Vom 12.11. bis zum 25.11.24 finden dieses Jahr die Jugendweltmeisterschaften (U14, U16, U18) für Mädchen und Jungen im italienischen Montesilvano statt. Die deutsche Delegation besteht aus insgesamt 20 Spielern und Spielerinnen, wobei aus schleswig-holsteinischer Sicht in der U14 Justus und Levi und in der gU16 Katerina Bräutigam dabei sind.
Ein Reisebericht
Für Justus und mich ging es am 12.11. ziemlich früh los. Wir fuhren mit der Bahn zum Flughafen Hamburg. Man ist ja skeptisch, aber das kleine Abenteuer mit der DB hat gut geklappt und wir konnten sehr rechtzeitig unsere Koffer aufgeben. Als Anreiseoptionen gab es drei Möglichkeiten: Über Bologna, Pescara oder Rom. Wir hatten uns entschieden über Rom anzureisen, da die Lufthansa eine Verbindung über München in 3.5 Stunden anbietet und die dann noch zu fahrende Strecke annehmbar ist. Blieb noch die Frage wie die Weiterfahrt organisiert wird. Der vom Veranstalter angebotene Bus fuhr recht lange und war mit 100€ p.P. auch wahrlich kein Schnäppchen. Wir hatten deshalb im Vorfeld mit Levi und seinen Eltern eine Mietwagenfahrgemeinschaft "gegründet". Die Anreise war also geplant und müßte nur noch gemacht werden. Es ging dann auch pünktlich von Hamburg erstmal mit dem Flugzeug weiter. Die Fluggesellschaft hat an diesem Tage gute Arbeit geleistet und uns sogar 30 Minuten zu früh nach Rom gebracht. Rom empfing uns dann sehr angenehm mit Sonne und milden Temperaturen. Der Weg zum Mietwagen war dann etwas verwirrend, aber gemeinsam ist man stark und so fanden wir im Parkhaus unser Gefährt. Die Entgegennahme des Mietwagenschlüssels, aus einem Automaten der wie ein Kaffeeautomat aussieht, ist dann aber doch gewöhnungsbedürftig. Bevor wir losfahren konnten mußten wir aber noch das Puzzle lösen wie wir 5 Personen und 5 Koffer in einen FIAT 500L bekommen sollten, aber was soll ich sagen, das Auto ist ein kleines Raumwunder. Die Fahrt konnte also losgehen, vom Flughafen Rom (etwa auf Meereshöhe) durch die Abruzzen (höchster Berg 2912m) und wieder zurück auf Meereshöhe nach
Montesilvano, also einmal quer durch den italienischen Stiefel. Nachdem wir Rom umrundet hatten und in die Berg fuhren, wurde es dann recht schnell dunkel und leider fing es dann auch noch an zu regnen. Die Autobahn durch die Berge mit einigen ziemlich steilen Abschnitten stellte unser vollbeladenes Auto durchaus vor eine Aufgabe, aber nach etwa 2.5 Stunden erreichten wir unser Ziel.
Das Hotel war dann auf den ersten Blick doch unter der Erwartung. Die Klimaanlage funktionierte bei uns in der ersten Nacht nicht richtig und bei 4 Grad Aussentemperatur wurde es im Zimmer empfindlich kalt, zumal es ja in Italien keine Bettlacken nach deutschem Vorbild gibt. In der zweiten Nacht war es dann aber schon deutlich besser, zumal auch die Temperaturen tagsüber deutlich stiegen und man bei etwa 20 Grad
am Strand spazieren kann, wenn man nicht gerade Schach spielt. Was wirklich von Anfang an wirklich gut war, ist die Verpflegung. Es gibt nicht nur reichlich, sondern auch sehr leckeres italienischen Essen. Einzig Pizza wurde bis jetzt noch nicht angeboten, aber es kommt ja noch ein spielfreier Tag an dem wir sicher eine Pizzeria besuchen werden.
Die Rahmenbedingungen für eine gute WM sind also nicht schlecht und die erste Runde konnte kommen. Das schöne an internationalen Meisterschaften sind ja die vielen Nationen auf die man am Brett treffen kann. In der U14 treten hier 150 Spieler aus 80 Nationen an. Justus traf in Runde 1 auf einen Spieler aus Malta (Leonardo Zangrilli). Die Vorbereitung auf diese Partien ist dann häufig nicht einfach, weil viele Spieler antreten die nur wenige ausgewertete Turniere aufweisen. Justus konnte diese Partie mit den weißen Figuren gewinnen. Neben dem ersten Punkte brachte dieser Sieg ihn dann aber auch
für die zweite Runde an das 10. Brett und damit an ein Livebrett. Hier werden die ersten 37 Bretter jeder Alterklasse übertragen, was natürlich besonders für die Begleitpersonen interessant ist, denn der Spielsaal ist absolut tabu und nur die Spieler sowie die jeweilige Delegationsleitung dürfen in den Saal. Das bedeutet dann auch für alle Spieler jeden Tag eine Sicherheitskontrolle wie am Flugplatz. Allerdings gibt es nur zwei Scanner, so daß es bei 700 Personen auch zugeht wie am Flughafen.
Es wird in einem kleinen Kongresszentrum gespielt, welches interessanterweise nach dem Schauspieler Dean Martin benannt ist. Hätte ich so nicht erwartet, aber die Stadt ist zurecht stolz auf diesen Namen, da der Vater von Dean Martin einst aus Montesilvano in die USA auswanderte. Der Spielsaal selbst ist gut geeignet, da es ausreichend Platz zwischen den Tischen gibt.
Zurück zum Schach, in Runde 2 ging es dann gegen die Nr. 13 der Setzliste, FM Zi Han Goh aus Singapore. Justus erspielte sich einige Möglichkeiten und Vorteile, aber letztlich setzte sich der Favorit hier durch. Damit war das Livebrett dann leider erstmal wieder futsch. Der nächste Gegner stammte aus Australien (Jeeva Praveen) und mußte Justus den ganzen Punkt überlassen. Also wieder Livebrett!
FM Alex Villa Tornero (Setzplatz 5) wurde Justus zugelost. Es wurde ein sehr langer und harter Kampf, den beide gewinnen wollten, und an der einen oder anderen Stelle auch jeweils hätten entscheiden können, letztlich standen aber tatsächlich nur noch die beiden Könige auf dem Brett und das Remis war fix.
In der folgenden Runde war es der Österreicher FM Peter Balint gegen den Justus spielen mußte. Auch hier kam es zu einem sehr langen positionellen Match mit leichten Vorteilen hier wie dort, aber beide konnten keinen entscheidenden Vorteil daraus ziehen, so daß eine Punkteteilung vereinbart wurde.
Justus steht also am Ende der 5. Runde mit 3/5 ganz gut im Turnier. Der Gegner in Runde 6 stammt dann aus Kirgistan CM Emir Sharshenbekov. Anschließend wird es einen Tag Turnierpause geben, ein wenig Erholung und etwas Zeit die schöne Gegend zu erkunden. In der nächsten Woche warten dann nochmal fünf Partien. Wie ist der Stand bei den beiden anderen Schlewig-Holsteinern? Levi und Katerina stehen ebenfalls bei 3/5 und vieles ist noch möglich.
Viele Grüße aus Montesilvano und Daumen drücken nicht vergessen