Wittstock ist eine Kleinstadt in Brandenburg südlich von der Mecklenburgischen Seenplatte im Ostpriegnitzkreis.
Zum 9 Mal wurde hier ein Open veranstaltet, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Etwa 15 km entfernt liegt Heiligengrabe und dort im OT Blumenthal steht Deutschlands höchster hölzerner Aussichtsturm, der für das Turnier „Ran an den Turm – in Blumenthal“ namensgebend war.
2013 wurde das Turnier ins Leben gerufen und ging bis 2019. Dann kam Corona. 2021 wurde es als 8. Auflage wieder durchgeführt und 2022 (immer noch Corona) abgesagt.
Bei der Ausgabe von 2021 war der LSV mit gleich 17 (!) Spielern, überwiegend Kindern und Jugendlichen) dabei.
Jetzt 2023 (27.- 29.05.) konnte das Turnier „wieder maskenfrei“ durchgeführt werden. Die Zahl von 17 konnte zwar diesmal nicht erreicht werden (was sicher auch an der zeitgleichen DJEM lag), aber immerhin waren mit Daniel Harting-Maas, Kolja Maas, Celina und Lars Malinowsky, Jens Maly und dem Berichtverfasser sechs LSVer dabei,
Gespielt wurde in 6 DWZ-Leistungsgruppen (A – F), die 232 Spieler aufnahmen. Es gab allerdings im Gegensatz zu 2021 kein Masters und auch weniger „Topspieler“. 2021 waren immerhin 4 GM und 2 IM dabei. Dieses Jahr beschränkte es sich „nur“ auf GM Raj Tischbierek (TSG Oberschöneweide) und IM Dr. Manfred Glienke (SC Kreuzberg).
90 Minuten für 30 Züge + 15 Minuten für den Rest + 30sec pro Zug standen den Teilnehmern zur Verfügung – also erstmals auch mit Inkrement. Und noch eine Premiere gab es: erstmals wurde das Turnier an 3 Tagen (Pfingsttagen) ausgetragen.
Am Freitag machten Jens und ich uns auf die Autobahnen nach Wittstock, meldeten uns an und fanden unsere Übernachtung
im ländlichen Ort Berlinchen, etwa 10 KM von Wittstock entfernt.
Schauen wir, wie es gelaufen ist:
Zunächst aber die Eröffnungszeremonie.
Gruppe A (ab DWZ 2000)
Mutig hatte sich hier Kolja
angemeldet und belegte in der Startrangliste Platz 25/27. Doch seine Wahl konnte er mit 2,5 Punkten rechtfertigen. in der letzten Runde besiegte er Stefan Kosanke (Agon Neumünster) und landete am Ende auf Rang 16.
Angeführt wurde diese Gruppe von GM Raj Tischbierek, doch der Gesamtsieg ging an FM Johannes Tschernatsch (SC Empor Potsdam).
Gruppe B (DWZ 1750 – 1999)
In dieser Gruppe gingen Celina (32/32)
und ich
(30/32) an den Start. Schaut man sich diese Einordnung an, so war von uns beiden theoretisch wenig zu erwarten. Was mich betrifft, so konnte ich diese Einschätzung auch ziemlich gut umsetzen. Nach drei Niederlagen en suite hatte ich mich innerlich auch schon damit abgefunden, mit einem lupenreinen 0 aus 5 nach Hause zu fahren; zumal das Verhängnis wollte, dass ich in Runde 3 den Zetzplatzzweiten als Gegner zugelost bekam. Doch das Schicksal, bzw. mein Gegner aus Runde 4 meinte es gnädig…
Angeführt wurde die Gr. B von Henry Oelmann (SF Siemensstadt).
In der letzten Runde ein Wechselbad der Gefühle. (Fast) Gewinnstellung, dann Tot-Remis, dann Läuferspieß – Ende. Mit 1/5 belegte ich schließlich genau den Setzlistenplatz. Immerhin, verschlechtert habe ich mich nicht. Zu meiner „Entschuldigung“ muss ich allerdings anmerken, dass meine Teilnahme in Gr. B eher ein Versehen war. 2021 trat ich in Gr. C an und das sollte auch in diesem Jahr so sein. Bei der Anmeldung muss ich wohl an eine falsche Taste gekommen sein.
Völlig gegensätzlich präsentierte sich hingegen Celina. Unglaublich. mit 4 (!) Punkten aus 5 Runden schoss sie geradezu raketenartig vom letzten Setzplatz nach oben und fand sich mit drei weiteren Spielern hinter Carsten Schmidt (SK Caissa Hermsdorf-Frohnau) auf dem geteilten Platz wieder. Leider hatte sie von dem Trio die schlechteste Zweitwertung aufzuweisen und belegte so in der Schlussabrechnung Rang 4. Ein tolles Ergebnis, was uns (und vor allem sicher ihren mitspielenden Vater) zu Recht stolz machte.
Hier Celina Tisch 1 in der letzen Runde.
Zwei ihrer Partien möchte ich gerne hier darbieten.
Damit nicht genug. In der ausgelobten Frauenwertung nahm Celina auch noch den Preis für Platz 2 (hinter WIM Constanze Jahn Post SV Grimmitschau) in Empfang.
....und noch einige Eidrücke:
Gr. C (DWZ 1500 – 1749)
Für diese Gruppe hatte sich Jens
entschieden. Es war mit 52 Anmeldungen die umfangreichste Gruppe. Jens war auf Rang 46 platziert, konnte diese Einordung aber leicht Lügen strafen. Mit 50 % und letztlich Platz 25 lieferte er ein respektables Ergebnis ab. Drei Punkteteilungen standen ein Sieg und eine Niederlage gegenüber.
Etwas kurios sein Gewinn in Runde 3, wo der Gegner wohl unbedingt den Punkt wollte, mehrfach das Remis verschmähte und zum Schluss mit leeren Händen da stand.
Jens Maly – Anton Pflug (Schachzwerge Magdeburg)
Nach 40 Zügen ergab sich das folgende Stellungsbild.
Schwarz hatte auf d5 einen ganzen Turm geopfert, um Weiß jetzt mittels Tf2 und Dh2 matt zu setzen.
Allein…(mit Anmerkungen von Jens):
Gr. D (DWZ 1250 – 1499)
Celinas Vater Lars
hatte sich für diese Gruppe entschieden, die auf Listenplatz 1 den Neumünsteraner Henning Christiansen vorsah und unter 46 war Rang 18 seine Einordnung. Auf sein Konto kamen schließlich satte 3,5 Punkte und damit verbesserte er sich um 9 Plätze auf Rang 9. Lars machte einen sehr zufriedenen Eindruck und ich denke, zu Recht. Sieger dieser Gruppe wurde Ferdinand Pflugk (SF Berlin)
Gr. E (DWZ 1000 – 1249)
Noch ein Vater aus der LSV-Truppe. Hier spielte Daniel,
also der von Kolja. Daniel blieb (ähnlich wie ich. ähem…) im Rahmen seiner Einordnung (19/28. Seine 2 Punkte brachte ihm eine Platzierung, die er mit 7 weiteren Spielern (17-24) teilte. Nach Wertung Platz 23.
Übrigens, Svenja Henrike Horn (SG Eintracht Neubrandenburg) war Erste der Setzliste und am Ende auch Erste dieser Gruppe. Sie war damit die einzige in dem Turnier, die ihrer Favoriteneinschätzung voll gerecht wurde.
Das war es also. Pfingstmontag war das Turnier zu Ende und wir alle fuhren (eigentlich fast durchweg zufrieden) zurück.
Es waren einige schöne Tage im ostpriegnitzer Land. Man hatte Gelegenheit, sich die Stadt anzusehen...
und es gab auch einen sehr guten Italiener („La Torre“), der in diesen Tagen nicht nur von der Lübecker Truppe heimgesucht wurde.
Alle Ergebnisse kann man hier nachlesen, wo es auch ein sehr schönes Video aus 2021 gibt. Oder unter chess results
Fotos: Lars Malinowsky, Jens Maly und Berichterstatter.
Noch eine Anmerkung am Rande des Schachgeschehens. Am Tag vor dem Turnier war auf dem Marktplatz ein Stadtfest mit Musik, Bier und Grillbuden. Auf diesem sprach Jens eine Dame an, von der er meinte, sie schon mal im Fernsehen gesehen zu haben. Das war ein Film über das in Wittstock 1968 gegründete Obertikotagenwerk „Ernst Lück“ mit 2800 Beschäftigten und dessen spätere Abwicklung von der Treuhand. Eine dieser Arbeiterinnen aus der Dokumentation glaubte Jens auf dem Stadtfest erkannt zu haben – und er hatte Recht! Ein erstaunliches Personengedächtnis.
Ich denke, 2024 sieht man sich wieder und vielleicht in noch größerer Zahl, denn die ersten 3 Plätze der Vereinswertung wurden knapp verpasst.