Die Planung dieses Punktspiels begann bereits vor langer, langer Zeit. Nein, ich will jetzt keine Märchen erzählen. LSV III und LSV IV sollten bei Turm Kiel ein gemeinsames Auswärtsspiel austragen, LSV III in der Landesliga gegen Turm Kiel II und wir in der Verbandsliga B gegen Turm Kiel III. Der Mannschaftsführer von Turm Kiel fragte bereits vor einiger Zeit an, ob Thilo (als Mannschaftsführer der 3. Mannschaft) und ich einverstanden damit wären, den Ort des Punktspiels nach Bordesholm und den Zeitpunkt auf 11:00 Uhr zu verlegen. Thilo und ich hatten nichts dagegen. Der Grund für die Verlegung bestand darin, dass Turm Kiel die Punktspiele der ersten drei Mannschaften an einem Ort und zur gleichen Zeit abhalten wollte und die 2. Bundesliga startet eben erst um 11:00 Uhr.

Vor meinem geistigen Auge sollten die Punktspiele in einem sonnenlichtdurchfluteten, perfekt klimatisierten, geräumigen Spielsaal stattfinden, die Atmosphäre sehr gediegen, überall respektvolle Stille, naja, so etwas in der Art. Die Spielbedingungen für die Bundesliga und Landesliga waren dann auch ganz ok, aber leider passten wir in den Saal nicht auch noch mit hinein. Wir durften im Vorraum Platz nehmen. Leider war der das Durchgangszimmer zur Gaststätte, zu den Toiletten und zur Raucherecke. Darüber hinaus gab die Tür zu diesen Räumen bei jedem Öffnen und Schließen ein knarzendes Geräusch von sich, das passte so gar nicht zu meinen Vorstellungen von den idealen Bedingungen.

Aber zum Ausgleich gab es Kaffee und belegte Brötchen umsonst, das hat man auch nicht alle Tage.

Unsere Planungen waren wie erwähnt längst abgeschlossen, da kam noch einmal Bewegung in die Aufstellung. Xavier stürmte zwar in Lübeck nicht so heftig, richtete aber vor allem bei der Bahn und hier auf der Strecke Berlin-Hamburg große Schäden an. Unser Brett 2 (Boris Gruzmann) sollte am Samstag aus Berlin anreisen. Obwohl die Hotline der Bahn mir telefonisch erklärte, dass doch einige Züge führen, haben wir seinen Einsatz abgeblasen, denn die Informationen im Internet waren doch eindeutig, es gab kein Durchkommen. Allein das zu klären, dauerte seine Zeit. Bei der Suche nach Ersatz erreichte ich dann zum Glück Jürgen Erich, der gerne bereit war, bei uns kurzfristig auszuhelfen, vielen, vielen Dank, Jürgen.

Am Sonntag alle pünktlich, nur das Auto der jungen Landesligamannschaft ließ ein ganz klein wenig auf sich warten. Die anderen 3 Autos stellte die Verbandsliga. Bei mir im Auto gab es u. a. das Thema Naturwissenschaften in der Schule. Max stellte die These auf, dass man in Chemie nur stumpf auswendig lernen müsse, wohingegen Physik richtig anspruchsvoll sei. Ich als Lebensmittelchemiker sehe das naturgemäß etwas anders, jedenfalls das mit der Chemie.

Pünktlich in Bordesholm, alles etwas wuselig wegen der insgesamt 3 Mannschaftskämpfe. Kaum hatten wir uns gesetzt, war die erste Partie auch bereits beendet. Joachim Berger an Brett 2 war entweder das Risiko zu spielen zu hoch oder er kennt seinen Gegner aus dem Sandkasten, jedenfalls gab es ein frühes Remisangebot, das angenommen wurde.

Nach einiger Zeit gab es auch bei Sergey Salov an Brett 1 ein friedliches Ende. Horst Mentlein an Brett 3 bekam ein frühes Remisangebot, lehnte aber ab.

Als nächster beendete ich an Brett 7 meine Partie. In einem Panov-Angriff hatte ich mich zu einem frühen Damenausfug nach a4 verleiten lassen, der ungewöhnlich und natürlich auch nicht so gut war. Meinen Entwicklungsvorsprung konnte ich vergessen, aber den Isolani auf d4 konnte ich problemlos abtauschen, da war dann nicht mehr so viel los, remis. Als mein Gegner und ich vom Analysieren zurückkamen, gab es ein weiteres Remis von Ulrich Böttcher an Brett 4 zu notieren.

Horst hatte in seiner Partie die Qualität gewonnen, aber entscheidend war dann, dass die gegnerische Dame vom Geschehen abgesperrt war. So konnte er mit Dame, Turm und einem lästigen Bauern auf f6 dem schwarzen König das Leben schwer machen. Der wurde nur von einem Springer unterstützt, während die Dame aus der Ferne zuschauen musste. Dieser Springer fiel dann aber einer Bauerngabel zum Opfer. Mit einem Turm weniger wurde nach etwas weiter gespielt, bis der Turm Kiel-Spieler ein Einsehen hatte. Das war die Führung zum 3:2.

Jürgen Erich an Brett 8 hatte auch ein frühes Remisangebot abgelehnt, stand aus meiner Sicht aktiver und hatte Angriffsziele. Aber hier gab es dann das fünfte Remis zum 3,5:2,5.

Stephan Lübeck brachte uns mit seinem schön herausgespielten Sieg den Matchpunkt ein. Auch hier stand die gegnerische Dame etwas im Abseits, hier entschied dann ein unwiderstehlicher Angriff auf dem Klassikerfeld f7.

Heiko Rickert, unser Schwarzexperte, der heute zum 8. Mal hintereinander in Punktspielen die schwarzen Figuren führte, stand bei eigener knapper Zeit ziemlich gedrückt und bei noch ziemlich vollem Brett irgendwie verdächtig.

Aber es gelang ihm nicht nur die Zeitkontrolle zu erreichen, sondern auch die bessere Stellung zu erhalten. Und auch hier waren es die Damen, die das Spiel entschieden. In einem Damenendspiel war Heikos König aufgerückt und konnten den gegnerischen König in der Ecke zur Aufgabe bewegen.

Insgesamt ein Erfolg, der diesmal nicht zu hoch ausfiel. Wir haben immer noch keine einzige Partei verloren. Aber der nächste Test wartet schon, im November kommt die Kieler SG nach Lübeck…