Raider heißt jetzt Twix

Wie mit so vielen Dingen im Leben ist es auch beim Schach: Die ständige Frage “Warum mache ich das eigentlich so?” Der Spielabend in der Kreisliga B Ost war voll von solchen Augenblicken.

Allein schon die “Kreisliga B Ost”. Die Wochenliga, die über all die Jahre immer die Bezirksliga B Ost gewesen ist. Der Grund für die Umbennung ist nicht ganz klar. Wir haben bei der Begrüßung des Schwartauer Mannschaftsführers Michael Bielfeldt lose gefragt, ob er einen Grund dafür kennt. Das sei wohl erfolgt, weil es die “Bezirksliga B Ost” ohnehin nie gegeben habe. All die Siege, die Meisterschaften, all die Freude und das Leid - alles annulliert. Illegal. Schade.

 

Beide Mannschaften mussten kurz vor Beginn noch einen Spieler austauschen - wegen Krankheit. Auch so eine neuere Entwicklung, was es früher nicht gab.

Ich blickte nach einiger Zeit auf das Nebenbrett - Martin Herrnkind gegen Michael Bielfeldt. Martin mit einer ganzen Stunde “Vorsprung” - nicht Vorteil -  auf dem Wecker. Michaels 1.40 gegen Martins 0:40. Nur zur Info: Wir spielen hier zwei Stunden für 40 Züge plus 30 Minuten für den Rest. Ich glaube, es waren rund acht Züge gespielt. Martin sagt später, er habe seinen Anzugsvorteil verspielt und war auf der Suche nach Ausgleich. Ich schätze mal, rund eine halbe Stunde später wurde die Partie Remis gegeben. Was ich daran so bemerkenswert fand: Das gelingt mir nicht, eine Stunde nachzudenken. Ich starre eher stumpf auf das Brett und schleudere dann irgendetwas aus dem Handgelenk hin. Sieht gut aus. Aber Martin schafft es, mehr als einen Halbzug gedanklich zu bewegen. Hat er früher schon gekonnt, kann er nun immer noch.

Das ist hier vielleicht auch der passende Augenblick, auf das Endergebnis einzugehen. Der Kampf endete 3:3. Bei einem Unentschieden haben beide gewonnen.

Eigentlich latsche ich während meiner Partie immer durch die Reihen, ich kann nicht gut stillsitzen. Das war diesmal anders. Wie gesagt, ein stumpfes Starren. Das verkompliziert es, den Wunsch von Ede nach einem Spielbericht zu erfüllen. Ich versuch es trotzdem. Aber, lieber Freund, ich bin in Eile, daher schreibe ich lang.

Ich kann also gar nicht so viel über die anderen Spiele sagen. Ullrich Krause konnte das um so mehr. Der Schachpräsident war auch vor Ort als Begleitung und sah sich so manchen kruden Zug mit an. Und so kommt auch von ihm die Bemerkung zum Spiel Felix Pulter gegen unseren Wolfgang Schwertfeger. Der jugendliche Pulter opferte eine Qualität auf Position. “Ungewöhnlich. Ob es gut ist, weiß ich auch nicht, aber dass er das gemacht ist, ist bemerkenswert in dem Alter.” Ich glaube, am Ende war die ganze Partie wohl auch recht stark gespielt, Pulter strich den Punkt verdient ein.

Zu dem Zeitpunkt führten wir mit 2,5-0,5. Nicole Freytag gewann klar gegen Bernd Möller. Fast alle Figuren noch auf dem Brett, trotzdem sah die Stellung luftig aus. Als ob es zehn Reihen und Linen auf dem Brett gab. Irgendwann ging es taktisch zu Ende. Horst Radünz hatte zwei Bauern gegen Jens Hollatz erobert und brachte vermutlich einen davon durch. Ich hab es nicht gesehen. Als Pulter auf 1,5-2,5 verkürzt hatte, war Ullrich schon weg. Wenn er nicht durch die Gegend geschlendert war, las er in einem Schachbuch über Turmendspiele. Das hätte ich ganz gut gebrauchen können. Ich hatte einen Mehrbauern im Dame-Turm-Endspiel und gleich darauf im Turmendspiel. Ich glaube, ich hatte mindestens dreimal eine Gewinnstellung, einmal bestimmt war es mich verloren. Und zwischendurch spielte ich ein paar stumpfe Daddelzüge, denn das Spiel zwischen Knut Gaebert und Eryk Janiak war zu dem Zeitpunkt für uns gewonnen nach der Zeitkontrolle. Aber gelegentlich soll man doch einmal auf das Brett sehen - und wenn nicht, sollte man zu verlieren wissen.

Bei einem Sieg für uns an dem Brett hätte ich gleich Remis angeboten und Georg Berner hätte es vermutlich auch akzeptiert. Er hatte mich zwischendurch schon gefragt, ob ich auf Sieg spielen wollte. Also musste ich meine Bemühungen noch mal intensivieren. Aber ich blieb stumpf im Denken, dafür stark im Sitzen.

Und ich hätte das Endspielbuch gebraucht. Turmendspiel, drei Bauern jeweils auf dem Königsflügel, weißer und schwarzer d-Bauer, schwarzer a-.Bauern. Ich gab den a-Bauern für den weißen d-Bauern. Ich hätte Anton wohl behalten sollen (war kein Problem) und mich mit dem König dem weißen d-Bauern nähern sollen. War nicht unmöglich, mein Turm hätte als Deckungsfigur weniger passiv gestanden als der weiße Turm.

In meiner unachtsamen Phase verlor ich den h-Bauern. Gleichstand an Material. Georg wurde unaufmerksam und musste einen Bauern geben, um seinen Turm zu befreien. Ich hab wieder einen Mehrbauern, diesmal auf der h-Linie. Obendrein läuft mein d-Bauer vom Turm unterstützt bis d2, dort wird er vom weißen Turm blockiert. Wieder fehlt mir das Endspielbuch.

Letztendlich mündet das Spiel Weiß Kh3, Td2 und Schwarz Ke6, Tf5, Bg6. Und ich biete Remis an. Beide Spieler haben noch rund fünf Minuten. Ist das Remis? Ich hätte es vielleicht versuchen sollen. Immerhin habe ich einen Bauern mehr. Und wenn Remis - das hätte ich auch vor rund 1,5 Stunden abmachen können. Oder noch früher. Warum also mache ich das  alles so wie ich es tue? Wahrscheinlich, weil sich einfach nix ändert.

Unser nächstes Spiel ist am 2. Dezember im LSV. Gast ist SC Fehmarn.