 und 8 waren die Stellungen unklar,, während ich recht zuversichtlich angesichts meiner Stellung war. Allerdings sah die Stellung von Hoffnungsträger Ruben nicht so hoffnungsvoll aus, wie ich es erhofft hatte. Seine Zeit und seine Körpersprache bestätigten das. Nach einer Unachtsamkeit seines Gegners richtete sich Ruben jedoch sowohl mental als auch körperlich auf und bestrafte den Fehler erbarmungslos.
Das war der Ausgleich.
Kurz darauf streckte auch mein Gegner die Waffen nieder, da das Matt nicht mehr zu verhindern war.
Somit hatten wir das Spiel gedreht - zumindest kurzfristig. Nach vier Stunden Spielzeit betrat Rouven etwas niedergeschlagen das von Lübeck annektierte Lesezimmer. Seinem Gegner war es gelungen, nach langem ausgeglichenem Spiel in Rouvens Stellung einzudringen und den vollen Punkt mitzunehmen.
Nun lag die Entscheidung über Sieg und Niederlage in den Händen von James. Er hatte ein Turmendspiel mit gleicher Bauernanzahl auf dem Brett. Vermutlich ein Spiel auf drei Ergebnisse. Schließlich entschied er sich für die sichere Variante und bot seinem Gegner die Punkteteilung an, welche auch angenommen wurde. Somit 4:4 Entstand. Die Gemüter waren angesichts dieses Ergebnisses gespalten, es war jedoch für beide Seiten vertretbar denke ich. Tatsächlich konnten wir unseren Spitzenplatz in der Liga halten – sogar mit einem Mannschaftspunkt Vorsprung. Das erste Drittel ist damit geschafft und man darf anmerken, dass wir uns deutlich besser geschlagen haben, als uns anfangs zugetraut wurde. Im neuen Jahr wird sich zeigen wie die Reise weitergeht.