Die erstmals in Lübeck-Travemünde ausgetragene Deutsche-Amateurmeisterschaft (DSAM) im Schach ist schon wieder (junge) Geschichte.
Ullrich hat auf dieser Seite bereits eine Milieu-Schilderung veröffentlicht und dabei die Turnieratmosphäre treffend wiedergegeben.
Bleibt noch, an dieser Stelle auf sportliche Erfolge und Misserfolge, speziell aus Lübecker Sicht, einzugehen.
Vom LSV waren insgesamt 17 Spieler am Start, die mit Ausnahme der Gruppe C in allen Leistungskategorien präsent waren. Leider am Ende doch nur 17, denn die Anmeldeliste war zunächst ungleich größer. Doch nach und nach meldeten sich, aus welchen Gründen auch immer, einige wieder ab.
Einerseits schade, andererseits bekamen etliche Nachrücker die Chance doch noch in das Turnier einzusteigen.
In dieser LSV-Truppe gab es eine weite Spannweite von Theo Frerich (8 Jahre) bis zum Berichterstatter (80 Jahre). Theo gehörte dabei sicher zu den Jüngsten (vielleicht sogar der jüngste). Ob es ältere Teilnehmer als mich gab, habe ich nicht weiter untersucht. Das Ergebnis hätte möglicherweise deprimierend gewirkt.
In der „Königsklasse“ der Gruppe A war der LSV durch Tom Linus Bosselmann und Steffen Neutsch vertreten. Tom holte aus den 5 Runden 2,5 Punkte und Steffen einen halben Zähler weniger. Das Kuriosum aber war, dass beide exakt ihren Startranglistenplatz (12 bzw. 19) einspielten. Punktlandung
Einziger LSVer in der Gruppe B war Oliver Kaeding,
der nach jahrzehntelanger Schachpause eigentlich lieber in einer tieferen Gruppe gestartet wäre. Er war in der Teilnehmerliste auch weit unten (69 von 78) gelistet.
Kanonenfutter? Keineswegs! Mit einer Erfolgsquote von 50 % überraschte er nicht zuletzt sich selbst. Insbesondere sein Schwarz-Sieg über den (künftigen) Oberligaspieler Hartmut Porth (SV Bargteheide, Elo 2041) ließ aufhorchen.
Manchmal hilft auch der Gegner. In der letzten Runde hatte Oliver ein Turmendspiel mit (zunächst) einem Mehrbauern auf dem Brett. Letzterer wurde aber zumindest durch seinen rückständigen Bauern auf c6 kompensiert.
Von einer Punkteteilung wollte sein Gegner nichts wissen und so entstand nach 63 Zügen mit Schwarz am Zug folgende Stellung:
Nach 63. … a4 wäre es für Weiß angebracht gewesen, seinen Turm zu aktivieren, um den Freibauern abzufangen. Stattdessen folgte 64. Kc4 a3, 65. Kxb5 (?) a2 sah er das Dilemma. Der Bauer ist nicht mehr aufzuhalten.
Weiter ging es mit
66. Td8 a1D
67. Tg8 Kf5
68. Kxb6 Kb5
69. Tg5 Kd6
70. Tg6+ Kxd5
71. Tg5 Ke6
72. Tg6+ Kf5
73. Tg4 Dd1
Plan: Dame gegen Turm opfern und der h-Bauer entscheidet. Andererseits hat der wT auf der g-Linie keine Perspektive (Tg7/Dd4+; Tg8/Db3+) und so kam nach 74. Txh4 Dd8 + und 0:1.
In den beiden Folgegruppen waren die überzeugendsten LSV-Resultate vorzuweisen.
Da war zunächst in der Gruppe D Rouven-Peer Trede, der 4 Punkte einstrich und damit nur knapp das Treppchen verfehlte, das 3 Spieler mit je 4,5 Punkte besetzten. Herzlichen Glückwunsch an Rouven-Peer, der damit das Ticket für die Endrunde einlöste.
Auch stark zwei Jugendliche. Zum einen James O´Connor, der seit etwa 1 Jahr im LSV aktiv spielt, mit 3 Punkten auf Rang 17 und der U-12-Spieler Paul Matti Kutz, der 2,5 Zähler (Platz 47) einstrich. Mit 2 Punkten konnte ich mein Leistungsziel von 50 % (mindestens) knapp unterbieten.
Wie Rouven-Peer Trede in Gr. D wusste Wolfgang Schwerdtfeger in Gruppe E zu überzeugen. 3-mal gewonnen und 2-mal Remis. 4 Punkte, Platz 5 und Qualifikation zur Endrunde. Auch ihm gebühren unsere Glückwünsche.
Auch Tristan Lindenberg (Platz 15) und Jens Peter Maly dürften nicht unzufrieden die Heimreise angetreten haben. Keine Partie verloren und mit 3,5 (Tristan) und 3 (Jens) Punkten ein sehr respektables Ergebnis abgeliefert.
In der Gruppe F wurde ebenso leidenschaftlich um Punkte gekämpft, wie in den anderen Gruppen auch. Am besten (aus LSV-Perspektive) machte es Michael Holst. Mit friedfertigen Partieausgängen hatte er es nicht so. 3-mal gewonnen. 2-mal verloren. Platz 19.
Auf Platz 28 kam Yannick Heimann ins Ziel, der auf 2,5 Punkte kam. Matthias Holand acht Ränge dahinter 2 Zähler. Andrea Schnell haderte etwas mit ihrem Spiel. Manch gute Stellung wurde etwas leichtfertig vergeben. Da hat sie aber keinen Alleinstellungsrang. So wurde es immerhin ein Remis aus vier Spielen, da sie in der Schlussrunde verhindert war.
Bleibt noch die Gruppe G. Von den 3 Lübeckern holte der erst 8-jährige Theo Frerich mit 2 Gewinnpartien die beste Platzierung (Platz 49). Auch die Familie Bosselmann war fast komplett in Travemünde dabei. Nur Mutter Kerstin fehlte. Vater Jürgen und die 13-jährige Tochter Zoe (Bruder Tom Linus spielte ja Gr. A) holten 2 (Jürgen, Pl. 53) und 1 Punkt (Zoe, Pl. 70). Alle hatten viel Spaß und Zoe bekam für ihre Teilnahme noch eine spezielle Bühnenehrung. Vielleicht ein Ansporn für künftige Aktivitäten!
Das war es also. Ein vergnügliches und durchaus erfolgreiches Schachwochenende ging am Sonntag-Nachmittag zu Ende. Und was gab es noch?
Ja, natürlich. Da war dem Turnier vorgeschaltet am Donnerstagabend noch ein großes Blitzturnier mit etwa 70 Teilnehmern. Dieses gewann mit 100 % (7 Punkte) Lennart Meyerling vom Hamburger SK; aber gleich dahinter Tom Linus Bosselmann, der nur gegen den Gesamtsieger verlor, sonst aber nur als Sieger vom Brett ging. Auch Tristan Lindenberg legte in dem starken Feld eine beeindruckende Leistung ab. Er kam mit 4 Punkten auf Rang 19 ein und war mit diesem Resultat zugleich Sieger der Wertungsgruppe bis Elo 1600.
Noch etwas anderes sollte auch nicht unterschlagen werden. Die Travemünder DSAM-Ausgabe hatte nämlich neben Siegern und Platzierten noch eine weitere Wertung, nämlich die Vereinswertung und hier holte der LSV hinter dem Hamburger SK und vor dem FC St. Pauli den zweiten Platz.
Übrigens, auf der DSAM Turnierseite findet man auch jede Menge Fotos.
Etwas sehr im Schatten der Travemünder Ereignisse stand am vergangenen Freitag-Abend das 7. LSV-Schnellturniers dieses Halbjahres. Wertungssieger wurde Thilo Koop vor Christoph Stäblein.
Diese Schnellturnierserie wird am kommenden Freitag mit der achten Ausgabe fortgesetzt. Jetzt ohne erdrückende DSAM-Konkurrenz. Beginn um 20.00 Uhr und Christoph Stäblein wird 1 Stunde zuvor wieder sein Anfängertraining anbieten.