Am 12. Juli machten wir uns am frühen Morgen Richtung Süden auf. Ziel war das ca. 400 km entfernte Vellmar. In dörflicher Idylle in Vellmar-Frommershausen wollten wir in der dortigen Rundsporthalle unsere schachliche Qualität unter Beweis stellen. Wir, das waren, Jalel und Brahim Silini und Kolja Maas und ich. Unsere Unterkunft wählten wir in dem nahe gelegenen Kassel aus, so konnten wir abends nach den gespielten Runden bei Döner und Getränken den Tag in städtischer Atmosphäre ausklingen lassen. Aber nun zum Schachlichen dieser Reise.

Jalel hatte sich für die A-Open angemeldet, während Brahim, Kolja und ich uns für die B-Open entschieden hatten. Jalel hatte sich mit Startrang 63 von 68 Teilnehmern im hinteren Teil des Feldes einsortiert. Ebenso waren Brahim 50., Kolja 55. und ich an 78. Stelle von 82 Teilnehmern der B-Open im hinteren Drittel des Feldes gesetzt. Bei dieser schwierigen Ausgangslage konnte ich als einziger den Erwartungen gerecht werden, alle anderen Lübecker konnten diese bei weitem übertreffen. Aber der Reihe nach. Gespielt wurde nach Schweizer System. So hatten wir in der ersten Runde allesamt Gegner aus den oberen Regionen als Spielpartner. Kolja war als erster fertig. In einer russischen Partie, mit einen um über 200 DWZ stärker bewerteten Gegner, konnte er diesen überspielen und fuhr den ersten vollen Punkt ein. Danach gelang Brahim ein schöner Sieg gegen einen ebenfalls DWZ-stärkeren Gegner. Jalel erreichte gegen einen um 250 DWZ-stärkeren Spieler ein tolles Remis. Lediglich ich musste mich einem um 500 DWZ Punkte höher bewerteten Gegner geschlagen geben. Insgesamt ein sehr schöner Start ins Turnier. Am nächsten Tag warteten also wieder starke Gegner und wir hofften, dass die schönen Anfangserfolge uns durch das Turnier tragen könnten. Am Freitag hatten wir allesamt höher bewertete Schachbegeisterte als Spielpartner. Für Brahim und mich war in der Morgenrunde trotz teilweise guter Stellungen nichts zu holen. Kolja und Jalel konnten sich gegen sehr starke Gegner behaupten und erreichten jeweils ein Remis. Am Nachmittag musste Jalel seine erste Niederlage einstecken. Kolja gelang ein weiterer schöner Erfolg, indem er seinem Gegner ein Remis abtrotzen konnte. Brahim gelang ein schöner Sieg. Brahim und Kolja mit jeweils 2 Punkten aus 3 Partien und Jalel mit einem Punkt. Nun ja, und ich kämpfte mich mit 0 Punkten aus drei Partien in bekannte Gefilde vor.

Am Samstag war Bergfest. In der vierten Runde musste Kolja seine erste Niederlage einstecken. Jalel erreichte sein drittes Remis in einem sehr stark besetzten A-Turnier! Brahim gelang ein weiterer Sieg womit er seinen Blick Richtung oberes Tabellenviertel richten konnte. Mir gelang ein schöner Erfolg gegen einen um über 200 DWZ Punkte höher bewerteten Gegner. Puuh. Hierdurch konnte ich der gefürchteten Partie gegen „Spielfrei“ entgehen und mir ein wenig Luft verschaffen. Am Nachmittag konnte Familie Silini 2 volle Punkte einfahren. Jalels erster Sieg, bei nur einer Niederlage und Brahim kämpfte sich mit seinem dritten vollen Punkt in der Spitzengruppe fest. Kolja und mir gelang nicht viel und so verloren wir unsere beiden Partien.

Der Sonntagmorgen startete für Kolja ernüchternd. Sein Gegner hatte sich krank gemeldet und war nicht erschienen. Ein bisschen verwunderlich war, dass derselbe Gegner seine Nachmittagspartie bei bester Gesundheit bestreiten konnte. Nun gut, so ist der Sportgeist mal so, und auch mal anders. Brahim musste sich gegen den Topgesetzten Daniel Contenescu behaupten. Dieses gelang erstaunlich gut und Brahim hatte sich nach wenigen Zügen einen schönen Vorteil herausgespielt. Dann fiel leider auf, dass sich Dame und König bei der Thronbesteigung vertan hatten und so musste nach Herbeiholen des Schiedsrichters die Partie neu begonnen werden. Brahim verlor den zuvor so schön gesponnenen Faden und die Partie. Auch Jalel und ich verloren unsere Partien.

Am Nachmittag stand die Frage im Raum, wie sinnvoll ein schnelles Spiel sein kann. Stand als Belohnung doch die Aussicht einem rascheren nach Hause kommens oder das Fußball WM Finale live mitverfolgen zu können, einem anstrengenden Schachspiel gegenüber. Brahim war nach wenigen Minuten fertig. Remis. Zur Strafe musste er fast 2 Stunden warten bis das WM Finale begann. Und fast 4 Stunden auf das Remis von Jalel. Bei mir war die Luft raus und ich verlor ein letztes Mal bei diesem Turnier. Kolja erreichte ein schönes Abschlussremis. Die zweite Halbzeit des WM Finals wollten wir lieber im Radio verfolgen, da eine zeitige Heimreise uns wichtiger erschien.

Im gesamten Turnierverlauf, bei 27 gespielten Partien, mussten wir uns ausnahmslos gegen DWZ- Stärkere Spieler beweisen. Jalel erreichte im A-Turnier einen tollen 43. Rang (Startrang 63) mit 3 Punkten aus 7 Partien. Brahim verbesserte seine Startposition 50. sensationell, und erreichte mit 4,5 Punkten Rang 13! Kolja wurde mit 3,5 Punkten 39. bei Startrang 55. Und ich kam als 79. Startrang 78,   mit einem Punkt ins Ziel.

Insgesamt ein sehr schönes Turnier. Top organisiert in schöner Umgebung mit reichlich Platz an den bis in C-Turnier mit Bundesliga Spielmaterial ausgestatteten Schachtischen.

Turnierseite