Wie die Zeit vergeht...

Mir steht noch sehr deutlich vor Augen, wie wir vor etwa 2 Jahren gegen Mölln spielten. Wir waren Tabellenführer in der VBL B und wollten diese Führung auch behalten. Das war für mich wichtig. Aber in den Wochen davor war etwas anderes wichtiger geworden. Wegen des Beginns der Corona-Verbreitung auch in Europa standen Maßnahmen bereits zur Diskussion. Beim Schach gab es erst einmal den Ratschlag, sich nicht mehr per Handschlag zu begrüßen. Nach diesem Punktspiel waren wir kein Tabellenführer mehr, die Saison wurde abgebrochen, der Rest ist Geschichte. Das Schöne ist, dass es heute weiter ging. 

Ich habe heute nicht mitgespielt. Nicht weil ich damals schmählich verloren habe, sondern weil es eventuell kurzfristig erforderlich war, noch einen Spieler nach oben abzugeben. Da war ich dann die Reserve, die aber zum Glück auch nicht spielen mußte, da ich gerade nicht besonders fit bin. Um 10:00 Uhr MESZ waren auch alle da, wenn man einigen auch anmerkte, dass die Nacht eine Stunde kürzer war. 

Mölln wie immer in Bestbesetzung. Nach etwa 2 Stunden versuchte ich eine Einschätzung, das sah gar nicht gut aus. An Brett 8 spielte Knut mit Weiß eine saubere positionelle Partie und stand einfach besser. An Brett 7 hatte Reiner zugelassen, dass sein Gegner einen Freibauern auf dem Damenflügel bekam, den ich als sehr stark einschätzte. Axel an Brett 6 hatte sich ganz überraschend von einem unserer Bilder im Vereinsheim zu 1. b4 hinreißen lassen und stand mit einem Springer gegen 2 Bauern sehr gut. Samuel mußte in einem Königsinder einen Abtausch der schwarzfeldrigen Läufer hinnehmen, Weiß rochierte lang, da konnte alles passieren. Bei Jens an Brett 4 war eigentlich nicht so viel los, aber plötzlich hatte er einen Bauern weniger und eine schreckliche Stellung dazu. Bei Horst stand auch ein Königsinder auf dem Brett und auch hier konnte alles passieren. Erst an Brett 2 bei Alexandra konnte ich wieder etwas entspannen, in einem Spanier hatte sie alles unter Kontrolle, wenn auch aus meiner Sicht kein großes Potential, nach vorne zu spielen. Hartmut an Brett 1 beharkte sich mit Wolfgang Krüger, da wurde sich erst einmal sicher aufgebaut.     

Axel verwandelte als erster.

Kurz darauf begegnete ich Knut auf dem Flur und er fragte: “Warum spielt die Jugend eigentlich Schach, als gäbe es kein Morgen mehr?“ Mir entgleisten die Gesichtszüge, da ich davon ausging, dass er sich meinte und seine gute Stellung weggeworfen hätte. Er sprach allerdings von seinem (geringfügig) jüngeren Gegner, der eine Figur in Knuts Königsstellung geopfert und nicht genug dafür bekommen hatte. Sein Angriff verrauchte, er ließ noch eine Figur stehen und wir führten 2:0. Dann roch ich den Rauch der Friedenspfeife an Brett 1. 

Der Königsinder von Horst und Sven war typischerweise sehr spannend. Sven hatte Vorteil am Damenflügel, Horst massierte seine Kräfte am Königsflügel. Sven brach mit einem Bauernopfer im Zentrum durch, Horst opferte darauf die Qualität. Kurz darauf mußte Sven die Qualität zurückgeben, dabei kam es aber zu einem Abtausch der meisten Figuren. Im gleichfarbigen Läuferendspiel war dann der Freibauer am Damenflügel zu stark. Mölln kam wieder ins Spiel. 

An Brett 4 hatte Mike die Hustenbonbons auf den Tisch gelegt, Jens konterte mit Lübecker Marzipan. Seine Karotten knabberte er aber rücksichtsvoll nicht am Brett. Jedenfalls hat er sich in die Verteidigung reingekniet. Sein Springer hemmte die verbundenen Freibauern im Zentrum, sein Turm nervte mit Schachs von der Seite. Ich weiß nicht, ob es an der Ernährung lag, aber Jens konnte Mike einen Springer abnehmen, worauf Mike sofort aufgab. Überraschend führten wir 3,5:1,5. 

Reiner hatte sich ebenfalls in die Verteidigung reingekniet. Es gelang ihm, viele Figuren abzutauschen. Im Endspiel mit Turm und Springer hatte er reale Chancen, den Freibauern unter Kontrolle zu behalten. Leider stellte er dann seinen Turm ein. 

Hans-Werner Stark hatte mit Schwarz versucht, gegen Alexandra einen Angriff am Königsflügel zu inszenieren. Sie hielt diesem aber stand, und Hans-Werner bot Remis an. Natürlich hat sie angenommen. Der (zwischendurch unerwartete) Mannschaftspunkt war gesichert. 

Bei Samuel war es wegen der heterogenen Rochaden zu den typischen Königsangriffen gekommen. Leider kam Weiß dabei schneller zum Ziel und in einer schönen Schlußkombination drohte er mit einem Matt in 2 auf den geöffneten Linien. 

Dieses 4:4 geht für mich völlig in Ordnung, da es zwischenzeitlich nicht so gut aussah und wir auch diesmal nichts zu verlieren hatten. 

Auch die 5. Mannschaft hatte ein Heimspiel, sie spielten gegen Schwarzenbek. Morgens hatte ich noch gescherzt, dass sie uns gefälligst rächen sollten, da wir vor 3 Wochen gegen Schwarzenbek verloren hatten. Ich konnte ja nicht ahnen, da sie das perfekt umsetzen würden.