MEA CULPA, MEA CULPA, MEA MAXIMA CULPA

 

Am 10.12. fuhr unsere Mannschaft in der Aufstellung Kololli, Bosselmann, Rietschel, Berdichewskiy, Nehls, Oltzen, Tiedemann und Rosin in das verschneite Kiel, um gegen Doppelbauer zu spielen. Dass man es in Kiel ernst meint, wurde uns spätestens bei der Bekanntgabe der Aufstellung klar, denn Kiel spielte zum vierten Mal in dieser Saison in Bestbestzung und kämpft um den Aufstieg. Vielleicht kann man sich diese Einstellung ja zum Vorbild nehmen...

Ich trat am ersten Brett gegen Mats Beeck an. Zusammen reisten wir nach China und haben den Drachen erlegt. Deshalb liegt es nah, sich auf ein friedliches, freundschaftliches Remis zu einigen. Aber wie schon Sallust sagte: idem velle atque idem nolle, ea demum firma amicitia est. Und wer Mats und mich kennt, der weiß, dass nichts über unseren Ehrgeiz geht. Wir beide wollten gewinnen. Also kam bei uns die Najdorf Variante aufs Brett, wie schon bei der DVM 2015. Wie damals opferte ich eine Figur auf e6, obwohl mir bewusst war, dass er sich (intensiver als ich) mit der Stellung auseinandergesetzt hat. Wäre ich unserer Partie von 2015 gefolgt, hätte die Partie vermutlich auch ein friedliches Ende gesehen. Aber der Ehrgeiz brachte mich dazu abzuweichen, was die Stellung direkt auf -3 kippte. Obwohl ich nichts unversucht ließ, war die Partie nicht mehr zu retten. Ich habe nicht nur meine Figuren im Stich gelassen, sondern auch meine Kameraden.

Die Folgen meines Versagen machten sich auch an den anderen Brettern bemerkbar.

Einige sagen, Geschichte wiederhole sich. Ein Beweis dafür liefert das Duell an Brett 7. Ein Duell, das so alt ist wie die Zeit selbst. Licht gegen Dunkelheit, Feuer gegen Wasser, Batman gegen Superman. All diese gehen hervor aus dem Duell Tiedemann- Rieper. In meinen Jahren an Fins Seite habe ich bei dieser Begegnung schon alles gesehen. Genauso viele Wunder wie Unheile. An diesem Tag bezeugte ich Letzteres. Vermutlich gedrängt durch den Rückstand ,,opferte" er im Spanier zwei Bauern, erhielt aber nicht genügend Kompensation. Als auch der letzte Springer von Fins Brett verschwand, wurde klar, dass der Kampf verloren war.

Die Eröffnung an Brett 8 war sehr originell. Zurecht fiel in der Analyse der Begriff ,,Kneipenschach". Doch nach der Eröffnung beruhigte sich die Partie zunächst. Doch der zwischenzeitige Rückstand trieb Rosin dazu, zu riskant zu spielen. Sein Gegner nutzte dies gekonnt aus und brachte die Partie souverän zu Ende.

Der einzige Hoffnungsschimmer strahlte hell von den Brettern 2 und 3. Ein Schimmern, das sogar aus dem Weltall zu beobachten war.

Toms Gegner hatte mit Weiß sehr passiv gespielt und damit die wichtigste Regel im Schachspiel gebrochen. Denn, so steht es in den Regeln, das Ziel des Spiels ist es, zu gewinnen. Es ist also nicht verwunderlich, dass Caissa selbst in das Geschehen eingriff. Tom tauschte zwei Leichtfiguren für einen Turm ein und riss dabei die gegnerische Königsstellung auf. Außerdem bildete sich bei ihm die Bauernstruktur, die als ,,Panzer" bekannt ist (f7,e7,f5,e5). Mit Caissas Segen und dem Panzer konnte Tom seinen Gegner überrollen.

Thilo spielte an Brett 3 ebenfalls gegen die Najdorf Variante. Sein Gegner verrechnete sich an einer Stelle, was ihn zwei Bauern kostete. Danach hat Thilo ihm gezeigt, wo der Frosch die Locken hat und verkürzte auf 2-3.

Berdichewkiy spielte mit Schwarz eine Drachenvariante, doch anstelle eines feuerspeienden Monsters erschien eine kleine Echse auf dem Brett, die beim Niesen nur Rauch aus den Nüstern pustete. Er tauschte also früh die Damen ab und einigte sich im Endspiel auf Remis.

Bei Oltzen und Nehls machten die Kieler schon früh deutlich, wer auf Gewinn spielt. Erhoffte Überraschungen blieben aus und beide mussten ihre Waffen fallen lassen. 

Auch wenn vermutlich mehr drin war, wird die Niederlage gegen Kiel uns nicht aufhalten. Die starken Gegner in der Liga haben wir hinter uns und wir können jetzt bequem nach vorne spielen. Der nächste Gegner ist dann Norderstedt II. Dann werden wir uns beweisen.