Am 22.Juli musste die erste Lübecker Mannschaft in der Deutschen Schach-Online-Liga auswärts gegen den SV Dinslaken antreten. Normalerweise wäre das eine Fahrt von knapp fünf Stunden gewesen, aber in der DSOL waren zehn Minuten ausreichend, um dann im LSV-Vereinsheim die Notebooks anzuschalten. Nur unser Spitzenbrett spielte von zuhause aus (nehme ich zumindest an), die anderen drei Recken saßen mit dem gebührenden Sicherheitsabstand an den Tischen im Verein.

Die Schachfreunde aus Dinslaken hatten ihre ersten drei Wettkämpfe gewonnen und wollten es gegen uns anscheinend wissen, denn mit IM Christof Sielecki saß einer der bekanntesten deutschen Schach-Streamer am digitalen Spitzenbrett und an den anderen drei Brettern waren die Wertungszahlen unserer Gegner besser. Technisch lief dieses Mal alles einwandfrei bis auf einen kurzzeitigen Verlust der Verbindung zum Server, aber da lief beim Stand von 2,5-0,5 nur noch die Partie von Horst, der nach Wiederherstellung der Verbindung dann die von seinem Gegner angebotene Zugwiederholung annahm.

Bei einem Online-Mannschaftskampf gibt es einige Unterschiede zum normalen "Over the board" Schach. Man kann zum Beispiel die anderen Stellungen sehen, ohne dass man vom Brett aufstehen muss. Dafür ist es wiederum nicht so leicht zu erkennen, wer am Zug ist - zumindest nicht auf einem Notebook-Bildschirm und man kann in der Browser-Darstellung auch nicht eine Partie auswählen, um sie größer darzustellen. Die Kommunikationsauswahl "Gegner oder alle" schränkt zumindest meine persönliche Motivation zu chatten ziemlich ein. Aber die für alle sichtbare Live-Übertragung aller Partien ist in meinen Augen ein echter Vorteil der DSOL gegenüber dem normalen Spielbetrieb und der Download der Partie direkt nach dem Ende erspart einem das mühsame Eingeben der Züge. Ich bin gespannt, ob sich dieses Format in den kommenden Jahren etabliert, dann nicht als Alternative, sondern als sinnvolle Ergänzung zum regularen Spielbetrieb!

Zum Kampfverlauf: Die Partie von Frederik konnte ich bis kurz vor dem Ende nicht einschätzen - die Thematik "schwacher Doppelbauer vs.starkes Läuferpaar" schlug allerdings am Ende doch deutlich zugunsten des Läuferpaares aus, allerdings erst, nachdem sich einer von ihnen abgetauscht hatte. In meiner Partie hatte Weiß Raumvorteil und einen starken Springer auf d6, aber keine Bauernhebel. Nachdem mein Gegner die Qualität eingestellt hatte, konnte auch der starke Springer die Partie nicht mehr retten. Andreas verbrauchte viel Zeit und war froh, als sein Gegner nach einem schwächeren Zug Remis anbot. In der Partie von Horst wechselte der Vorteil einige Male hin und her, so dass das abschließende Ergebnis in meinen Augen gerecht war. Alles in allem war der Mannschaftssieg nach meinem Dafürhalten verdient und lässt uns hoffen, dass wir doch noch die Endrunde erreichen können, denn die Tabellensituation ist zurzeit so, dass Platz 2-4 punktgleich sind: DSOL Liga 1 D

Hier noch die Partien, versehen mit einigen textlosen Anmerkungen: